Antwort schreiben 
佐藤天彦九段 verliert Partie aufgrund eines Verstoßes gegen Maskenregeln
Verfasser Nachricht
梨ノ木


Beiträge: 457
Beitrag #1
佐藤天彦九段 verliert Partie aufgrund eines Verstoßes gegen Maskenregeln
Aus aktuellem Anlass, ein paar interessante Nachrichtenmeldungen und eine Diskussion zum Thema "Masken in Japan".

Mit der Rückkehr der ausländischen Touristen, kommt es wohl nun öfter zum Aufeinandertreffen von unmaskierten Touristen und maskierten Japanern in der Öffentlichkeit - mit teilweisem Unverständnis auf beiden Seiten.

Hierzu sei angemerkt, dass der japanische Permierminister der Bevölkerung behutsam mitgeteilt hat, dass die Masken im Freien im Prinzip nicht getragen werden müssen. Auch das Gesundheitsministerium sei bemüht die Bevölkerung zu einem anderen Umgang mit Masken im Freien zu bewegen.

Dazu ein englischer Artikel auf Japan Today



Zur Diskussion passt dann auch der Fall eines absoluten Top-Shogi-Spielers, der eine seiner letzten Partien deshalb verloren hat, weil er während des Spiels seine Maske für längere Zeit abgesetzt hatte.

Hier das Nachrichtenvideo und
noch dazu eine (wie ich finde sehr empfehlenswerte) Video-Diskussion zwischen einer Profi-Shogi-Spielerin und einem Anwalt zum aktuellen Fall. [sehr gute Tonqualität, deutliche Aussprache der beiden und komplett japanisch untertitelt.)
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.11.22 12:45 von 梨ノ木.)
13.11.22 12:43
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
harerod


Beiträge: 375
Beitrag #2
RE: 佐藤天彦九段 verliert Partie aufgrund eines Verstoßes gegen Maskenregeln
Herzlichen Dank für diesen Beitrag.
Ich habe seit Mitte/Ende Oktober, kurz nach Aufhebung der Einreisesperre für Individualtouristen, wieder mehr persönlichen Kontakt mit japanischen Dienstleistern (z.B. Hotels, Autovermieter). Mein Eindruck ist vor allem, dass selbst direkt Betroffene wenig Ahnung von der aktuellen Rechtslage haben. Dazu kommen dann die über fast drei Jahre eingeimpften Verhaltensmaßregeln mit Abstand, Maske und genereller Kontaktsparsamkeit.
Der Artikel beschreibt, wie ich mir eine Reise aktuell vorgestellt habe. Die gebeutelte Tourismusindustrie wünscht sich dringend und so schnell wie möglich Besucher. Ich denke jedoch, man sollte den Leuten noch ein wenig Zeit über den Winter geben, um sich an die neue Lage zu gewöhnen. Im Moment macht ein Besuch um Kissaten oder Onsen allen Beteiligten nur wenig Spaß.
So nebenbei darf man auch nicht vergessen, dass man auf dem Hinflug fast einen ganzen Tag die Atemluft mit tausend ungetesteten und unmaskierten Menschen teilt.

Die Bilder sind zwar vom Februar 2021, die Botschaft ist aber immer noch aktuell:
https://harerod.de/lbr/nihon1809/pics/1080/Kazuno1.jpg
https://harerod.de/lbr/nihon1809/pics/1080/Kazuno2.jpg
https://harerod.de/lbr/nihon1809/nihon1809.html#181015B

Aus einer Email aus Japan, vom 08.11.2022:
"In towns with many elderly people, such as rural towns in rural Japan, there are places that are sensitive to the Covit19 and keep tourists away.
However, tourism business operators and people like us who deal with foreign visitors to Japan want more foreign tourists to come.You are most welcome."
13.11.22 15:05
Webseite des Benutzers besuchen Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Haruto


Beiträge: 382
Beitrag #3
RE: 佐藤天彦九段 verliert Partie aufgrund eines Verstoßes gegen Maskenregeln
“When in Rome, do as the Romans do”
dieses Sprichwort wird in dem oben verlinkten Japan Today - Artikel genannt.
Auf japanisch lautet es
ごうはいっては郷にしたが

als deutsche Entsprechung wird üblicherweise das Sprichwort genannt
"andere Länder, andere Sitten"
was freilich nicht die implizierte Aufforderung enthält, sich den fremden Sitten anzupassen. Im Gegenteil, wir dürfen uns im Zweifelsfall darüber lustig machen.

Ob die Denkweise der Japaner (arg pauschalisiert gesagt) so viel anders ist, da kommen mir immer mehr Zweifel. Das Anpassen an fremde Sitten wird äußerlich sehr eifrig betrieben, aber innerlich scheint die japanische Lebenseinstellung (vereinfacht gesagt: Rücksicht auf andere ist wichtiger als die eigenen Bedürfnisse; denn das Selbst definiert sich nur durch die umgebende Gesellschaft) unverrückbar.
Einen japanischen Kollegen, der mehrere Jahre in Deutschland gelebt und das unreglementierte Leben hier sichtlich genossen hat, habe ich vor seiner Rücksendung nach Japan gefragt, ob er sich denn wirklich problemlos in die so anders funktionierende japanische Gesellschaft wieder wird integrieren können. Nach einer überraschten Reaktion, wie gut ich das Problem verstehe, meinte er: 問題ない、自分がぱっと変わる - Kein Problem, ich kann mich auf einen Schlag ändern.

Interessanterweise gibt es in Thailand ein Sprichwort, das dem japanischen (s.o.) recht ähnlich ist, aber den Aufforderungscharakter noch deutlicher auf den Punkt bringt:
เค่าเมืองตาหฺลิ่วต็้องหฺลิ่วตาตาม
khau müang taa liu, tong liu taa taam *
"Wenn du in ein Land kommst, in dem alle ein Auge zudrücken (wörtlich: das Augezudrück-Land), musst du auch ein Auge zudrücken."
Der Besucher wird damit ganz unverblümt aufgefordert, die Sinnhaftigkeit der fremden Gepflogenheiten nicht zu hinterfragen. Gleichzeitig wird er sich natürlich seiner zwei Augen (Überlegenheit?) immer bewusst bleiben und sie auch offenhalten wenn er sich unbeobachtet fühlt.

Das Problem, dem sich westliche Touristen in Japan derzeit konfrontiert sehen, ist meiner Meinung nach, dass die Japaner nicht verstehen können, wo denn das Problem liegt...
Oder, um zu verstehen warum in Japan etwas anders funktioniert als im Westen, hat mir besagter Kollege diesen Satz als mögliche Standard-Erklärung beigebracht:
世界の常識は日本の非常識だから…

[* Umschrift nach einem inoffiziellen System, das sich die Ähnlichkeit der deutschen und thailändischen Vokale zunutze macht. Leider nicht verbreitet, da nicht international anwendbar]
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.11.22 00:40 von Haruto.)
13.11.22 22:19
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
梨ノ木


Beiträge: 457
Beitrag #4
RE: 佐藤天彦九段 verliert Partie aufgrund eines Verstoßes gegen Maskenregeln
(13.11.22 22:19)Haruto schrieb:  “When in Rome, do as the Romans do”
dieses Sprichwort wird in dem oben verlinkten Japan Today - Artikel genannt.
Auf japanisch lautet es
ごうはいっては郷にしたが

Ich frage mich nur, ob diese Sprichwörter tatsächlich auf das gemünzt waren, was wir in diesem Fall (Masken auch im Freien etc. - für Menschen ohne jegliche Krankheitssymptome/Heuschnupfen etc.) erleben.

Vielmehr denke ich, dass es sich um Sitten und Bräuche handelte, die aus Kultur, Religion und Tradition stammen und über die man sich deshalb als Gast nicht hinwegsetzen sollte - allein der Höflichkeit und des Respekts wegen.

Davon kann bei der aktuellen Maskerade meines Erachtens keine Rede sein. Es handelt sich eher um irrationales Verhalten, verursacht durch Panikmache verantwortungsloser Regierungen und einiger ihr nahstehender Wissenschaftler, unter tatkräftiger Mithilfe unkritischer Medien.

Die Problematik besteht weniger darin, sich als unmaskierter Tourist über Traditionen und Verhaltensweisen mit einem tieferen kulturellen/religiösen Hintergrund hinwegzusetzen, sondern vielmehr darin, dass man als potentielle Gefahrenquelle wahrgenommen wird, wenn man nachweislich unsinnige Handlungen nicht vollzieht.

Da diese aber nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern zudem auch den Kontakt zu Einheimischen und Eindrücke, die man als Tourist sammeln möchte negativ beeinflussen (möglicherweise gibt es Leute, die das überhaupt nicht stört), handelt es sich auch nicht um eine Kleinigkeit, bei der man eben ein (oder gleich zwei) Auge zudrücken kann.

Zumindest im Video zwischen der Shogi-Spielerin und dem Anwalt sprach die Spielerin davon, dass wohl der Großteil der professionellen Spieler es begrüßen würde, wenn man die Masken, zumindest während der Partien, nicht mehr tragen müsste. Bei Gesprächen danach könnte man sie ja wieder aufsetzen.

Ungeachtet der Frage nach der Sinnhaftigkeit des Tragens von Masken im Gespräch, wenn alle am Gespräch beteiligten gesund sind, scheint es sich also nicht um Maßnahmen zu handeln, die irgendeinen tieferen kulturellen/religiösen Hintergrund haben.

Von daher kann ich sehr wohl nachvollziehen, dass Besucher in Japan so ihre Schwierigkeiten mit den Masken haben (vor allem wenn erwartet wird, dass man sie auch als kerngesunder Mensch trägt). Für mich bedeutet das lediglich, dass ich solange von einer Reise nach Japan absehe, bis man dort nicht mehr als Gefahrenquelle wahrgenommen wird und auch der Mehrheit der Japaner ins unmaskierte Gesicht blicken kann.

Da die Regierung Japans versucht die Menschen wieder zu beruhigen und Menschen in Japan davon berichten, dass immer mehr (wenn auch immer noch vergleichsweise wenige) Japaner zumindest im Freien und im privaten Bereich auf die Masken verzichten, wird es hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern, bis wieder so etwas wie Normalität und angemessener/unaufgeregter Umgang mit gewöhnlichen Atemwegserkrankungen** einkehrt.



**
Age-stratified infection fatality rate of COVID-19 in the non-elderly informed from pre-vaccination national seroprevalence studies
14.11.22 08:57
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
佐藤天彦九段 verliert Partie aufgrund eines Verstoßes gegen Maskenregeln
Antwort schreiben 


Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
Warum ist Japan so stark gegen Einwanderung? AusländerJapan 45 28.783 24.08.15 21:51
Letzter Beitrag: Hellstorm