@ Yano
Eine mögliche Kanji-Abschaffung ist sicher für viele Japaner ein emotionales Thema. Ich erinnere mich das Frau Kodama, eine deutschlernende Japanerin bei Lang-8, vor einiger Zeit mal berichtete, das sie in einem Buchladen in Japan ein Buch gesehen hat in dem (offenbar auch noch von einem japanischen Autor) die Abschaffung der Kanji und der komplette Übergang auf Hiragana gefordert wurde. Sie war darüber so empört und aufgeregt, das sie sofort den Buchladen verließ ohne sich das Buch näher anzusehen. Offenbar scheint das Thema sehr emotionalisiert zu sein.
Zweifellos ist das japanische Schriftsystem eines der kompliziertesten der Welt. Viele Texte enthalten Kanji, Hiragana, Katakana und auch noch Begriffe oder Abkürzungen in lateinischen Buchstaben, stellen also ein Gemenge aus vier Schriftsystemen dar!
Das größte Problem ist ja nicht nur die Anzahl der Kanji sondern vor allem die Vielfalt der Lesungen. Wirft man dagegen mal einen Blick auf Chinesisch, kommt einem das dann fast schon einfach vor, da hier im Normalfall einem Zeichen auch eine Aussprache zugeordnet ist.
In japanisch dagegen gibt es zahlreiche Lesungen und man kann nie 100% sicher sein, das diese Lesung richtig ist, wenn man das Wort nicht kennt. Wenn ein Japaner auf ein für ihn unbekanntes Wort in Kanji trifft, dann kann er zwar aufgrund seiner sprachlichen Erfahrung mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, wie dieses Wort gelesen wird, 100% sicher kann er aber bestimmt nicht sein. Stellen wir uns mal vor ein Japaner reist durch Japan und liest den Namen einer kleinen Ortschaft, von der er noch nie vorher etwas gehört hat (in Kanji-Schreibweise). Ich glaube da gibt es wohl keinen Japaner, der sein Monatsgehalt darauf wetten würde das er es genau so liest wie es ausgesprochen werden soll.
Es wäre ja schon eine nützliche Reform, wenn man die Aussprachen auf ein bestimmtes Maximum begrenzen würde. Ein Kanji darf demnach, sagen wir mal, nur noch maximal 4 Lesungen haben. Das wäre schon eine Erleichterung, mit solchen "
Lesungsmonstern" sollte dann Schluss sein.
Ausserdem finde ich das es sinnvoll wäre, ein Verbot für die Erzeugung von neuen Speziallesungen (jukujikun) einzuführen. Besonders bei Namen gibt es ja diese (un-)Sitte sich seinen Namen aus seinen Lieblingskanjis zu basteln, unabhängig von deren tatsächlicher Lesung, so das man dann auf Visitenkarten eine Übersetzung in Katakana hinzufügen muss, da selbst ein Japaner das nicht ohne weiteres lesen kann.