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Aus einem Brief
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shakkuri


Beiträge: 1.387
Beitrag #11
RE: Aus einem Brief
(09.04.09 15:35)Gast schrieb:  
(09.04.09 15:17)Kiara schrieb:  "Kennte" gibt es nicht. Höchstens "kannte", aber das wäre die Vergangenheit.

Sagt Dir "Konjunktiv 2" etwas?

@yamada "kennte" wäre hier eigentlich richtig, klingt aber für viele Ohren veraltet.

Aber wieso ist "Blasenprobleme im Glas: Wer kennt sie nicht?" Konjunktiv2 ? Das seh ich eigentlich nicht so. Deshalb finde ich "kennte" hier nicht richtig.

接吻万歳
10.04.09 10:07
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icelinx


Beiträge: 716
Beitrag #12
RE: Aus einem Brief
Es ist ein von mir oft beobachtetes Phänomen, dass Nicht-Muttersprachler die Grammatik bzw. den Duden als eine Art "Bibel" sehen, deren Worte man folgen sollte.
Tatsache jedoch ist, dass sich die Deutsche Sprache wandelt und viele Dinge des Dudens nicht mehr zeitgemäß sind bzw. nur noch in sehr begrenztem Terrain Sinn machen.
Dazu gehört schon seit geraumer Zeit der überwiegende Teil der Verben bzgl. Konjunktiv II.
Sicher ist es, duden-gemäß, richtig "Wenn ich ihm hülfe, wäre er dankbar", jedoch (unfreiwillig) komisch und einfach nicht angemessen. In der Poesie vielleicht noch.

Darüber hinaus wäre es auch nicht korrekt, an der Stelle den Konjunktiv II zu verwenden:
"Wer kennt es nicht?" gibt einem keine Veranlassung dazu.
10.04.09 21:30
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Ma-kun
Thronregent

Beiträge: 2.021
Beitrag #13
RE: Aus einem Brief
Wir könnten zu diesen Feinheiten ein eigenes Thema eröffnen. Ich fürchte in "aus einem Brief" würde man die interessanten Ideen zum Gebrauch des Konunktivs im Alltagsdeutschen nicht suchen.
11.04.09 11:34
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Botchan


Beiträge: 642
Beitrag #14
RE: Aus einem Brief
Zitat:Darüber hinaus wäre es auch nicht korrekt, an der Stelle den Konjunktiv II zu verwenden:
"Wer kennt es nicht?" gibt einem keine Veranlassung dazu.

So? Nun, das glaube ich nicht. Zumindest klingt in meinen Ohren:

"... - wer weiß das nicht?" deutlich weniger vertraut als "... - wer wüsste das nicht?" (= das weiß doch jeder).
oder
"... - wer bleibt da zu Haus?" deutlich weniger vertraut als "... - wer bliebe da zu Haus?" (= alle gehen hin)
oder
"Wer kommt auf die Idee, ..." deutlich weniger vertraut als "Wer käme auf die Idee, ..." (= natürlich niemand)

Und warum soll, was für "wissen", "bleiben" und "kommen" gilt, bei "kennen" falsch sein ... *ungewöhnlich* - mag sein, aber *falsch*?

Dass heutzutage die Konjunktivverwendung (im Vergleich zu z. B. vor 50 Jahren) deutlich zurückgegangen ist, ist sicher wahr. Und sicher auch, dass die meisten Leute nicht mehr wissen, wann Konjunktive zu verwenden waren/sind und welche. (Wobei man hier fragen kann, was zuerst da war: die Henne oder das Ei.)
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.04.09 14:30 von Botchan.)
14.04.09 14:30
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yamaneko


Beiträge: 3.687
Beitrag #15
RE: Aus einem Brief
(10.04.09 04:32)yamada schrieb:  Sic transit lingua:
[Bild: 5w52-8b.jpg]

Ich hatte, wie von Ma-kun vorgeschlagen, ein neues Thema mit dem Titel Konjunktiv II aufgemacht. Dort habe ich geschrieben, daß ich keine der Formen, die yamada angeführt hat, je verwendet habe.
Da ich ohne Beachtung geblieben bin und man die Titel hier ja ergänzen kann, habe ich wieder gelöscht.

14.04.09 17:37
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Koumori


Beiträge: 403
Beitrag #16
RE: Aus einem Brief
Nur zur Beruhigung für unsere japanischen Freunde möchte ich noch erwähnen, dass ich die Infinitive "kiesen" und "klieben" zum ersten Mal in meinem Leben sehe (Abi und Studium haben da nicht geholfen). Nachdem ich "gekoren" gelesen und die englische Übersetzung "to choose" gefunden habe, fällt mir ein, dass "er/sie wurde dazu auserkoren" offensichtlich daher kommt - das habe ich inzwischen auch im Internet bestätigt gefunden. "Auserkoren" ist die einzige Form dieses Verbs, der ich in meinem Leben je begegnet bin. Und "klieben" (alt-süddeutsch für "Holz spalten") ist mir überhaupt gerade zum ersten Mal begegnet. Und auch einigen süddeutschen Freunden, die ich gefragt habe. Seid also nicht deprimiert, wenn Ihr diese Wörter nicht kennt.

^^;~;^^
14.04.09 22:26
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Gast
Gast

 
Beitrag #17
RE: Aus einem Brief
http://wwwErgebnisse 1 - 10 von ungefähr 29.700 für kennten. (0,15 Sekunden)
http://www.wer-weiss-was.de/theme143/article588374.html

Hallo,

ich bin nun schon zweimal in der Zeitung über die Verbform "kennten" gestolpert, die mir vorher noch nie so aufgefallen ist. Ich dachte immer es hieße "gekannt haben". Ist "kennten" ein Produkt der neuen Rechtschreibung oder gab es diese Form schon immer?

Hier nochmal das Beispiel: "(...) das Publikum jedoch einen sehr homogenen Meinungsaustausch, bei dem Herr Milberg darüber maulte, dass die anderen mehr Fremdwörter kennten als er (...)"
Ich habe gegoogelt, aber mich nicht eingeloggt
yamaneko
14.04.09 23:36
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Botchan


Beiträge: 642
Beitrag #18
RE: Aus einem Brief
Die Form gab es natürlich schon immer. Es ist einfach der Konjunktiv II (Präteritum) von "kennen". Und wenn man ihn "neudeutsch" umschreiben will, dann ist die Umschreibung nicht "gekannt haben", sondern "kennen würden" (= Konditional = nachzeitiger Konjunktiv II), also:

"(...) dass die anderen mehr Fremdwörter kennen würden als er (...)"

Wie gesagt: Konjunktive geraten immer mehr außer Gebrauch, aber natürlich gibt/gab es sie. Ein ähnlicher Fall wie "kennen" ist z. B. "wollen": Der Konjunktiv II lautet "wollte" (wie "kennte"), nicht etwa "wöllte", wie man ab und zu liest:

"Wenn er nur wollte, könnte er uns durchaus helfen, aber ..."

@Koumori: Ein Wagnerianer bist du wohl grad nicht. :-) In Wagners Opern gibt es "kiesen" alle Nase lang, z. B. in der Walküre:

"Lass ihn dir künden, wie das Los er gekiest." oder "Dir, Wälsung – höre mich wohl: dir ward das Los gekiest."

Und du hast Recht: Das Partizip II dazu heißt "erkoren". Später ersetzte man "kiesen" durch "küren" - z. B. noch in "Kurfürst" oder "Kür" (im Gegensatz zu "Pflicht") -aber heutzutage sind sowohl "kiesen" als auch "küren" veraltet; jetzt heißt es "wählen".
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.04.09 06:26 von Botchan.)
15.04.09 06:17
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