Anonymer User
Gast
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Beitrag #1
Drama um die 47 Ronin
Ich habe leider vergessen wieviele Ronin es waren, aber das Drama ist sehr beruehmt in Jaoan. Ihr Daimyo musste wegen eines Mordversuchs an einem anderem Daimyo Seppuko machen.
Nun meine Frage (Hab leider keine Ahnung wo sie reinpasst):
Weiss irgendjemand, warum es in Japan schlimmer war im Garten unter den Kirschblueten Seppuko zu machen als im Haus?
Ich habe einen Film gesehen, und da war das Problem, dass ein Freund des Daimyos den Shogun gebeten hat ihn nicht im Garten den Seppuko machen zu lassen.
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01.07.04 20:28 |
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Koorineko
Beiträge: 913
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Beitrag #2
RE: Drama um die 47 Ronin
Es waren 47 Ronin, einer ist gestorben 46 haben Seppuku gemacht.
Ich habe keine Ahnung, warum es im Garten schlimmer ist. Vielleicht weil Blut auf die Sakura tropft und es so etwas wie Unglück bringt. Oder es fällt beim Anblick der Sakura schwerer (Melancholie). Reine subjektive Spekulation.
Übrigens ist noch heute die Selbstmordrate in Japan fast doppelt so hoch wie bspw. in den USA. Dafür ist die Mordrate nur 1/7 der USA.
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02.07.04 18:39 |
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Bitfresser
Beiträge: 1.702
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Beitrag #3
RE: Drama um die 47 Ronin
Was fuer eine Bedeutung hat denn der "niwa" fuer den Japaner?
Nun, ich denke der Selbstmord ist in Japan ein tiefverwurzelter Akt des Bewusstwerdens, wieviel man der Gesellschaft noch dienlich ist. Selbstmorde aus reinem Selbstzweck sind eher selten denke ich.
Es waehre interessant mal nachzuvollziehen, wie viel Menschen sich in Japan aus Liebeskummer umbringen und wieviel sich umbringen, weil sie annehmen, dass sie ihre Funktion im sozialen Gefuege verloren haben.
Ich denke naemlich keine Europaer oder Amerikaner wuerde sich umbringen, weil er glaubt, dass er seinem Chef nicht mehr nuetzlich ist.
If you have further questions ...
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02.07.04 18:50 |
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gokiburi
Beiträge: 1.415
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Beitrag #4
RE: Drama um die 47 Ronin
Zitat: Nun, ich denke der Selbstmord ist in Japan ein tiefverwurzelter Akt des Bewusstwerdens, wieviel man der Gesellschaft noch dienlich ist. Selbstmorde aus reinem Selbstzweck sind eher selten denke ich.
Diese Verbindung von "Japan" mit "Selbstmord" riecht für mich doch sehr nach nihonjin-ron, seien wir lieber vorsichtig mit solchen Äußerungen. Und was meinst du mit "Selbstzweck", rein rhetorisch gefragt...
Die möglichen Gründe für Suizid sind vielfältig, und die ungebende Kultur spielt vor allem heute wohl nur noch eine untergeordnete Rolle. Wenn wir ihren Einfluß überbewerten, speziell für Japan gesprochen, gelangen wir wieder auf das Glatteis der Verklärung und Romantisierung.
Meines Wissens ist die Suizid-Rate z.B. in Samoa noch signifikant höher als in Japan...
gokiburi, der zu diesem Thema empfiehlt: PAULY, Ulrich, "Seppuku - Ritueller Selbstmord in Japan" (oder so)
♪♪あぁ蝶になる、あぁ花になる、
恋した夜はあなたしだいなの、♪♪
あぁ今夜だけ、あぁ今夜だけ、
もうどうにもとまらない!!! ♪♪ 山本リンダ
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02.07.04 19:09 |
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Koorineko
Beiträge: 913
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Beitrag #5
RE: Drama um die 47 Ronin
Das mit Samoa kann schon sein. Ich habe die Zahlen auch unkommentiert gelassen, weil ich keine Ahnung habe, worin der Unterschied besteht.
Ich kann mir allerdings schon vorstellen, daß der gesellschaftliche Druck in Japan noch heute wesentlich höher ist als in vergleichbaren westlichen Ländern.
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02.07.04 19:18 |
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Ex-Mitglied (bikkuri)
Gast
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Beitrag #6
RE: Drama um die 47 Ronin
Ich denke, er meint die Durkheim´sche Unterscheidung zwischen altruistischem und egoistischem Selbstmord, wobei letzteres dem Selbstmord als Selbstzweck entspräche. Suizid gibt es überall, nur unterscheiden sich die Arten deselben, wie schon anklang. Und ich gebe der Schabe Recht, da ist man schnell in der Ecke des verklärerischen Japan-Diskurses und bei der Samuraiisierung der japanischen Gesellschaft. Aber diesem Stereotyp setzen die meisten auf, nicht zuletzt die fleißigen Hagakure-Leser, die das gar nicht anders wollen ^.^
Übrigens, ich weiß nicht mehr genau wo, aber proportional zur Einwohnerzahl ist die Selbstmordrate in einem skandinavischen Land höher, ich denke, es war Finnland.
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02.07.04 19:38 |
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Koorineko
Beiträge: 913
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Beitrag #8
RE: Drama um die 47 Ronin
Also wer Selbstmord in einer Kultur verklärt ist nicht mehr ganz bei sich! Ich mag ja dieser Kultur abstammen, aber Mord unf Selbstmord jeglicher Art und aus jeglichem Grund ist abartig. Das kann man nur als dunklen Punkt der Kulturgeschichte sehen.
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02.07.04 21:57 |
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gokiburi
Beiträge: 1.415
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Beitrag #9
RE: Drama um die 47 Ronin
...wobei es aber wahrscheinlich nur allzu menschlich ist, Suizid gleichsam in einen "morbiden Mantel schwarzen Samtes" zu hüllen. Dafür braucht man nicht bis nach Japan, ein Blick in die nähere Umgebung genügt doch bereits: die Auswirkungen Goethes "Jungen Werther", die Epoche des "fin de siecle" (war das korrekt? mein Französisch beschränkt sich auf das Lesen einer Speisekarte...) oder die Suizidwelle der 20er Jahre in Verbindung mit der Melodie vom "Gloomy Sunday"...
Zur Gothic-Szene kann ich nichts sagen, bin da nicht in der Materie drinnen, aber ist da nicht oft auch so eine Art Koketterie mit dem dürren Sensenträger?
Was ich eigentlich sagen will, ist, daß eine Verklärung des Freitods wohl nie so ganz zu vermeiden ist, doch sollte man nicht vergessen, daß es sich um einen DUNKLEN Teil der Kultur handelt, wobei ich Koorineko zum zweiten Mal heute zustimmen muß...
gokiburi, die Schabe...
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.07.04 21:45 von gokiburi.)
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02.07.04 22:18 |
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Ex-Mitglied (bikkuri)
Gast
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RE: Drama um die 47 Ronin
Apropos Verklärung des Freitodes... man sollte wohl hierzu Mishimas "aikoku" lesen, dort wird das exzessiv betrieben.
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02.07.04 22:27 |
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