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Transkriptionstips
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Beiträge: 343
Beitrag #1
Transkriptionstips
Hallo,

ich stehe gerade vor folgendem Problem: Ich habe eine Menge Meiji und Edotexte, hauptsächlich Kuzushibun, die ich möglichst effizient transkribieren möchte. Das große Problem ist hier nicht die Sprache oder das Lesen selbst, sondern die Form, in die ich das Ganze bringe. Ich könnte unter Word ein Dokument anlegen, in welches ich nach dem Entziffern zuerst einmal die Kana eintrage und dann überlege, wie ich das dann weiterverwende. Optimal wäre eine komplette Reproduktion des Originaltextes mitsamt alten Kanji und Furigana, also wie in japanischen Gendaiban. Dafür scheint mir Word allerdings nicht gerade optimal. Ersteinmal ist dort die Furigana-Funktion extrem instabil und relativ umständlich in der Benutzung. Latex ist für Japanisch auch nicht gerade optimal. Ich bräuchte also einen Software Tip.

Zudem müsste ich von irgendwoher die alten Kanji bzw auch seltene Ateji bekommen. Ich bin mir sicher einmal ein tolles System online gefunden zu haben, welches das Einfügen von Kanjivarianten per Unicode ermöglicht.

Ich weiß, ich müßte hier am besten zuerst bei meinem Betreuuer nachfragen aber vielleicht hat hier ja jemand einen klugen Arbeitsablauf, den er bereit ist ein wenig vorzustellen. Es geht mir eigentlich hauptsächlich darum, die Arbeit etwas zu streamlinen, so daß ich auch größere Textmengen verarbeiten und archivieren kann, ohne das Risiko später alles noch einmal machen zu müssen.

Cheers

V.


edit: Ich habe mir mittlerweile einige Fragen selbst beantworten können. Latex funktioniert definitiv, obwohl die Einrichtung ein echter Albtraum ist. Jetzt funktioniert es und Furigana sind auch kein Problem mehr (außer das Zentrieren). Alte Kanji sind super in der Unihan-Datenbank zu finden: http://www.unicode.org/charts/unihan.html oder, ein wenig schneller über das IME-Pad unter Windows. Eigentlich unfassbar wie schlecht die Furigana-Implementierung unter MSWord wirklich ist. Selbst in der 2007er gibt es das Ganze nur als Makro, zwar mit Knopf, implementiert. Bei Änderungen der Originalfont geht alles sofort kaputt. Eine echte Katastrophe. Bei Latex hat man immerhin die Gewißheit seine Daten nicht zu verlieren, da exportfähig.

An dieser Stelle würde mich wirklich interessieren, wie hier in Japan die Bücher und Zeitschriften gesetzt werden. Also mit welcher Software und auf welche Weise.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.09 17:56 von filter.)
29.11.09 14:56
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sora-no-iro
Ex-Moderator

Beiträge: 1.208
Beitrag #2
RE: Transkriptionstips
Hallo filter!

Ich hoffe dass ich dir etwas helfen kann. Doch ich weiß nicht was bei dir Problem ist. Meinst du die Funktion, wobei die Furigana für die alten Kanji automatisch hinzugefügt werden? Dann muss man in der Regel für sich selbst die Wort-Registrierung(単語の登録) in die IME machen. Und damit wird 辞書ツール geändert. Dabei werden die alten Kanji und Furigana zusammen registriert.
Diese Seite ist dir vielleicht hilfreich. Auch die ähnlichen Seiten befinden sich in Internet.
Oder möchtest du die alten Kanji benutzen, die noch nicht in IME bestehen?

Denn zur Verödung unseres modernen Lebens gehört es, daß wir alles fix und fertig ins Haus und zum Gebrauch bekommen, wie aus häßlichen Zauberapparaten.
Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch
02.12.09 15:00
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Gast
Gast

 
Beitrag #3
RE: Transkriptionstips
Hallo Sora-no-iro,

nein, es geht nicht um die IME, sondern darum, wie jemand, der wissenschaftlich mit altjapanischen Texten, insbesondere くずし文, arbeitet, von diesen eine visuell ansprechende Transskription erstellt und diese auch archivierbar bzw. bearbeitbar macht.

Du kannst ja mal zum Beispiel versuchen unter Microsoft Word Furigana zu einem Wort hinzuzufügen und danach die Schriftgröße des Wortes zu verändern. Dabei gehen die Furigana kaputt, weil Word das Ganze lediglich mit einem Makro durchführt, welches nicht dynamisch auf Änderungen des Originaltextes reagiert.

Ich frage mich, mit welcher Software setzen japanische Drucker ihre Texte und machen sie archivierbar. Insbesondere das Problem der Furigana ist in den meisten westlichen Textverarbeitungen eher schlecht gelöst. Ich habe einen Edo-Zeitlichen Text, der im Original bereits mit Furigana versehen ist und in dem auch Ateji vorkommen, so daß ich bei der Wiedergabe des Textes nicht darum herumkommen werde, auch die Furigana einzufügen.

Die Eingabe von alten Kanji habe ich mittlerweile mit Unihan gut hinbekommen. Ich frage mich allerdings, ob es eine alternative IME für Windows gibt, die ein paar mehr Kandidaten aus Bungo anbietet.
03.12.09 04:31
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Hellstorm


Beiträge: 3.925
Beitrag #4
RE: Transkriptionstips
Ich denke, Verläge in Japan werden dazu Adobe Indesign o.ä. benutzen. In Deutschland schreibt ja auch niemand seine Bücher mit Word. Aber DTP-Programme sind natürlich extrem teuer.

Ansonsten versuch doch mal, wie ich im anderen Thread gefragt habe, das Ichitarō. Das einzige Problem dabei ist, dass es kein Unicode kann... Dort könnte es also auch recht schnell Probleme geben, alte Kanji zu verarbeiten und auf jeden Fall gibt es bei Deutsch (oder bei der Umschrift) Probleme. Furigana fand ich dort aber wesentlich angenehmer als bei Word.

Was benutzt du bei Latex? Xelatex? oder mit dem CJK-Paket? Leider kann ja Latex absolut keine vertikale Schreibweise, ich denke, die ist bei dir auch notwendig, wenn du das originalgetreu nachbilden möchtest, oder?

Zu den alten Kanji: Du kannst ja ansonsten mal versuchen, eine chinesische Eingabemethode auszuwählen. Bei Chinesisch (Taiwan) kannst du Pinyin einstellen, so dass du nichts neues lernen mußt (Pinyin steht z.B. im 漢字源, was du vielleicht haben könntest) und dann kannst du bei Character Set „Include the characters of CJK Unified Ideographs Extension A“, „Include the characters of CJK Unified Ideographs Extension B“, „Include the characters of the HKSCS“ einstellen. Dort solltest du dann wohl um die 50000 Zeichen zur Auswahl haben. Nur 国字 sind dann schwierig.

Andererseits kannst du auch eine Eingabemethode einstellen, bei der du den Unicode-Wert direkt eintippen kannst. Das wird wohl im Grunde das bequemste sein. Der Unicode-Wert eines Zeichen steht ja auch im Kanjigen oder im 新漢和大字典.

Bsp: Du suchst die Variante 龝 von 秋. Schaust also im Kanjigen unter 秋 nach, dort steht dann als Unicode-Wert 9F9D, wählst als Eingabemethode „Chinesisch (Taiwan) - Unicode“ aus, tippst dieses 9F9D ein und hast dein Zeichen. Also ich finde das relativ bequem. Falls du Chinesisch kannst, könntest du auch direkt qiu1 eintippen und dann 龝 auswählen.

やられてなくてもやり返す!八つ当たりだ!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.12.09 06:50 von Hellstorm.)
03.12.09 06:47
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frostschutz
Technik

Beiträge: 1.780
Beitrag #5
RE: Transkriptionstips
Es gibt auch eine japanische TeX-Distribution (ptex). Allerdings bin ich damit auch nicht sonderlich weit gekommen... zwinker

http://www.nn.iij4u.or.jp/~tutimura/tex/ptetex.html
http://tutimura.ath.cx/ptexlive/

Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.12.09 07:07 von frostschutz.)
03.12.09 07:05
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filter


Beiträge: 343
Beitrag #6
RE: Transkriptionstips
Ach, das ist ja wirklich alles zum aus-der-Haut-fahren. Latex überhaupt erst für Widergabe japanischer Texte zu konfigurieren ist so unfassbar umständlich. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und Unicode wird in der Hälfte der Pakete überhaupt gar nicht unterstützt. Vertikaler Text scheint momentan tatsächlich nicht besonders gut umsetzbar. Insbesondere, wenn da noch Furigana dazukommen. Auf vertikale Texte könnte ich aber auch ohne Probleme verzichten, denke ich. Komplett originalgetreu ist nicht ganz so wichtig, aber die Kanji und die Furigana sollten schon stimmen. Ich benutze Xetex mit xecjk und der neuen alpha von Texnic-Center die auch Unicode unterstützt. Mit dem Ruby-Paket gehen dann auch die Furigana, obwohl ich mir sicher bin, daß die das Schriftbild kaputtmachen. Ist allerdings bei Word ganz ähnlich bzw. noch schlimmer. Die Furigana-Deklarationen sind allerdings einfach furchtbar. Eine kurze Zeile sieht dann so aus:

\ruby{凡}{およ}そ\ruby{此}{この}\ruby{世}{よ}の\ruby{中}{なか}に\ruby{何}{なに}が\ruby{第一大切}{だいいちたいせつ}の\ruby{寶}{たから}ぞといへば、

Für Archivierungszwecke eigentlich nicht zu gebrauchen. Im Nachhinein Korrekturen am Text durchzuführen ist dann auch eine Qual. Wirklich überaus schrecklich das ganze. Ein großes Wörterbuch mit verschiedenen Varianten für die Furigana, die dann (semi)automatisch in den Text vor der Ausgabe eingeführt werden, wäre viel besser. An den Stellen mit Ateji könnte man dann ja immer noch manuell deklarieren.
03.12.09 18:00
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Hellstorm


Beiträge: 3.925
Beitrag #7
RE: Transkriptionstips
Naja, ansonsten probiere doch mal das 一太郎. Gibt eine 30-Tage-Probeversion.

やられてなくてもやり返す!八つ当たりだ!
04.12.09 11:24
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Transkriptionstips
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