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White国
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Yano


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Beitrag #1
White国
Guckt euch das mal an. Ich habe eine Anfrage aus Japan erhalten, wie sich denn dieses Riesenthema in der deutschen Presse niederschlüge.
Nunja, nicht so sehr, muß ich sagen.
Ergänzend zu dem Artikel kann ich noch sagen, daß Japan den Begriff White-Koku abschafft und anstelle dessen eine Einteilung in 4 Gruppen vornimmt:
Gruppe A: Vollprivilegierte Staaten, d.h. die ganze westliche Welt
Gruppe B: Teilnehmende Staaten, die bestimmte Bedingungen erfüllen, d.h. Südkorea, Litauen und vielleicht noch ein paar
Gruppe C: Sonstige Staaten, z.B. China und viele andere
Gruppe D: Nicht vertrauenswürdige Staaten, z.B. Nordkorea, Afghanistan, Iran, die meisten afrikanischen Staaten

Nach einer Reihe von Maßnahmen Südkoreas im Zusammenhang mit Reparationsforderungen hat wohl die Enteignung eines japanischen Unternehmens, das direkt angegangen wurde und sich weigerte, wegen des Einsatzes von Zwangsarbeitern im 2. Weltkrieg zu zahlen, das Faß zum Überlaufen gebracht aus japanischer Sicht.

Edith:
Und daß die Ausländer in Seoul weiterhin japanisches Bier kaufen, glaubt bestimmt ein jeder gleich, dem einmal die Kasteiung auferlegt war, koreanisches Bier saufen zu müssen.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.08.19 16:36 von Yano.)
04.08.19 13:23
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Leo Nemeaeus
Inaktiv

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Beitrag #2
RE: White国
Ich kann jetzt nur für meine eigene Wahrnehmung sprechen und nicht die deutsche Medienlandschaft schlechthin, aber ich hab das im Wesentlichen eingeordnet unter Aufstieg des Handelsprotektionismus und Rückabwicklung des Multilaterialismus, hier im Kleinen; gewürzt mit den üblichen Animositäten, die zwischen diesen beiden Ländern nun mal vorherrschen. Deswegen war es nach beiden Aspekten hin (Tendenzen der Weltökonomie / der Internationalen Beziehungen; Verhältnis Korea-Japan), eigentlich vom dritten Aspekt her noch dazu, jap. Innenpolitik, für mich als Rezipienten ultralangweilig und die bloße Bestätigung einer Ernüchterung.

Aber ich merke selbstkritisch an: Vielleicht ist man in unserer westlichen Echoblase gar nicht in der Lage, die Tragweite und Bedeutung dieses Schrittes seriös zu würdigen, und unterschätzt es deswegen voreilig, indem man es in eine vermeintlich vertraute Schublade packt.

Nemeaeus.
04.08.19 19:53
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Hachiko
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Beitrag #3
RE: White国
(04.08.19 13:23)Yano schrieb:  Edith:
Und daß die Ausländer in Seoul weiterhin japanisches Bier kaufen, glaubt bestimmt ein jeder gleich, dem einmal die Kasteiung auferlegt war, koreanisches Bier saufen zu müssen.

Nun ja, falls sich Südkorea noch nicht dem trumpschen Modell einer Handelssperre gegen China angeschlossen haben
sollte, tuts auch ein Tsingtao-Bier aus dem Nachbarland, schmeckt sogar besser als japanisches.
05.08.19 11:48
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Yano


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Beitrag #4
RE: White国
(04.08.19 19:53)Leo Nemeaeus schrieb:  Aber ich merke selbstkritisch an: Vielleicht ist man in unserer westlichen Echoblase gar nicht in der Lage, die Tragweite und Bedeutung dieses Schrittes seriös zu würdigen, und unterschätzt es deswegen voreilig, indem man es in eine vermeintlich vertraute Schublade packt.

Nemeaeus.
Eigentlich bin ich Deiner Meinung. Es ist ja fast nichts passiert, die Koreaner regen sich wie so oft dermaßen auf, daß schließlich die Japaner meinen, sich Sorgen machen zu sollen. Das legt sich dann wieder. Korea braucht Waren aus Japan und macht sich eigentlich lächerlich, wenn es Waren aus Japan boykottiert.
Die Koreaner sind eigentlich ein altes Kulturvolk. Die Japaner auch. Die Japaner haben in vielen Jahrhunderten viele Katastrophen durchlitten, darunter auch den 2. Weltkrieg.
Die Koreaner haben zwar ein geologisch friedlicheres Land aber führen einen kalten Krieg gegen sich selbst, der noch nicht zuende ist.
Ich war nur wenige Wochen in Korea, nicht als Tourist sondern im Kontakt mit Privatleuten, und mein Eindruck war, daß ihnen die basale Grundstimmung der Ruhe fehlt, die man in Japan überall spürt, in Altbayern auch, aber wohl in Berlin nicht so.
06.08.19 19:18
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Leo Nemeaeus
Inaktiv

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Beitrag #5
RE: White国
Vielleicht das Los der Geteilten. Andererseits würden böse Zungen möglicherweise zu "basale Grundstimmung der Ruhe" auch "blasiert-sklerotische Borniertheit" sagen, was ja gerade mit Blick auf die bayerischen Kernlande ein beliebter Vorwurf ist. Man wird irgendeine ideale Mischung zwischen reflektiertem Aufbruch ohne hektische Nervosität des Aktionismus einerseits und geerdeter Solidität ohne verkrustete Verschrobenheit andererseits anstreben müssen; die Chancen, dass das gelingt, scheinen mir in größeren Gesellschaftsbezugsrahmen höher zu sein als innerhalb von Kleingruppen.

Wenn man intergouvernemental wüsste, dass man sich bei allen Streitigkeiten in der Sache grundständig auf die Formseite verlassen könnte (pacta sunt servanda und Ähnliches mehr*), wäre wahrscheinlich auf allen seiten ein großzügigeres Maß an Gelassenheit möglich.

Nemeaeus.

* Leider ist das Völkerrecht ja selbst dem scheelen Blick ausgesetzt, dass es genuin europäisch und insofern seine Weltgeltung ein Relikt kolonialer Besitzstände sei, die mit ihm abgebaut werden müssten; gewissermaßen in der Formel: "Es sind eure Menschen- / Vertrags- / Friedensrechte" verdichtet. Sehe dafür einstweilen keine Lösung.
06.08.19 21:59
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Yano


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Beitrag #6
RE: White国
(06.08.19 21:59)Leo Nemeaeus schrieb:  "blasiert-sklerotische Borniertheit"
Feuilletonistisches Geplauder gerne, aber da gehe ich argumentativ nicht mehr mit sorry.
07.08.19 18:55
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Leo Nemeaeus
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Beitrag #7
RE: White国
Na ja, zum einen sind es auch nur nicht umsonst als solche bezeichnete böse Zungen und zum anderen hatte ich absichtlich überzeichnet an zwei Polen und nicht die Absicht, Argumente zu bauen. Wenn dir an vertiefterem Austausch gelegen ist, empfiehlt es sich, zu erläutern, welche Phänomene genau du im Sinn hattest, als du von "Grundstimmung der Ruhe, die man in Altbayern spürt, aber wohl in Berlin nicht so", gesprochen hast, denn der Anreiz zur Zuspitzung entspringt sicherlich einem solchen in dieser Weise eher unverbindlich angefügten Nachsatz.
Der Japaner sieht sich zudem ja ähnlich wie der Brite typischen Inselvolkallürenunterstellungen ausgesetzt, und die Frage muss doch sein: Wie viel Wahres ist dran? Übertreibung ist dabei zum Herausbrechen der Nuancen ein ganz probates Mittel, finde ich.

Nemeaeus.
07.08.19 19:36
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Yano


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Beitrag #8
RE: White国
Signifikant für mich als altem Menschen ist die Erfahrung offen feindseliger Handlungen mit Gewaltdrohung oder -anwendung im öffentlichen Raum -- Angriffe gegen mich selber oder beobachtete zwischen dritten. Für die Statistik dividiert durch die Zeit, die ich in der jeweiligen Gegend, meist die Großstadt, verbracht habe. Viele waren es ja nicht.
Nehmen wir München, gewissermaßen meine Heimat, aus der Wertung, würde ich Berlin auf der Skala eher so wie Istanbul oder Jakarta einstufen. Kanto und Kansai sind besser.
07.08.19 22:59
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Hachiko
Gast

 
Beitrag #9
RE: White国
(07.08.19 22:59)Yano schrieb:  Nehmen wir München, gewissermaßen meine Heimat, aus der Wertung, würde ich Berlin auf der Skala eher so wie Istanbul oder Jakarta einstufen. Kanto und Kansai sind besser.

Über München würde ich da nicht so sehr die schützende Hand halten. Es ist noch nicht lange her, als mir in
gewissen Vierteln, vorranging das rund um den Bahnhof bis hin zur Pettenkoferstrasse, angst und bange wurde.
In Haidhausen ist man sich zwischenzeitlich seiner Haut auch nicht mehr so sicher.
In Jakarta jedenfalls, sofern man die Slums meidet, hatte ich nicht das Gefühl, dass man mir unbedingt
an die Gurgel wollte, höchstens an den Geldbeutel, wenn man den sorglos gut sichtlich mit sich rumträgt.
08.08.19 10:46
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Yano


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Beitrag #10
RE: White国
(08.08.19 10:46)Hachiko schrieb:  Über München würde ich da nicht so sehr die schützende Hand halten.

Jaja, ich meine ja nur statistisch. Dh. die Relation der einschlägigen Erlebnisse zur Aufenthaltsdauer. Also die Inzidenz pro Zeit. Wo ich halt mal ne Weile war. In München war ich zu lange Zeit für repräsentativ, darum berücksichtigte ich das nicht.
08.08.19 20:13
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White国
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