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omotesando doujunkai 2006
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edokko


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Beitrag #1
omotesando doujunkai 2006
nachdem Ende der 1990er Jahre die Daikanyama doujunkai einem (häßlichen, nichts sagenden, meine subjektive Meinung) Investorenkomplex weichen mußte (siehe auch Bericht auf meiner www), wurde 2003 die zweite Siedlung der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft geschliffen. Zwar wurde für eine stilvolle Neubeplanung der autodidaktische Architekt Ando Tadao gewonnen, das Ergebnis scheint aber nur gringfügig besser zu sein. Dem Internetportal baunetz.de (Abkömmling der Zeitschrift bauwelt) war es diese Meldung wert

http://www.baunetz.de/db/news/?news_id=81752

Der Investor Mori zeichnet sich im übrigen auch für Roppongi Hills verantwortlich
Das "Modeviertel" Omotesando ist somit um eine Architektenattraktion reicher. Ich werde mir demnächst selbst ein Bild davon verschaffen und davon fachlich-objektiv berichten

In diesem Zusammen möchte ich noch mitteilen, dass nach Aussagen von Kurokawa Kisho die Würfel gegen den Abbruch des Nakagin Kapsule Tower nocht nicht gefallen sind. Demnächst werden weitere Petitionen (national) gestartet. Ich habe die Ehre, den 72-jährigen Kurokawa Kisho in seinem Büro in Tokyo zu treffen und werde ihn dazu weiter befragen.
wer sich für diesen wichtigen Vertreter der modernen japanischen Architektur interessiert, dem empfehle ich das Buch: Das Kurokawa-Manifest - Texte zum Symbiotischen Denken aus dem Jovis-Verlag, das letztes Jahr erschienen ist. AUch für Nicht-Architekten interessant!

Anmerkung zu Ando Tadao (für die, die ihn - noch - nicht kennen):
bekannt wurde er in den 1980ern für seine moderne Interpretation der japanischen traditionellen Architektur (Haus Koshino), dem genialen Spiel von Licht und Schatten, dem Schaffen von faszinierenden Raumstimmungen und ganz besonders für seine fast schon exzentrische Liebe zu Sichtbeton. Leider wurden mit zunehmender Größe der Bauvorhaben die Qualität seiner Arbeit schwächer und zunehmend vom Kommerz geprägt.
mehr dazu unter wiki und co - das 6kg-Buch aus dem Taschenverlag ist das Geld nicht wert

Sollte kein Interesse an der Fortführung dieses Threads bestehen, bitte ich um kurze Nachricht
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.03.06 00:12 von edokko.)
17.03.06 00:11
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atomu


Beiträge: 2.677
Beitrag #2
RE: omotesando doujunkai 2006
Bin Ende Mai/Anfang Juni in Tokyo und sehr an weiteren Infos interessiert. Omotesando steht jedenfalls auf meiner Besuchs-Wunsch-Liste jetzt ganz weit oben.

正義の味方
17.03.06 00:23
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joghurtbastard


Beiträge: 55
Beitrag #3
RE: omotesando doujunkai 2006
Ja, ist definitiv interessant! Ich weiß nicht, was vor dem Omotesando Hills-Gebäude dastand, habe gehört, es wären alte Wohnhäuser gewesen!? Kann mich da mal jemand aufklären, was die "Daikanyama doujunkai" waren? Ich finde diesen neuen Konsumtempel jedenfalls einfach nur gräßlich wie viele andere architektonische Bauten in Tokyo auch kratz
17.03.06 14:57
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edokko


Beiträge: 188
Beitrag #4
RE: omotesando doujunkai 2006
das letzte Bild rechts auf der verlinkten Seite zeigt ansatzweise die ursprüngliche Bebauung aus den 30er Jahren - jetzt nachdem es akut ist/war, muß ich meine eigenen Dias rauskramen - demnächst mehr.
Auf meiner Webseite findest Du ein ähnliches Projekt mit etwas Hintergrundinfo zur doujunkai:
http://www.edo-tokyo.de/daikanyama.html

@joghurtbastard
zu den neuen Konsumtempeln: es gibt auch einige brauchbare Beispiele, aber über Geschmäcker läßt sich bekanntlich streiten und bei 12 Mio Einwohner wird sich doch was finden lassen, was auch Dir gefällt
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.03.06 15:09 von edokko.)
17.03.06 15:08
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cornix


Beiträge: 79
Beitrag #5
RE: omotesando doujunkai 2006
Da muss ich doch spontan ein dickes Lob aussprechen, also jetzt nicht nur was dieses Thema angeht, sondern die Page im gesamten. Sehr schoen aufbereitete Themen und Bilder.
Da will man doch gleich, dass die roten "Links" auch weiss werden hoho
Besonders schoen finde ich den kurzen Artikel ueber die letzte S-Bahn. Bin mal auf die kommenden Themen gespannt.

The circle of hatred continues unless we react. [Zack De La Rocha]
17.03.06 16:29
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joghurtbastard


Beiträge: 55
Beitrag #6
RE: omotesando doujunkai 2006
Also, habe ich das richtig verstanden, dass die Daikanyama doujunkai nicht nur um den Daikanyama-Bahnhof herum gebaut waren, sondern auch anderswo in Tokyo und Yokohama, und der Name daher rührt, dass in Daikanyama der Prototyp stand bzw. die größte Siedlung? Denn die Omotesando liegt ja auch etwas weiter abseits...

@edokko: ich habe ja nicht gesagt, dass mir die Architektur in Tokyo generell nicht gefällt zwinker Das wäre auch ein bisschen zu oberflächlich... Ehrlich gesagt war ich noch nicht in dem Omotesando Hill's Komplex drin - aber rein optisch von außen schreckt mich das schon ab - kann allerdings drinnen ganz anders aussehen, wer weiß. Und darüberhinaus habe ich von Architektur absolut null Ahnung - ich geh da eher von meinem persönlichen Ästhetikempfinden und Stimmung aus. Zum Beispiel fühl ich mich paar Straßen weiter in der Takeshitadori viel wohler grins wo sicher auch das Publikum ne Rolle spielt. Und den Mori-Tower find ich auch ganz nett, super Aussicht, nette Idee mit dem Museum oben drin.
Aber zum Beispiel dieses "Ding" http://www.st-grace.com/, worauf ich zufällig gestoßen bin, in der Nähe der Omotesando, find ich auch einfach nur hässlich, weil's so zwischen Häusern hineingequetscht überhaupt nicht ins Stadtbild des Viertels passt und überhaupt, was soll das?
Hmm, wie krieg ich jetzt wieder die Kurve zu den doujunkai...??
Vielleicht so: grade weil ich keine Ahnung hab, aber dennoch ein klitzekleines Fünkchen Interesse, finde ich diesen virtuellen Rundgang in Tokyos Stadtgeschichte auch supi, weiter so hoho
19.03.06 06:04
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edokko


Beiträge: 188
Beitrag #7
RE: omotesando doujunkai 2006
zuerst einmal danke wieder einmal für das positive feedback - werde alles daran setzen, dass demnächst viel mehr darin zu finden ist - wer sich bemüßigt fühlt, auch was beizutragen, seien es Fotos, Artikel, Essays (siehe train stories) oder einfach nur Hinweise und Infos rund um Architektur und - wie ich es nenne - urban culture ist herzlch eingeladen

zur doujunkai:
sie war eine gemeinnützige Wohnbaugesellschaft (heute würde man sagen "sozialer Wohnungsbau"), die sich nach dem großen Kanto-Erdbeben zur Aufgabe gesetzt hat, schnell und günstig erdbebensichere Wohnungen herzustellen. Es ist nun deshalb schade, dass gerade diese Siedlungen geschliffen werden, da sie zu den ersten und inhaltlich/architektonisch/sozial-funktional gesehen zu den interessantesten Bauwerken zählen, die die Moderne in Japan hervorgebracht hatte - insbesondere das Erscheinungsbild mit Flachdach und Sichtbeton.
die doujunkai baute übrigens auch Holzhäuser ...

ob die Daikanyama-Siedlung die größte war, kann ich nicht sagen, sie war zumindest bis zum Schluß die bekannteste;
wenn ich Zeit habe, werde ich auch zur UDC (Urban Development Corporation in Chiyoda-ku) gehen um mir mehr Infos zu holen - auch im Zusammenhang mit der Thematik Denkmalschutz (siehe auch Nakagin) möchte ich mich weiter erkundigen
ja, die Namen rühren nur von den Orten her

@joghurtbastard
sorry, wenn ich mit meinen Ausführungen zur Architektur und dem Ästhetikempfinden etc. scheinbar persönlich und zu hart wurde, war ganz und gar nicht meine Absicht - so viel Respekt und Toleranzdenken bringe ich auf!
st-grace: ja, da pflichte ich Dir bei, das schmerzt in den Augen, ist aber typisch für eine ursprünglich nicht-christliche Gesellschaft, die dem Klischee der Hollywood-Hochzeiten erlegen ist, davon gibt es einige Beispiele - allerdings, das architektonisch schönste Beispiel ist von Ando Tadao auf Hokkaido "Church On The Water" - eine Hochzeitskapelle aus Sichtbeton in einer alpinen Schitouristenlandschaft (könnte ich dann auch mal ins Netz reinstellen)

Mori: Roppongi Hills (Mori Tower) finde ich im Übrigen auch eine Wohltat zwischen dem inzwischen 08/15-Hochhaus-Einheitsbrei der Metropole
19.03.06 13:04
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edokko


Beiträge: 188
Beitrag #8
RE: omotesando doujunkai 2006
Kurzbericht zur aktuellen Lage nach meiner Besichtigung vor zwei Wochen:
Die neue Bebauung, geplant durch das Architekturbüro Ando Tadao, entspricht ganz und gar dem Image des Omotesando-Modeviertels: ein weiterer Schrei in der Konsumwelt und wie ich mir bereits gedacht habe kein (!) weiterer Meilenstein des Ando´schen Schaffens ...
wie auch immer, dieses Mal hat man wenigtens einen Gebäudeabschnitt der ehemaligen Omotesandou-doujunkai belassen, restauriert und als Reminiszenz an vergangene Zeiten als Kopfbau in die Anlage integriert. Wenigstens etwas, Daikanyama wurde ja bekanntlich gänzlich vernichtet.
Wen die Doujunkai - zumindest was ihr architektonisches Schaffen betrifft - interessiert, dem empfehle ich den herrlichen Bildband "Design of Doujunkai", ISBN 4-87460-643-1 für 3200Yen; e-mail: d-project@united-design.co.jp, derzeit, obwohl schon einige Jährchen alt, in allen Buchläden mit Architekturabteilung in Tokyo zu bekommen
muß erst die Dias vom Entwickeln holen, dann gibts mehr davon zu sehen - alt und neu
17.04.06 22:15
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omotesando doujunkai 2006
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