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Karriere in Japan? Japanologie!
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cat


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Beitrag #11
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Danke für den interessanten Bericht!

(18.01.19 09:38)dieLegende schrieb:  Hab also, nachdem ich zurück in Deutschland war, erst einmal meinen Bachelor in Asienwissenschaften (Japanologie) abgeschlossen und davor noch den JLPT N1 gemacht (für den hab ich von Beginn meines Japanisch-Lernens, bis zur (bestandenen) Prüfung genau 3 Jahre und 9 Monate gebraucht).

Darf ich fragen, wie du so schnell lernen konntest? Was hast du für Methoden verwendet? Das war doch sicher nicht nur das Bachelorstudium, oder?
19.01.19 19:35
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #12
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
(18.01.19 17:55)chochajin schrieb:  Nur mal so nebenbei angemerkt: Ich habe nicht Japanologie studiert und trotzdem 7 Jahre lang in Japan gelebt und gearbeitet und jetzt arbeit ich in Deutschland in einem Job, wo ich für japanische Kunden zuständig bin und täglich Japanisch spreche / schreibe.
Das freut mich zu hören!
Man kann jung durch das Leben schlendern und eine Nische für sich finden. Man kann auch voller Entschlossenheit Karriere machen.
19.01.19 20:56
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dieLegende


Beiträge: 131
Beitrag #13
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Soo, ich versuche dann mal wieder auf einen Schlag auf möglichst viele Fragen und Kommentare zu antworten.
(Da alles in diesem einen Beitrag ist, muss man vielleicht nur ein wenig runterscrollen um seine Frage/Antwort zu finden)


(18.01.19 18:32)Nia schrieb:  Ich würde gerne dann den Bericht nach ein paar Monaten, einem halben Jahr lesen...
Ob dein Berufsleben sich dann so gestaltet, wie du es dir wünscht...
Noch bist du jung, da kann man auch mal ne Weile länger jeden Tag 11 Stunden voll Power geben... aber irgendwann schlaucht das... gut kommt vielleicht auch auf die Arbeit etc. an.

Erstmal Glückwunsch.

An Nia: Vielen Dank! Diesen Bericht würde ich jetzt selbst auch sehr gerne lesen. Gerade hab ich nach insgesamt 7,5 Jahren als Student das Studentenleben einfach nur noch satt, und freue mich wie ein kleines Kind auf den Berufsstart (was natürlich auch damit zusammenhängt, dass ich in der Branche anfange für die ich mich schon sehr lange interessiert habe). Wie sich das Berufsleben dann letztendlich darstellt, sehe ich dann in den nächsten Monaten/Jahren.

(19.01.19 11:32)Leo Nemeaeus schrieb:  Was genau ist an dem Finanzwesen i. A. und am Investmentbanking i. B. das Reizvolle für dich? (Ich frage nicht zur Provokation, sondern könnte über meine eigene Profession genauso erschöpfend Antwort geben, wie ich es bei dir fantasiere.)

Ich versuche noch, deine Gegenüberstellung dt.er und jap.er Lebens- und vor allem Arbeitsart zu verstehen:

1) Ich lese, dass du dich in der G e s e l l s c h a f t wohler fühlest. a) Ist das verbunden mit der Anekdote aus dem (wirtschaftlich orientierten) Kinobetrieb? Oder ist das ein separater Punkt, zu dem du bisher nur noch kein eigenes Beispiel angeführt hast? Denn Gesellschaft und Leben ist mir kategorial etwas anderes als Wirtschaft und Arbeiten.
b) Leute, die nach Arbeit suchen, wo keine ist, finde ich bei mir in der Branche nämlich als besonders lästig, mal als offenes Gegenbeispiel bekannt. Ich kann also einstweilen deine Vokabel "Entspanntheit" im Umgang miteinander mit dem Arbeitsverhalten, das du als positiv erlebst, nicht in Einklang bringen, sondern denke es mir eher als maximal verspannt.

c) Technische Frage dazu: Wie muss ich mir ein Arbeitsumfeld vorstellen, in dem zwar jeder nach Bedarf und Auslastung auch mal anderswo als im eigenen Bereich was wegschafft, aber trotzdem eine striktere Hierarchisierung vorherrscht?

2) Geben denn die Firmen mehr, als sie müssen? Übergeordnet und nicht an die geografische / kulturräumliche Lage gekoppelt scheint es mir nach allen betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten so geordnet zu sein, dass man genau das macht, was man muss, denn der Rest landet als Plus in der eigenen Tasche, deretwegen man ja das Geschäft überhaupt erst eingerichtet hat; niemand gründet eine Firma, um die Nation nach vorne zu bringen oder einem Ideal zu frönen. Mir erschließt es sich nicht, explizite Mehrleistung zu erbringen, wo nicht eine solche Flexibilität bereits in der Vergütung mit kodiert ist.
b) Im Gegenteil scheinen mir diese Leute mit ihren zigfachen Sicherheitsnetzen (früher hat man sich beworben und wurde genommen oder nicht, nicht wahr, und musste nicht dreißig Misstrauenserklärungen gegen sich über sich ergehen lassen) ein nahezu toxisches Verhältnis zu ihrer (möglichen) Arbeitnehmerschaft zu haben und es gar nicht auf ein besonderes innerliches Treue- und Verbundenheitsverhältnis, innerhalb dessen man mitverantwortlich ist, anzulegen.

Ich entschuldige mich für die Länge der Fragen.

Nemeaeus.

An Leo Nemeaeus:

Zur ersten Frage: Der Punkt mit der Gesellschaft hat mit der Anekdote aus dem Kinobetrieb nichts zu tun. Auch wenn ich eine andere Arbeitseinstellung hatte, habe ich mich mit meinen Kollegen bestens verstanden, und habe jetzt zum Teil noch Kontakt mit diesen. Bei der Anekdote ging es nur darum den Personaler glaubhaft zu erklären warum ich (dauerhaft) in Japan und nicht in Deutschland arbeiten möchte. Also schlichtweg Mittel zum Zweck.
zu b) es ist/war nicht so, dass ich den Leuten damit auf den Sack ging oder so. Um ein Beispiel anzuführen musste zum Beispiel das Foyer des Kinos regelmäßig gestaubsaugt werden, um runtergefallenes Popcorn etc. zu beseitigen. Für diese Aufgabe war jedoch niemand direkt zuständig, weil dies früh morgens ein Reinigungsdienstleister erledigt hat. Da vor allem aber am Wochenende der Boden aber regelmäßig schon zum späten Nachmittag verdreckt war, habe ich mich dann in meiner "freien" Zeit dann von selbst darum gekümmert. Gehörte für mich einerseits zum Servicegedanken der Kundschaft gegenüber, andererseits hatte ich aber so eine Beschäftigung und hab mir so zwischen den Vorstellungen nicht den Hintern wund gesessen.

Zu 2.: Wie gesagt, die Kino-Anekdote hat mit der japanischen Gesellschaft überhaupt nichts zu tun. Jedoch gibt es hier ein "Bonus"-System, wo dem Arbeitnehmer je nach Arbeitsperformance eine erhebliche Zusatzvergütung bezahlt wird. Bei meinem Unternehmen beträgt in der Altersgruppe 40-45 soweit ich weiß im Durchschnitt ca. 40.000 Euro.
Dementsprechend ist es auch möglich eine Zusatzvergütung erlangen die bis in den 6 stelligen Bereich geht. Das hat aber wohl auch mit der Branche zu tun.

Zu 2b: Ich weiß nicht genau was du genau mit "Misstrauenserklärungen" meinst, aber meine Firma sorgt zum Beispiel dafür, dass ich zentral in Tokyo für ca. 40 Euro im Monat wohnen kann, und wenn ich mir eine eigene Wohnung suche zahlt sie mir 2/3 der Miete. Private Krankenversicherung gibts auch oben drauf. Es wird sich in der Hinsicht schon fantastisch um die Mitarbeiter gekümmert (und natürlich im Gegenzug dafür auch viel gefordert).

(19.01.19 14:19)Nemi schrieb:  Sehr schöner Bericht und ein bemerkenswerter Weg! Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage, dass gerade die Finanzbranche nicht der Wunschsektor für viele Japanologen/in Japan leben wollende Menschen ist. Deshalb finde ich es umso interessanter, dass du diese Richtung so forciert hast.
Ich sehe Japanologie als Studienfach auch als einen sehr guten Weg nach Japan zu kommen. Ich bin selbst Japanologie Masterabsolventin, lebe aber aus persönlichen Gründen in Deutschland. Tatsächlich leben aber fast 50% meines BA-Jahrgangs (wir waren 13 im Abschlusssemester, mir bekannt in Japan lebende sind davon 6) mittlerweile in Japan. Fast alle davon sind direkt nach dem Bachelor nach Japan gegangen. Nicht jede/r hat den Traumjob bekommen, aber sie schlagen sich glaube ich ganz gut durch. Es geht also. Nur Mut grins

An Nemi:

Das mit der Finanzbranche kann gut sein, aus der Richtung hab ich auch noch nicht allzu viele Geschichten gehört. Aber auch wenn es in meinem Bericht letztendlich um die Finanzbranche geht, ist es ja relativ egal in wo genau der Weg hingehen soll, da das japanische Recruitingsystem zumindest in dieser Hinsicht ja extrem flexibel ist. grins

Wow, gab es bei euch einen speziellen Aufnahmetest oder so? Das ist ja eine unglaubliche geringe Zahl an Absolventen!! Ich habe in Bonn mit 187 Kommilitonen (den Abschluss haben bestimmt 80-90 gemacht) in der Japanologie angefangen. Und davon sind letztendlich, inklusive mir, gerade einmal zwei in Japan gelandet. In einem gesicherten Arbeitsverhältnis nur ich.

(19.01.19 17:39)Yano schrieb:  Herzlichen Glückwunsch. Das ist ein großartiger Erfolg, auf den man zurecht stolz sein darf!
Ich teile auch ganz Deine Auffassung, daß so ein Bildungsweg heutzutage einfach nur machbar ist, jedoch kein Abenteuer mehr, das zu bestehen man Glück braucht und Menschen, für die man Dankbarkeit empfindet.
Fleiß, Durchhaltevermögen, Konzentration aufs Studium muß man von sich aus bieten, was nicht unbedingt jeder will. Die Grundlage dafür ist eine allgemeine Zuversicht, die man wohl zu einem guten Teil von den Eltern bekommt und man in alter Zeit "Gottvertrauen" nannte.
:
Einer meiner Söhne hat auch so etwas ähnliches gemacht, aber meinen Rat, wie Du erst nach dem BA-Fachstudium nach Japan zu gehen, in den Wind geschlagen. Er hat schon während der Schulzeit die Sprache gelernt und ist sofort nach dem deutschen Abitur nach Japan, um im folgenden Jahr die Aufnahmeprüfung der Waseda in voller Härte zu bestehen und nach dem Studium mit 24 Jahren normaler Sarariman zu werden.

(18.01.19 18:32)dieLegende schrieb:  Zudem bezweifle ich, dass es mehr als 10 Personen in Deutschland gibt, deren Japanisch, direkt nach Ihrem Bachelor (nicht Japanologie) auf einem so guten Niveau ist, dass sie hier einen Master anfangen können, und damit über den traditionellen Weg in einem japanischen Unternehmen Arbeit finden (unbefristet).

Diese Exklusivität war einmal. Es gibt derzeit im deutschsprachigen Raum (pro Jahrgang!) einige Dutzend Mischlinge, die nach dem deutschen Abitur Japanisch auf diesem Niveau können (werden).

Yano, vielen Dank!

Dankbarkeit ja, natürlich auch. Aber ich muss zugeben, dass wahrscheinlich einer der Gründe warum ich meinen Weg so konsequent durchziehen konnte der war, dass ich über Jahre eine unglaublich schlechte Beziehung zu meiner Mutter hatte, welches mir das Abschiednehmen um einiges erleichtert hat. Jedoch hat sich dies, unter anderem auch durch die Distanz, wieder stark gebessert (nach 13 Jahren verstehen wir uns endlich wieder blendend), weshalb ich mittlerweile unglaublich dankbar dafür bin, dass sie mich in meinem Vorhaben, wenn auch nicht finanziell, immer zu 100% unterstützt hat.

Natürlich, da habe ich mich einfach zu unpräzise ausgedrückt. Ich meinte natürlich in Deutschland geborene und aufgewachsene Personen, welche von Haus aus absolut keinen japanischen Hintergrund mitbringen. Bei Mischlingen ist das natürlich eine ganz andere Geschichte, die haben ganz andere Möglichkeiten! grins

Zu deinem Sohn: Wenn ich weiß, dass ich langfristig in Japan leben&arbeiten möchte, die Sprache bereits beherrsche und den nötigen finanziellen Hintergrund habe direkt zum Bachelor nach Japan zu gehen, dann hätte ich das wahrscheinlich wohl auch versucht. Denn auch wenn eine deutsche Uni einen wahrscheinlich in vielen Bereichen weiter bringt als eine japanische, so hilft dies eben nicht bei der Jobsuche. Und das "in Zusammenhängen"-Denken (oder wie man das auch immer am besten ausdrückt) welches im, aufs Auswendiglernen fokussierten, japanischen Bildungssystem ja meisten zu kurz kommt, lernt man ja bereits am deutschen Gymnasium. Kann die Entscheidung von ihm also gut nachvollziehen.
Aber ist letztendlich wohl immer eine Entscheidung die von den eigenen Zielen, wie auch dem Charakter abhängt.

Liebe Grüße

dieLegende

(19.01.19 19:35)cat schrieb:  Danke für den interessanten Bericht!

(18.01.19 09:38)dieLegende schrieb:  Hab also, nachdem ich zurück in Deutschland war, erst einmal meinen Bachelor in Asienwissenschaften (Japanologie) abgeschlossen und davor noch den JLPT N1 gemacht (für den hab ich von Beginn meines Japanisch-Lernens, bis zur (bestandenen) Prüfung genau 3 Jahre und 9 Monate gebraucht).

Darf ich fragen, wie du so schnell lernen konntest? Was hast du für Methoden verwendet? Das war doch sicher nicht nur das Bachelorstudium, oder?

Hallo cat,

ersten einmal freue ich mich, dass der Bericht Anklang findet!


Ahh, also erst einmal würde ich vorweg stellen, dass ich der Meinung bin, dass man den N1 wohl auch in weniger als 3,5 Jahren schaffen kann (Begründung folgt).

Ich habe wie erwähnt mit der Aufnahme meines Bachelorstudiums angefangen Japanisch zu lernen. Natürlich habe ich davor geschaut ob das denn zu mir passen könnte, aber ich bin nie über die Hälfte der Hiragana hinausgekommen, weshalb ich das bewusst nicht dazu zähle, da das zu Beginn des Studiums ja ausführlich wiederholt wird.

Also, während meines ersten Jahres an der Uni Bonn habe ich nur das absolut mindeste gemacht, da ich damals noch jeden Tag von Düsseldorf nach Bonn gependelt bin (hin und zurück mit allem drum und dran ca. 4 Stunden) und nach einer Kreuzband-OP mit Komplikationen zudem noch 4-5 mal die Woche Physiotraining in Düsseldorf hatte. Dementsprechend bin ich nur sehr wenig zum lernen gekommen. Jedoch habe ich häufig (vor allem am Wochenende) was mit Freunden und japanischen Austauschstudenten zusammen unternommen und zudem ca. 5-6 mal die Woche Tandem gemacht (unter der Woche meistens Mittags zwischen Unterrichtseinheiten, und am Wochenende in Düsseldorf mit meinem Friseur).

Richtig angefangen Gas zu geben habe ich erst in meinem zweiten Studienjahr, nachdem ich nach Bonn gezogen bin und sich meine Ziele konkretisiert hatten. Davon abgesehen, dass ich neue Grammatik und Vokabeln immer so schnell wie möglich verinnerlicht habe, habe ich natürlich nach wie vor so viel Tandem, etc. wie möglich gemacht, jedoch auch die gesamte restliche Freizeit welche ich nicht mit japanischen Freunden (und Senpais aus dem Studiengang welche wesentlich besser als ich waren <-- gerade von ihrem Japan-Austausch zurück) verbracht habe "auf japanisch umgestellt". Das hieß konkret, dass ich täglich, wenn ich nicht gerade verabredet war, bis abends um 8 (dann hat das Uni-Cafe geschlossen) Vokabeln und Kanji gepaukt habe um schlichtweg meinen Wortschatz zu vergrößern. <-- Japanisch ist absolut keine schwere Sprache. Die Grammatik ist so logisch strukturiert, dass man, wenn man die Basics beherrscht auch die meisten fortgeschrittene grammatikalische Konstruktionen sofort verstehen kann, ohne deren Bedeutung auch nur einmal irgendwo gelesen zu haben. Das einzige was man zum Japanisch-Lernen braucht ist Zeit, da es durch die Vokabeln, welche sich nicht ableiten lassen, und Kanji viel Auswendigpauken erfordert. Da kommt man zu großen Teilen (zumindest anfangs) nicht herum. Sobald man jedoch auf einem weit fortgeschrittenen Level ist nimmt man neue Vokabeln oder Kanji einfach im Vorbeigehen mit!

Nachdem ich dann abends nach Hause bin, habe ich die Zeit bis zum Schlafen ausgiebig mit japanischen Filmen und Serien (Anfangs mit Untertiteln) verbracht. Und am nächsten Tag dann alles wieder von vorne.

In meinem dritten Studienjahr habe ich dann einen Austausch an der Uni Tsukuba gemacht. Dort habe ich zwar zunächst massig Sprachkurse besucht aber schnell bemerkt, dass es viel effektiver ist, die Zeit im Bukatsu oder mit Freunden zu verbringen. Sprachunterricht kann ich schließlich auch in Deutschland besuchen.
Habe also das Groß meines Austauschs stets unter Japanern verbracht. Da ich mit Tischtennis und Teezeremonie direkt zwei Bukatsus beigetreten bin, hatte ich so direkt sechs mal die Woche festes Programm. Dies hat mir natürlich stark dabei geholfen ein sehr natürliches Japanisch zu lernen (dank der Teezeremonie bin ich in der höflichen Sprache sicherer als die meisten japanischen Studenten), aber auch die japanische Gesellschaft, ihre Strukturen und Eigenheiten wirklich zu verstehen und zu verinnerlichen.
Das war letztendlich wohl auch die Zeit in der ich die größten Sprünge nach vorne gemacht habe.

Zurück in Deutschland, in meinem vierten Jahr, war ich dann wahrscheinlich schon auf einem N2-N1(-) Level, ohne das Jahr davor auch nur einmal aktiv gelernt zu haben. Da mein Japanisch für Tandem zu diesem Zeitpunkt aber um einiges zu gut war, als dass sich dort noch eine vernünftige Balance finde ließe, habe ich damit aufgehört, und einfach nur noch mit den Japanern was gemacht, welche nicht unbedingt "intensiv" Deutsch gelernt haben. Dadurch konnte ich meine japanische Umgebung zumindest in Teilen aufrecht erhalten.

Vor dem N1 habe ich dann ca. 2,5 Monate jeden Tag einfach nur noch Vokabeln und Kanji gepaukt. Da sind so viele absolut unnötige Vokabeln bei (bestes Beispiel ist 地雷 - Landmine. Ich musste einfach nur lachen, als ich die Vokabel das erste mal gesehen habe), dass ich die meisten wieder vergessen habe, aber ich denke, das hat mir auch, zumindest ein wenig, geholfen den N1 im ersten Versuch zu bestehen.


Und das wars dann auch schon. Wirklich "aktiv" gelernt habe ich, alles zusammengerechnet, vielleicht 1,5 Jahre. Nicht mehr. Der Rest war einfach nur mit japanischen Freunde Spaß haben, und sich dadurch eine japanische Sprachumgebung aufzubauen.


Das mag vielleicht so klingen, dass ich mich nach Studienbeginn auf die Austauschstudenten drauf geworfen habe, aber es waren doch immer bunt durchmischte Gruppen.


Ich hoffe ich konnte meine Lernmethode halbwegs gut erklären, aber falls noch Fragen offen sein sollten, immer her damit!

Liebe Grüße
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.01.19 09:23 von dieLegende.)
20.01.19 08:45
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Nemi


Beiträge: 84
Beitrag #14
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Kurz zur geringen Absolventenzahl: Wir haben mit 80 Leuten angefangen, aber durch harte Aussiebung gerade in den Sprachklausuren sind am Ende nur 13 übrig geblieben. Durch den Drill war die Sprachkompetenz bei den Absolventen dann aber auch sehr gut, gerade was das Lesen und Schreiben anging. Ich glaube daher ist unsere Prozentzahl an in Japan Fuß fassenden relativ hoch.

Wie Nia würde ich mich auch freuen, was du in ein paar Monaten über deinen Alltag im Berufsleben zu erzählen hast. Vielleicht erinnerst du dich ja an das Forum und lässt uns teilhaben grins Denn gerade so ein vermeindlich hartes Feld wie deine Branche interessiert mich als Aussenstehende sehr. Man bekommt da ja nicht alle Tage einen (ehrlichen) Einblick.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.01.19 11:21 von Nemi.)
20.01.19 11:20
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dieLegende


Beiträge: 131
Beitrag #15
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
(20.01.19 11:20)Nemi schrieb:  Kurz zur geringen Absolventenzahl: Wir haben mit 80 Leuten angefangen, aber durch harte Aussiebung gerade in den Sprachklausuren sind am Ende nur 13 übrig geblieben. Durch den Drill war die Sprachkompetenz bei den Absolventen dann aber auch sehr gut, gerade was das Lesen und Schreiben anging. Ich glaube daher ist unsere Prozentzahl an in Japan Fuß fassenden relativ hoch.

Wie Nia würde ich mich auch freuen, was du in ein paar Monaten über deinen Alltag im Berufsleben zu erzählen hast. Vielleicht erinnerst du dich ja an das Forum und lässt uns teilhaben grins Denn gerade so ein vermeindlich hartes Feld wie deine Branche interessiert mich als Aussenstehende sehr. Man bekommt da ja nicht alle Tage einen (ehrlichen) Einblick.

Ok, waren zwar von Anfang an wesentlich weniger Personen als bei uns, aber dass hart ausgesiebt wird halte ich für sinnvoll und erklärt dann auch die geringe Zahl an Absolventen. Bei uns gab es einige die waren gegen Ende des Studiums vielleicht gerade so auf N4 Niveau.


Ich warne schon einmal vor, dass ich eine Person bin, die zwar gerne Informationen teilt und auch gerne weiterhilft wo es nur geht, aber wenn ich ein (für mich wichtiges) Ziel habe oder stark beschäftigt bin, lasse ich gerne mal absolut alles nebenher liegen. Soll heißen, dass ich zwar versuche einen Bericht in einem halben Jahr zu schreiben, aber die Wahrscheinlichkeit nicht allzu gering ist, dass es doch etwas später wird. zwinker
20.01.19 13:18
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Leo Nemeaeus
Inaktiv

Beiträge: 75
Beitrag #16
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Vielen Dank für die umfangreichen Antworten.

"Also schlichtweg Mittel zum Zweck."

Was w a r e n denn nun aber die tatsächlichen Beweggründe, sowohl was das Wunschland als auch was die Wunschbranche angeht (wenn du z. B. die Zahlen so prominent platzierst, ist es des Geldes wegen)? Unter der Setzung, dass du das partout machen wolltest, hast du schön dargelegt, auf welche Weise und warum jeweils mit welcher Methode du es erreicht hast, aber es fehlt noch das "warum überhaupt?", falls du darüber sprechen kannst oder möchtest.

Nemeaeus.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.01.19 15:24 von Leo Nemeaeus.)
20.01.19 15:22
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #17
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
(20.01.19 08:45)dieLegende schrieb:  Jedoch gibt es hier ein "Bonus"-System, wo dem Arbeitnehmer je nach Arbeitsperformance eine erhebliche Zusatzvergütung bezahlt wird. Bei meinem Unternehmen beträgt in der Altersgruppe 40-45 soweit ich weiß im Durchschnitt ca. 40.000 Euro.
Dementsprechend ist es auch möglich eine Zusatzvergütung erlangen die bis in den 6 stelligen Bereich geht. Das hat aber wohl auch mit der Branche zu tun.

aber meine Firma sorgt zum Beispiel dafür, dass ich zentral in Tokyo für ca. 40 Euro im Monat wohnen kann, und wenn ich mir eine eigene Wohnung suche zahlt sie mir 2/3 der Miete. Private Krankenversicherung gibts auch oben drauf. Es wird sich in der Hinsicht schon fantastisch um die Mitarbeiter gekümmert (und natürlich im Gegenzug dafür auch viel gefordert).

Ich vermute, etwa die ersten beiden Jahre wohnst du für lau im 社宅, einem Haus mit vielen winzigen aber gepflegten Apartments und kriegst Taschengeld in Höhe des Bafög-Höchstsatzes. In den anderen Apartments wohnen Kollegen und Kolleginnen, die wohl alle ein paar Jahre jünger sind als Du. Nach zwei Jahren steigt das Gehalt plötzlich ins Normale, bei meinem Sohn ging das von 15 auf 25 Man. Dann bist du nicht mehr eine Art Assessor sondern etabliert.
Die "Bonus"-Zahlung waren zu meiner Japan-Zeit nur in extremen Fällen von der individuellen Arbeitsleistung abhängig, die hat jeder jedes Jahresende bekommen. Damals gerne auch als Bargeld. Wer gut ist, dessen Bonus fällt nicht um, wenn man ihn hochkant auf den Tisch stellt.

Jedenfalls wünsche ich Dir, daß das alles so glücklich läuft. Eigentlich bist Du mit dem fertigen Anstellungsvertrag reichlich früh dran (das kenne ich anders) und kannst jetzt 10 Wochen eine ruhige Kugel schieben.
20.01.19 18:08
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cat


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Beitrag #18
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und alles Gute!
20.01.19 20:22
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dieLegende


Beiträge: 131
Beitrag #19
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
(20.01.19 15:22)Leo Nemeaeus schrieb:  Vielen Dank für die umfangreichen Antworten.

"Also schlichtweg Mittel zum Zweck."

Was w a r e n denn nun aber die tatsächlichen Beweggründe, sowohl was das Wunschland als auch was die Wunschbranche angeht (wenn du z. B. die Zahlen so prominent platzierst, ist es des Geldes wegen)? Unter der Setzung, dass du das partout machen wolltest, hast du schön dargelegt, auf welche Weise und warum jeweils mit welcher Methode du es erreicht hast, aber es fehlt noch das "warum überhaupt?", falls du darüber sprechen kannst oder möchtest.

Nemeaeus.

Die tatsächlichen Beweggründe für das Wunschland, waren/sind, wie bereits schon in einem früheren Beitrag angegeben, die japanische Gesellschaft, in welcher ich mich persönlich einfach wesentlich wohler fühle als in der Deutschen. Und analog dazu möchte ich dementsprechend auch lieber in einer japanischen (Firmen-)Umgebung arbeiten als in einer deutschen. Frag jetzt aber bitte nicht was genau ich an der japanischen Gesellschaft lieber mag als an der Deutschen. Durch die ganzen kleinen Details auf beiden Seiten, denke ich, würde so eine Ausführung von der Länge her mit dem Herrn der Ringe konkurrieren können. zwinker

Und zur Branche: Ich habe leider während meines Jobhuntings (und auch danach bei manchen zukünftigen Kollegen aus meiner Firma) feststellen dürfen, dass diese es wirklich nur wegen dem Geld machen und sich für die Branche eigentlich kaum interessieren. Bei mir hat das konkretere Interesse für die Finanzwelt damals angefangen, als die Auslöser der Finanzkrise aufgearbeitet wurden und klar wurde, dass viele aus der Branche die Subprime-Derivate mit denen sie gehandelt haben selbst gar nicht mehr verstanden haben. Seit ich klein bin habe ich, von Verletzungen abgesehen, ohne Unterbrechung Sport betrieben und liebe es mich mit anderen zu messen. Als ich gelesen habe, dass viele die von ihnen gehandelten Produkte gar nicht mehr verstanden haben, und dass, zumindest im Trading, der Erfolg nahezu zu 100% von den eigenen Fähigkeiten abhängt, habe ich für mich eine unglaublich spannende Herausforderung gesehen. Und da mit konkreten Werten gehandelt wird, ist der eigene Erfolg, auch im Vergleich zu anderen, konkret messbar. Und das hat meinen, aus dem Sport stammenden, Ehrgeiz geweckt.
Zudem ist die Branche auch in der Hinsicht unglaublich spannend, als dass es, in Form von den Derivatprodukten, eine Produktgruppe gibt deren Form und Anzahl absolut keine Grenzen gesetzt sind. In anderen Branchen mit einer gewissen Anzahl an Produkten gehandelt die in ihrer Anzahl endlich sind. Derivatprodukte werden dem Bedarf entsprechend einfach erschaffen, was jedes Mal neue Herausforderungen mit sich bringt (so zumindest meine Theorie).

Das mit der Vergütung hatte ich nur angeführt, da du vorher auf den Nutzen von Zusatzleistungen im Arbeitsbetrieb zu sprechen gekommen bist und ich die Zahl gerade parat hatte.


(20.01.19 18:08)Yano schrieb:  
(20.01.19 08:45)dieLegende schrieb:  Jedoch gibt es hier ein "Bonus"-System, wo dem Arbeitnehmer je nach Arbeitsperformance eine erhebliche Zusatzvergütung bezahlt wird. Bei meinem Unternehmen beträgt in der Altersgruppe 40-45 soweit ich weiß im Durchschnitt ca. 40.000 Euro.
Dementsprechend ist es auch möglich eine Zusatzvergütung erlangen die bis in den 6 stelligen Bereich geht. Das hat aber wohl auch mit der Branche zu tun.

aber meine Firma sorgt zum Beispiel dafür, dass ich zentral in Tokyo für ca. 40 Euro im Monat wohnen kann, und wenn ich mir eine eigene Wohnung suche zahlt sie mir 2/3 der Miete. Private Krankenversicherung gibts auch oben drauf. Es wird sich in der Hinsicht schon fantastisch um die Mitarbeiter gekümmert (und natürlich im Gegenzug dafür auch viel gefordert).

Ich vermute, etwa die ersten beiden Jahre wohnst du für lau im 社宅, einem Haus mit vielen winzigen aber gepflegten Apartments und kriegst Taschengeld in Höhe des Bafög-Höchstsatzes. In den anderen Apartments wohnen Kollegen und Kolleginnen, die wohl alle ein paar Jahre jünger sind als Du. Nach zwei Jahren steigt das Gehalt plötzlich ins Normale, bei meinem Sohn ging das von 15 auf 25 Man. Dann bist du nicht mehr eine Art Assessor sondern etabliert.
Die "Bonus"-Zahlung waren zu meiner Japan-Zeit nur in extremen Fällen von der individuellen Arbeitsleistung abhängig, die hat jeder jedes Jahresende bekommen. Damals gerne auch als Bargeld. Wer gut ist, dessen Bonus fällt nicht um, wenn man ihn hochkant auf den Tisch stellt.

Jedenfalls wünsche ich Dir, daß das alles so glücklich läuft. Eigentlich bist Du mit dem fertigen Anstellungsvertrag reichlich früh dran (das kenne ich anders) und kannst jetzt 10 Wochen eine ruhige Kugel schieben.

Genau, ich hatte gehört, dass das 社宅 monatlich eine Gebühr von 5000円 kostet.
Kann es sein, dass dein Sohn schon vor etwas längerer Zeit seinen Job angetreten hat? Derzeit liegen die Einstiegsgehälter im den meisten Firmen bei ca. 20万円, und ich starte bei meiner Firma als Masterabsolvent mit 26.5万円, Bachelorabsolventen soweit ich weiß mit 24万円.
Der Bonus ist wohl bei den meisten Firmen relativ fix, aber was man so hört gehört mein Unternehmen wohl zu denen die die Leistung verhältnismäßig stark einfließen lassen.

Den meisten Papierkram hab ich zwar mittlerweile hinter mir, aber da ich gerade noch auf die berühmte Postkarte vom 入国管理局 warte, damit mein Aufenthaltsstatus zum April hin geändert wird, hab ich noch ein bisschen was zu erledigen.


(20.01.19 20:22)cat schrieb:  Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und alles Gute!

Gern geschehen, ich hoffe ich konnte helfen! grins
21.01.19 13:35
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UnDroid


Beiträge: 392
Beitrag #20
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Danke für deine Antworten.

Bei der Frage
Zitat:egal ist was man genau studiert hat, ist man, solange es kein technischer Beruf ist
habe wir glaube ich aneinander vorbei geredet.
Also mich würde interessieren, warum das Studienfach prinzipiell egal ist, außer bei techn. Berufen (in Japan). Wieso wird das (in JP) anders gehabt?

Zitat:Derzeit liegen die Einstiegsgehälter im den meisten Firmen bei ca. 20万円, und ich starte bei meiner Firma als Masterabsolvent mit 26.5万円, Bachelorabsolventen soweit ich weiß mit 24万円.
Ich kenne mich mit dem jp. System nicht aus, aber 26.5万円 wären ca. 2100€. Dann noch die Steuern weg.... dann bleibt davon eigentlich nicht mehr viel Übrig... (Aus deutscher Sicht). Und die Lebensmittel empfand ich jetzt auch nicht unbedingt billig in Japan. Könntest du dazu ein bisschen mehr sagen??

mfg
21.01.19 17:23
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Karriere in Japan? Japanologie!
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