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Lebensgewohnheiten
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Hachiko
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Beitrag #21
RE: Lebensgewohnheiten
(03.01.15 12:03)junti schrieb:  
(03.01.15 11:04)Hachiko schrieb:  Einzelnen Beiträgen hier ist zu entnehmen, dass die Japaner es mit der Toilettenhygiene nicht so genau nehmen. Wundert mich
eigentlich bei einem Volk, das sich als das Nonplusultra der Sauberkeit verstanden haben möchte. Da paart sich ganz schön
Arroganz mit Ignoranz, wenn man bedenkt, was für ein gesundheitlicher Mist durch die übertragenen Escherichia coli-
Bakterien angerichtet werden kann. Da scheint wohl verbreitet die Regel zu gelten "vor dem Toilettengang und nach dem Essen
die Hände reinigen", ohne Seifenspender, versteht sich. Kennen die auch kein Sagrotan?

Mittlerweile gibt es auf fast jeder oeffentlichen Toilette in Japan Desinfektionsmittel.
Vor dem Essen waschen sich fast alle Japaner die ich kenne die Haende. Außerdem gibt es ja desinfizierte おしぼり in jedem Laden.

Eigentlich stellte ich hier die Toilettenhygiene in den Vordergrund, womit gemeint war, wie exakt dieses Auffanggefäss gereinigt
wird und da scheint lt. Erzählung wohl einiges noch im Argen zu liegen. Und ob vor oder nach der Erleichterung die Hände gereinigt werden,
da handelt es sich um einen gängigen deutschen Spruch, der nicht unbedingt tierisch ernst genommen werden sollte, wird halt
im deutschen Volksmund so dahergesagt.
Desweiteren bezog sich meine Bemerkung eher auf den häuslichen als auf den öffentlichen Bereich. Take it easy!grins
03.01.15 12:35
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #22
RE: Lebensgewohnheiten
(03.01.15 12:03)junti schrieb:  Außerdem gibt es ja desinfizierte おしぼり in jedem Laden.
Zu meiner Zeit konnte man da aber auch an ziemlich verfaulte geraten, ich sah das eher kritisch, aber macht nix, sagt der Nihonjin, wir baden ja jeden Abend, stinkt man halt den ganzen Nachmittag, immer noch besser als gar kein おしぼり.
Was die Toilettenhygiene anbelangt, würde ich J nicht so kritisch sehen. Klar hat sich die Erfindung der Klobürste noch nicht so herumgesprochen. Daß sich die Druckspüler (in D habe ich, wenn ich drüber nachdenke, seit etwa 1970 keinen mehr gesehen) in J so lange gehalten haben, mag dabei eine Rolle spielen. Diese Dinger verbrauchen viel Wasser und machen viel Krach, reißen aber alles weg. Das ist auch gut für eine andere japanische Lebensgewohnheit:
Man unterscheidet ja zwischen Faltern und Knüllern - in der westlichen Welt. In J ist der Wickler sehr verbreitet. Der hat einen extrem hohen Papierverbrauch. Das ist ein wenig erstaunlich, da Japaner - so sie auch in anderen Lebensbereichen großzügig und freigebig sind - da zur Pfennigfuchserei neigen, wo es objektiv um nix geht.
In D sagt man den Männern, sie sollen sich setzen - in J gibt es Urinale vielfach auch in Privathäusern. Wenn das mit ein bißchen Disziplin gehandhabt wird, braucht nicht viel geputzt zu werden.
Im übrigen bevorzuge ich in J die (aussterbenden) japanischen Hockklos, die sind nämlich lang genug.
03.01.15 14:59
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Hachiko
Gast

 
Beitrag #23
RE: Lebensgewohnheiten
Nun gut, jetzt wurde hier eine Menge über japanische Küchen und Toiletten bzw. deren Benutzung fabuliert, vielleicht
könnte man ab jetzt über andere Lebensgewohnheiten schreiben wie etwa, dass Japaner nicht so laut schneuzen
wie Gaijins und warum sie bei jedem leisten Hüsteln gleich mit so eine Chirugen-Maske herumlaufen.
03.01.15 15:19
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #24
RE: Lebensgewohnheiten
(03.01.15 15:19)Hachiko schrieb:  wie Gaijins und warum sie bei jedem leisten Hüsteln gleich mit so eine Chirugen-Maske herumlaufen.
Das weiß man doch. Ist in Mode wegen der fürchterlichen Grippe-Epidemie im 1. Weltkrieg, dann die Staubbelastung durch Industrialisierung und Vulkanausbrüche. Andernorts, z.B. in Indonesien, drückt man sich ein Tuch ans Gesicht, das sieht nicht so häßlich aus, aber man hat nicht mehr beide Hände frei.
Sich schneuzen wird in J aber nicht so stark verteufelt, wie manche Ausländer erzählen. Du kriegst doch an jeder Straßenecke (naja, nicht ganz, aber in jeder Bankfiliale) ein Packerl Papiertaschentücher geschenkt, wenn du nicht schnell genug wegläufst. Das Problem liegt eher darin, daß diese Taschentücher nicht durchschnupffest (an Yamada: wie sagt man durchschnupffest auf Japanisch?) sind. Sie taugen eigentlich zu garnichts, mein Schwiegervater hat sie gehortet aber nicht benutzt, es war schon eine große Schachtel voll geworden (300 Liter, Platz für zehntausend Zigaretten), meine Schwiegermutter hatte irgendwann ein Einsehen und das alles weggeschmissen. Damit sind wir wieder bei der Thematik der Pfennigfuchserei. Meine geliebte japanische Ehefrau z.B. hortet Plastiktüten. Ab und zu, wenn der Kasten voll ist, schmeiß ich alles weg.

Klopapier ist hingegen ausreichend stabil, aber so eine Rolle willst du an einem gemütlichen Ort nicht gern sehen - am Büro-Arbeitsplatz zwar kein Problem. Die alten unhygienischen Schnupftücher aus Stoff gibt es nicht mehr so. Also geht man für ein paar Sekunden in die Toilette. Das ist im Hinblick auf die vornehme Etikette zwar nicht ganz unproblematisch, aber bögedir akadash.
03.01.15 16:33
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Hachiko
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Beitrag #25
RE: Lebensgewohnheiten
(03.01.15 16:33)Yano schrieb:  Klopapier ist hingegen ausreichend stabil, aber so eine Rolle willst du an einem gemütlichen Ort nicht gern sehen - am Büro-Arbeitsplatz zwar kein Problem. Die alten unhygienischen Schnupftücher aus Stoff gibt es nicht mehr so. Also geht man für ein paar Sekunden in die Toilette. Das ist im Hinblick auf die vornehme Etikette zwar nicht ganz unproblematisch, aber bögedir akadash.

Unter uns gezwitschert, ich halte sehr viel von Klo-Papier, da vielseitig verwendbar, einmal angefangen da wo es eigentlich seinen Zweck erfüllen
soll, dann als Ersatz für Schneuztücher, in der Küche wenn die Küchenrollen ausgegangen sind, weil die beim Aldi und Lidl nicht mehr im Sonderangebot standen, beim Autofahren fürs Abwischen durch hastig hineingeschlungenes Essen pappig gewordener Pratzen (yamada könnte jetzt auch fragen: was heisst denn Pratzen auf Japanisch), bishin als Scheibenwischpapier, weiterer Erläuterungen möchte ich mich allerdings
enthalten, der Peinlichkeit wegen. Hallelujah, es lebe das Klo-Pa und seine weltweit anerkannte Multifunktionalität.
Herrgottsakra, was heisst denn eigentlich ganz genau Klo-Pa auf Japanisch.kratz

Nun dem genug, wollen wir das Thema jetzt erweitern mit der Frage: Warum gehen (watscheln) Japaner, besonders Frauen, stets mit den
Zehen nach innen gerichtet. Liegt das an der alten Geta-Tradition oder ist dies anatomisch erklärbar.
03.01.15 17:50
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adv


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Beitrag #26
RE: Lebensgewohnheiten
Zumindestens was öffentliche Toiletten betrifft ist Deutschland gegenüber
Japan absolutes Entwicklungsland.
Erstens gibt es in den Städten überall welche, zweitens kosten sie nichts
und drittes sind sie wesentlich sauberer als Deutschland.
So widerlich dreckige Toiletten, wie zB auf Autobahnparkplätzen habe ich
in Japan noch nie erlebt, obwohl ich da inzwischen viel rumgekommen bin.
Was es meist nicht gibt sind Handtücher, aber ein kleines Tuch kann man
dafür ja immer selbst dabeihaben.
03.01.15 18:37
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Nia


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Beitrag #27
RE: Lebensgewohnheiten
Zitat:Pratzen (yamada könnte jetzt auch fragen: was heisst denn Pratzen auf Japanisch),

Darf ich auch fragen, was das auf 'deutsch' heißt? So ganz ohne südlichen Dialekt? rot

Yano, warum sollte sie auch Einkaufstüten wegwerfen, wenn die noch ok sind? Die kann man doch benutzen...
Oder wirfst du jede Tüte die du aus dem Laden trägst sofort weg und nimmst jedesmal eine neue mit? Oo

“A poet is a musician who can't sing.”
― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind
03.01.15 19:46
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Hachiko
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Beitrag #28
RE: Lebensgewohnheiten
(03.01.15 19:46)Nia schrieb:  
Zitat:Pratzen (yamada könnte jetzt auch fragen: was heisst denn Pratzen auf Japanisch),
Darf ich auch fragen, was das auf 'deutsch' heißt? So ganz ohne südlichen Dialekt? :r

Also Pratzen/Pratzn heisst auf gut Deutsch eine grosse, kräftige Hand, wird im Bayrisch/Österreichischen auch verwendet für
eine gierig zulangende bzw. schmutzige Hand.
03.01.15 20:06
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Nia


Beiträge: 3.793
Beitrag #29
RE: Lebensgewohnheiten
Ah eine Pranke. ^^

“A poet is a musician who can't sing.”
― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind
03.01.15 20:10
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Yano


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Beitrag #30
RE: Lebensgewohnheiten
(03.01.15 20:10)Nia schrieb:  Ah eine Pranke. ^^
So ähnlich. Pranke ist die Vorderpfote einer Großkatze. Pratze gibt es außerhalb des landschaftlichen Sprachgebrauchs durchaus im Deutschen als Bezeichnung für einen Fußteil einer großen Maschine.
Machen wir mal weiter. Was heißt Spratze auf japanisch? Ich weiß es nicht, es ist unüblich, z.B. ein festgewachsener Zementrest auf dem blanken Estrich, wenn du die Wand verputzt hast. Verputz heißt Doro, das ist im eigentlichen Wortsinn eher das Gegenteil, da kannste mal sehen, welche Wertschätzung in J der Arbeit des Maurers entgegengebracht wird. Ist so. Daß ich in D Maurer und Fliesenleger gelernt hab, sage ich in J nie, damit punktet man nicht. Iwaretara bin ich Soziologe an der Uni oder so und kann praktisch kein Englisch, dann gehts.
Überhaupt ist jedem Studenten zu raten, ab einem bestimmten japanischen Sprachniveau kein Englisch mehr zu können, solange Japaner in Hörweite sind, jedenfalls aufm Land. Wer als männlicher Student das Interesse eines Sophia-Girls findet, dann ist das was anderes.
:
Was ist ein Sophia Girl?
Weiß nicht, ob das so bekannt ist, das sind in den USA aufgewachsene Mädels, Mischlinge, oft Hochgewächse von beeindruckender Schönheit. Dort kann man aber nicht so gut biligual erziehen, so kommen sie nach der Senior Highschool mit nicht so gutem Japanisch auf die Universität Sophia, Ichigaya Campus - wenn die Familie die horrenden Studiengebühren (für den sehr guten Unterricht) zu zahlen bereit ist.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.01.15 22:53 von Yano.)
03.01.15 22:06
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Lebensgewohnheiten
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