Da hier einige User ganz keck und unverblühmt behaupten, sie würden ganz gerne still und heimlich Sumo-Themen mitlesen, und ich mir gerade eine kleine Randerscheinung genauer angeguckt habe, dachte ich mir, ich schreib' das hier mal auf.
In Japan sieht man sehr häufig eine spezielle Form von Flaggen, bzw. Bannern,
Nobori genannt. Sie stammen ursprünglich aus dem Kriegswesen, um einzelne Heeresabteilungen zu identifizieren, finden sich aber heutzutage ganz vielfach als einfache Werbebanner im normalen Straßenbild. Auch in der Sumowelt gehören solche Werbe-Nobori als fester Bestandteil dazu. Man sieht sie draußen vor den Wettkampfstätten oder vor den Trainingslagern der Sumo-Ställe.
Kernstück ist der Name des Ringers, der beworben werden soll, bzw. für den ein Sponsor öffentlich seine Unterstützung bekunden will. Dieser Name steht zentral in der Mitte als Eyecatcher. Auf dem als Beispiel verlinkten Bild unten sieht man von links nach rechts: 白鵬 (Hakuho), 照強 (Terutsuyoshi), 善富士 (Yoshifuji), 日馬富士 (Harumafuji) und nochmal 善富士 (Yoshifuji).
Nach dem Namen kommt ein Anredesuffix. Die Yokozuna Hakuho und Harumafuji werden standesgenäß als 関 (-zeki) tituliert, wie jeder andere Ringer der beiden obersten Kampfklassen, also jeder sekitori, auch. Die beiden anderen auf den Bannern werden allerdings mit dem ganz neutralen allerwelts-さん tituliert (in alter Rechts-links-Schreibrichtung). Das ist eher ungewöhnlich. Ringer aus den unteren Gefilden ziehen normalerweise Keine Sponsoren für sowas an. Erklärt sich hier aber dadurch, daß das ein Trainigs-, bzw. Ausstellungsevent in Minami-Awaji war, und die beiden Ringer aus dieser Stadt stammen. So konnten sich wohl lokalpatriotische Sumo-Fans für diese Banner finden.
Nach diesem Personalsuffix folgt die Partikel へ. Manchmal sieht man auf solchen Bannern auch tatsächlich へ, aber in der traditionellen Sumowelt benutzt man dafür i.d.R gerne das altertümliche lautlich verwandte Kanji 江 (え).
Als letztes folg dann der Firmenname des Sponsors. Ganz rechts auf dem Banner z.B. steht 藤井タイヤ商事, offensichtlich ein Reifenhändler aus der Gegend.
Übersetzt steht da im Endeffekt also nichts weiter als: "Firma X für Herrn Y". Sehen trotzdem schön aus diese Banner, wie ich finde.
Last but not least fehlt noch dieses Ornament ganz oben. Es stellt ein
Gunbai dar, ein militärischer Signalstab aus dem Mittelalter, der heute im Sumo das ist, was dem Fußballschiedsrichter bei uns seine Trillerpfeife und die symbolischen Handbewegungen. Die Aufschrift lautet: 贈 (おくる; schenken, verleihen), verkündet also in traditioneller Bildersprache ganz hochoffiziell, daß es eine Sponsorengabe ist.
Und wenn es wirklich Mitleser gibt, die sich für solche Beiträge interessieren, würde ich gerne davon hören, um zu wissen, daß ich mir die Mühe nicht ganz umsonst mache...