(15.08.08 09:18)Thilo schrieb:Ich meine damit u.a. die Zahlen der verurteilten Kriegsverbrecher, welche im Angesicht des Ausmasses der veruebten Verbrechen laecherlich gering sind, oder die Uebernahme gewisser Personen oder ganzer Organe aus der NSDAP-Herrschaft, wie z.B. der Organisation Gehlen und der Bundeswehr der Gruendungszeit.
Ein Aufarbeiten des Geschehenen bedeutet ja nun nicht möglichst viele Verbrecher hinterher vor Gericht zu stellen (was diesen Punkt angeht wäre die "Aufarbeitung" der japanischen Kriegsvergehen dann "besser" gelungen, da man auf der Siegerseite tausende japanische Soldaten im Schnellverfahren abgeurteilt hat). Aufarbeiten von geschichtlichen Ereignissen heißt vor allem die gegenseitigen Erfahrungen/Betrachtungen dieser zu versöhnen, bzw. zu respektieren/verstehen. Im ostasiatischen Fall hieße das z.B., dass man auf koreanisch/chinesischer Seite das Leiden der Atombombenopfer anerkennt und respektiert
ohne sie gegen Verbrechen japanischer Soldaten aufzurechnen. Oder das man auf japanischer Seite
in Zusammenarbeit mit Chinesen, Koreanern, Philippinern, etc. die verübten Verbrechen analysiert und zu einer gemeinsamen Beurteilung gelangt. Aufarbeitung von Geschichte basiert zwangsläufig auf der Zusammenarbeit von einstigen Gegnern. Gegenseitiges Aufzählen der Verbrechen der Anderen, sowie das Weglassen/Verschweigen gewisser Punkte ist Feind jeder ehrlich gemeinten Aufarbeitung.
Man sollte sich, insbesondere als Nachgeborener, darüber im Klaren sein, dass die Aufarbeitung einer Zeit, in welcher es zu Massakern, Atombombenabwürfen, Massenvertreibungen und Genoziden gekommen ist, unerhört schwer ist (besonders wenn in den Ländern nach Kriegsende Regierungen/Regime an der Macht sind, die daran kein Interesse haben). Von daher sollte man sich mit Vorwürfen zurückhalten, auch deswegen weil die Verarbeitung des Geschehenen nur gemeinsam geleistet werden kann und nicht nur in die Verantwortung der "Täter" fällt. Konfrontieren des (einstigen) Gegners spielt nur den Nankingleugnern und den Befürwortern der Atombombenabwürfe in die Hände, Kooperation setzt sie dagegen schachmatt.
Soviel von mir zum heutigen Tag des Kriegsendes.