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Karriere in Japan? Japanologie!
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dieLegende


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Beitrag #1
Karriere in Japan? Japanologie!
Schönen guten Tag zusammen,

auch wenn ich in den letzten Jahren mehr passiver als aktiver Nutzer dieses Forums war, werden mich vielleicht noch manche aus meiner aktiveren Zeit kennen.

Mit diesem Thread möchte ich andere, an einem Leben und Arbeit in Japan interessierten, Schüler (und Studenten der Japanologie) ermutigen sich trotz der Unkenrufe bzgl. des Studienfachs Japanologie (und deren Zukunftschancen) für dieses Fach zu entscheiden, da aufgrund meiner Erfahrung dies so ziemlich den besten Weg darstellt sich ein Leben in Japan aufzubauen.

Wem der Text zu lang ist, aber zumindest eine Basis an Informationen in Form von Vorraussetzungen für diesen Weg mitnehmen will, kann ganz nach unten scrollen, dort liste ich kurz die Vorraussetzungen auf.




Ich hatte ca. 2013 einen Thread eröffnet welcher Jobhunting in Japan oder so ähnlich hieß. Zunächst hatte ich zwar vor mich während meines Austauschjahres ins Jobhunting zu stürzen, jedoch auch schnell rausgefunden, dass dies als Austauschstudent nicht wirklich realistisch ist.

Also das Projekt ein wenig nach hinten verschoben.

Hab also, nachdem ich zurück in Deutschland war, erst einmal meinen Bachelor in Asienwissenschaften (Japanologie) abgeschlossen und davor noch den JLPT N1 gemacht (für den hab ich von Beginn meines Japanisch-Lernens, bis zur (bestandenen) Prüfung genau 3 Jahre und 9 Monate gebraucht).

Anschließend bin ich mit dem Vollstipendium der japanischen Regierung (MEXT) zurück an meine Austauschuni (Uni Tsukuba), und habe hier nach einem Jahr als "Forschungsstudent" (研究生), was ich wegen der Aufnahmeprüfung machen musste, meinen Master begonnen.
Im Frühjahr letzten Jahres stand dann auch endlich das an, was ich die ganzen letzten Jahre angestrebt hatte, das Jobhunting zusammen mit den ganzen anderen japanischen Studenten aus meinem Jahrgang. Also den ganz "normalen" japanischen Weg um nach der Uni an eine Festanstellung zu gelangen.

Da es in Japan ziemlich egal ist was man genau studiert hat, ist man, solange es kein technischer Beruf ist, ungeachtet seiner Fachrichtung frei darin sich bei allen möglichen Firmen aus allen möglichen Bereichen zu bewerben. In meinem Fall war dies die Finanzbranche, für die ich mich nun schon sehr lange interessiert habe. (Kleine Zusatzinformation: Laut den Daten der japanischen Regierung von 2013 ist die Finanzbranche wohl die Branche mit dem geringsten Ausländeranteil)

Dass es zwar einige Chinesen und Koreaner gibt, welche hier auch beim Jobhunting mitmischen, wusste ich, was mich jedoch überrascht hat war, dass ich, als ich einige Veranstaltungen der großen Banken, Investmenthäuser, und Vermögensverwaltungen in Tokyo mitgemacht hab, keinen einzigen anderen Kaukasier entdecken konnte. Auch bei Veranstaltungen mit knapp 1000 Teilnehmern, war ich stets der einzige Nicht-Asiate. Warum ich das betone, darauf komme ich später noch einmal zurück.

Ich bin also ca. 3 Monate jeden Tag von Tsukuba nach Tokyo gependelt und bin von Finanzunternehmen zu Finanzunternehmen und habe dutzende Informationsveranstaltungen, Gesprächsrunden (座談会)und Bewerbungsgespräche über mich ergehen lassen.

Anhand der Überschrift dieses Threads lässt sich wohl schon erschließen, dass es letztendlich ziemlich gut gelaufen ist, aber bevor ich jetzt das Ende vorweg nehme, will ich die Schwierigkeiten natürlich nicht außen vor lassen.
Die Sache mit der ich die größten Probleme hatte waren mit Abstand die Online-Tests(WEBテスト), nicht zu verwechseln mit dem SPI(!). Das sind Tests die die sprachlichen Fähigkeiten (Textverständnis!), analytische Fähigkeiten, sowie den Charakter der (in der Regel) japanischen Bewerber testen und einzig und alleine dafür dienen die absolut ungeeigneten Bewerber von vornherein auszusortieren. Wobei die Schwelle(足切り)dabei je nach Firma stark variiert. Mit dem analytischen Teil hatte ich in der Regel relativ wenig Probleme, jedoch hat mir bei vielen Firmen der Sprachteil das Genick gebrochen. Es ist nicht so, dass dieser Teil unglaublich schwer wäre, im Gegenteil, mit dem Inhalt hatte ich in der Regel eher wenig Probleme. Jedoch gibt es ein Zeitlimit. Und das ist gnadenlos. Die meisten Muttersprachler bekommen bei den Tests schon Zeitprobleme. Wie das dann bei einer Person ist, welche Japanisch als Fremdsprache im Alter von 20 Jahren angefangen hat zu lernen, kann man sich vorstellen. Ich bin das dann letztendlich so angegangen, dass ich nur die kurzen Texte mit ihren Fragen wirklich beantwortet habe, und die längeren Texte übersprungen habe (zufällig auf irgendeine Antwort geklickt).
Mit dieser Methode bin ich letztendlich bei ca. 40% der Firmen durchgekommen und wurde zu einem Bewerbungsgespräch/Recruitergespräch eingeladen.
(Fun-fact: Um bei den Bewerbungsgesprächen der japanischen Unternehmen gut erklären zu können warum ich nicht zu einer ausländischen (Investment-) Bank gehe, habe ich mich einfach mal bei Goldman-Sachs beworben, wo ich insgesamt auch in die vierte Runde gekommen bin, bevor ich ausgestiegen bin. Und ja, die Mitarbeiter dieses Unternehmens sind genauso wie man sich das so vorstellt... Schlimm.)

Um die Geschichte zum Ende zu bringen: Ab dem ersten April diesen Jahres fange ich bei der größten japanischen Investmentbank (証券会社)als Festangestellter mit lebenslanger Anstellung, und allen damit verbundenen Vorteilen, an. Also ganz traditionell, und kein spezielles Ausländer-Recruiting, etc.

Laut Aussage meines Recruiters bin ich zudem der erste Kaukasier überhaupt, welcher über den traditionellen Weg dort anfängt (in meinem Jahrgang sind ansonsten noch ein Chinese, sowie ein Koreaner, welche jedoch beide in Japan aufgewachsen sind). Und ich bin der erste Ausländer überhaupt in der Geschichte des Unternehmens, welcher eine Empfehlung eines Recruiters erhalten hat. Das Unternehmen existiert seit 100 Jahren.

Natürlich, bin ich extrem stolz darauf, was ich erreicht habe, jedoch bin ich auch der Meinung, dass dies, mit ein wenig Anstrengung, längst kein Ding der Unmöglichkeit ist.

Meiner Erfahrung nach, welche ich in den letzten Jahren gesammelt habe, fehlt es einfach nur an Personen die sich trauen diesen Weg zu gehen. Die meisten meiner Kommilitonen aus meiner Zeit an der Japanologie der Uni Bonn haben nach Beendigung des Bachelors kalte Füße bekommen und ein Wirtschaftsstudium in Deutschland hinten angeschlossen.
Wenn jedoch einer ein ernstes Interesse an einem Leben in Japan hat, sollte dieser, meiner Meinung nach, ein Studium der Japanologie aufnehmen (ist der effizienteste Weg in Deutschland schnell auf ein extrem hohes Sprachniveau zu kommen, und man kann viel über das japanische Wirtschaftssystem, dessen Eigenheiten und das jap. Recruitingsystem lernen), dort alles tun um auf ein möglichst hohes Level im Japanischen zu kommen und anschließend an eine (gute --> viele Unternehmen sehen sich erst gar keine Bewerbungen von niedrig eingestuften Unis an!) japanische Uni gehen, um sich dann dort, während des Masters, der Jobsuche zu widmen.

Letztendlich kann ich den Erhalt der Zusage meines zukünftigen Arbeitgebers einzig und alleine auf 2-3 Punkte runterbrechen. Der erste, und wichtigste, sind die Japanisch-Kenntnisse (ich würde mich auf ein C2 Niveau einschätzen). Bei Gruppeninterviews und auch den sonstigen Gesprächen konnte ich damit punkten, dass ich im Finanzbereich über einen größeren Wortschatz verfüge als der durchschnittliche japanische Bewerber. Dadurch war ich in der Lage mich in vielen Gesprächen eloquenter auszudrücken als ein Muttersprachler. Damit zusammenhängend der zweite Punkt: Ich habe im Laufe der Zeit durch Selbststudium ein relativ großes Wissen bzgl. der Finanzbranche erworben. Dadurch konnte ich meinen Recruitern wesentlich genauer erzählen was ich genau machen möchte, und weshalb mir das Unternehmen gefällt.
Und der dritte Punkt, welcher Ausländer-spezifisch ist: Ich konnte sehr gut erklären weshalb ich in Japan arbeiten und leben möchte und nicht in meinem Heimatland. Vor allem damit haben viele Studenten aus dem ostasiatischen Raum Probleme.

Und das ist eigentlich alles, mehr brauchte es im Endeffekt nicht. Außer natürlich immer sehr gut informiert zu sein. Das Alter (bin jetzt 27), sowie die Tatsache, dass man Ausländer ist, ist überhaupt kein Problem. Die Sprachfähigkeiten öffnen eher Türen.




Die Zusammenfassung der Vorraussetzungen:

Sprache: JLPT N1 (wer sich ranhält schafft den in 3-3.5 Jahren) ist Pflicht. Das tatsächliche Niveau muss jedoch noch gut darüber liegen.

Studium an japanischer Uni! Wer das Geld hat, sollte sofort nach dem Bachelor rüber gehen und seinen Master hier beginnen. Wer, wie ich, kein Geld hat braucht ein Stipendium. Im besten Fall das rundum-sorglos-Paket von MEXT. Das Studienfach spielt absolut keine Rolle für die Jobsuche. Mach das woran du Interesse hast/was du kannst.

Wissen über die Branche in die man will. Dadurch kann mich sich in Interviews besser erklären, und hat einen größeren Wortschatz als die anderen Bewerber.

Man muss erklären können warum man langfristig in Japan leben und arbeiten will. Die Unternehmen haben Angst, dass man in kurzer Zeit wieder in sein Heimatland zurückkehrt.




Und das wars eigentlich schon. grins

Ich hoffe es war einigermaßen informativ, und kann einige von euch dazu bewegen in meine Fußstapfen zu treten.

Wer Fragen hat, kann diese natürlich stellen, ich versuche alle zeitnahe zu beantworten (hab bis zum 24.1 jedoch einiges zu tun, weshalb es bis dahin Verzögerungen geben kann).


Liebe Grüße,

dieLegende


PS.: Ich habe dies alles ohne einen einzigen Cent Unterstützung meiner Eltern, etc. geschafft. Seit meinem Studienbeginn in Bonn 2011 bin ich ausnahmslos mit Bafög, Auslandsbafög, Kindergeld, sowie dem MEXT-Stipendium über die Runden gekommen.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.01.19 19:25 von dieLegende.)
18.01.19 10:38
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UnDroid


Beiträge: 392
Beitrag #2
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Wow, endlich mal jemand der Nägel mit Köpfen macht! Vielen Dank für den Bericht!

Zitat:...Jobhunting zu stürzen, jedoch auch schnell rausgefunden, dass dies als Austauschstudent nicht wirklich realistisch ist.
Wieso?

Zitat:egal ist was man genau studiert hat, ist man, solange es kein technischer Beruf ist
Was ist hier anders?

Zitat:Ich bin also ca. 3 Monate jeden Tag von Tsukuba nach Tokyo gependelt und bin von Finanzunternehmen zu Finanzunternehmen und habe dutzende Informationsveranstaltungen, Gesprächsrunden (座談会)und Bewerbungsgespräche über mich ergehen lassen.
Wieso so viele Bewerbungsgespräche? Gab es immer absagen?

Zitat:Um bei den Bewerbungsgesprächen der japanischen Unternehmen gut erklären zu können warum ich nicht zu einer ausländischen (Investment-) Bank gehe
Und was ist der Grund dafür?

Zitat:Ab dem ersten April diesen Jahres fange ich bei der größten japanischen Investmentbank (証券会社)als Festangestellter mit lebenslanger Anstellung, und allen damit verbundenen Vorteilen, an
Kennst du schon die Arbeitsbedingungen? Genau so schlimm, wie man es immer hört?

Zitat:Ich konnte sehr gut erklären weshalb ich in Japan arbeiten und leben möchte und nicht in meinem Heimatland. Vor allem damit haben viele Studenten aus dem ostasiatischen Raum Probleme.
Zitat:Man muss erklären können warum man langfristig in Japan leben und arbeiten will. Die Unternehmen haben Angst, dass man in kurzer Zeit wieder in sein Heimatland zurückkehrt.
Und was genau sind deine Gründe? Was hast du geantwortet?

mfg
18.01.19 15:22
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chochajin


Beiträge: 365
Beitrag #3
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Nur mal so nebenbei angemerkt: Ich habe nicht Japanologie studiert und trotzdem 7 Jahre lang in Japan gelebt und gearbeitet und jetzt arbeit ich in Deutschland in einem Job, wo ich für japanische Kunden zuständig bin und täglich Japanisch spreche / schreibe.
Und da draußen gibt es sicher noch einige andere wie mich. grins

Wie heißt es so schön? Viele Wege führen nach Ro.... äh Japan. hoho

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18.01.19 18:55
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dieLegende


Beiträge: 131
Beitrag #4
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Und direkt mal eine Lawine an Fragen! Danke! Versuche die mal kurz und präzise zu beantworten.

(18.01.19 15:22)UnDroid schrieb:  Wow, endlich mal jemand der Nägel mit Köpfen macht! Vielen Dank für den Bericht!

Zitat:...Jobhunting zu stürzen, jedoch auch schnell rausgefunden, dass dies als Austauschstudent nicht wirklich realistisch ist.
Wieso?

--> Aus zwei Gründen. Ganz praktisch gesehen, ist das japanische Sprachniveau nach zwei Jahren Studium an der deutschen Uni und einem halben Jahr in Japan einfach noch nicht ansatzweise so weit, als dass man realistische Chancen hätte irgendwo genommen zu werden.
Vor allem aber ist die Voraussetzung für eine Zusage, dass man im darauffolgenden Jahr seinen Uni-Abschluss hat und genau zum 1.4 in dem Unternehmen anfangen kann. Und da gibt es in der Regel keine Ausnahme. Dementsprechend für den durchschnittlichen Austauschstudenten nicht machbar.


Zitat:egal ist was man genau studiert hat, ist man, solange es kein technischer Beruf ist
Was ist hier anders?

Ist es nicht so, dass die Vorraussetzungen für einen Job in Deutschland ist, dass man davor zumindest ansatzweise mal was in der Richtung gemacht hat? Also unter anderem auch der Studiengang eine Relevanz für den Job haben sollte. Als reiner Japanologe bleiben, soweit ich das höre, einem in der Regel ja nur Jobs welche mit Übersetzen, Dolmetschen, Japangeschäften der Firma zu tun haben. Ich habe zum Beispiel noch nie davon gehört, dass ein Japanologe nach seinem Bachelor/Master/Diplom, etc. irgendwo in der Finanzwirtschaft oder einer Unternehmensberatung angefangen hätte.

Zitat:Ich bin also ca. 3 Monate jeden Tag von Tsukuba nach Tokyo gependelt und bin von Finanzunternehmen zu Finanzunternehmen und habe dutzende Informationsveranstaltungen, Gesprächsrunden (座談会)und Bewerbungsgespräche über mich ergehen lassen.
Wieso so viele Bewerbungsgespräche? Gab es immer absagen?

Natürlich gab es auch absagen, aber einige Firmen sortieren weniger über Tests und Bewerbungsschreiben aus, als, dass sie die Bewerber eine Reihe an Recruitergesprächen (effektiv Bewerbungsgespräche) durchlaufen lassen. Alleine die Bank Mitsui-Sumitomo lässt ihre Bewerber bis zu 20(!!) solcher Gespräche durchlaufen bevor dann (derzeit) Anfang Juni die offiziellen Bewerbungsgespräche anfangen. Davor wird einfach nur ausgesiebt.
Und da ich mich auf ca. 25 Unternehmen beworben hatte, hatte ich nicht nur ein paar solcher Gesprächstermine. zwinker

Zitat:Um bei den Bewerbungsgesprächen der japanischen Unternehmen gut erklären zu können warum ich nicht zu einer ausländischen (Investment-) Bank gehe
Und was ist der Grund dafür?

Der Grund dafür ist, dass ich lieber in einer japanischen Umgebung arbeite, als in einer westlichen. Den Grund dafür führe ich bei der letzten Frage was genauer aus.

Zitat:Ab dem ersten April diesen Jahres fange ich bei der größten japanischen Investmentbank (証券会社)als Festangestellter mit lebenslanger Anstellung, und allen damit verbundenen Vorteilen, an
Kennst du schon die Arbeitsbedingungen? Genau so schlimm, wie man es immer hört?

Nein, da ich traditionell zum 1.4. in der Firma anfange, kann ich dazu noch nichts sagen. Das einzige was ich im Vorfeld gehört habe, dass ich sehr interessant fand, war, dass die Arbeitstage wohl Richtung 10-11 Stunden gehen, es bei den ausländischen Investmentbanken aber noch viel viel übler sein soll. Im Fall von Goldman Sachs habe ich aus mehreren Quellen gehört, dass es relativ normal sein soll morgens gegen 7-8 Uhr in der Firma anzutanzen und erst kurz nach Mitternacht wieder rauszukommen. Und das soll auf die meisten ausländischen IBs zutreffen.

Zitat:Ich konnte sehr gut erklären weshalb ich in Japan arbeiten und leben möchte und nicht in meinem Heimatland. Vor allem damit haben viele Studenten aus dem ostasiatischen Raum Probleme.
Zitat:Man muss erklären können warum man langfristig in Japan leben und arbeiten will. Die Unternehmen haben Angst, dass man in kurzer Zeit wieder in sein Heimatland zurückkehrt.
Und was genau sind deine Gründe? Was hast du geantwortet?

Dass ich mich in der japanischen Gesellschaft wesentlich wohler fühle als in der deutschen. Das ist eine reine Persönlichkeits/Charakter-Sache, aber ich finde das Leben hier, und der Umgang mit den Menschen wesentlich entspannter als in Deutschland. Und ja, ich kenne die stark hierarchisch organisierten Strukturen, aber die scheinen mir einfach besser zu liegen. grins
Beim Bewerbungsgespräch selbst habe ich das gesagt, und noch eine konkrete Episode aus meinem studentischen Jobbang-Leben in Deutschland angeführt. Ich habe vor meinem Abschluss in einem kleinen Kino gearbeitet. Dort haben sich zwar alle blendend verstanden, aber trotzdem hatte jeder so eine "dafür-werde-ich-nicht-bezahlt" Attitüde. Soll heißen jeder hat nur das mindeste gemacht, wofür er zuständig war, und wenn die Person bei seiner eigenen Aufgabe gerade nichts zu tun hatte, hat er sich halt auf die faule Haut gelegt. Ich werte das nicht negativ, aber ich ticke nun mal anders, und bevor ich mich langweile suche ich mir nun mal gerne was zu tun. Ob das jetzt in allen deutschen Unternehmen so ist kann ich nicht sagen, und ich denke mal dem ist auch nicht so, aber bei dem Bewerbungsgespräch hatte ich durch die Geschichte eine gute Erklärung und konnte mich zudem noch als arbeitswilliger Teamplayer präsentieren zwinker


Ich glaube die Antworten sind jetzt in das Zitat eingebunden, aber müsste ja trotzdem noch lesbar sein.

Erst einmal danke für die Fragen, ich hoffe ich konnte diese halbwegs gut beantworten.

Um weitere Fragen, etc. kümmere ich mich dann morgen!
18.01.19 19:20
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Nia


Beiträge: 3.793
Beitrag #5
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Ich würde gerne dann den Bericht nach ein paar Monaten, einem halben Jahr lesen...
Ob dein Berufsleben sich dann so gestaltet, wie du es dir wünscht...
Noch bist du jung, da kann man auch mal ne Weile länger jeden Tag 11 Stunden voll Power geben... aber irgendwann schlaucht das... gut kommt vielleicht auch auf die Arbeit etc. an.

Erstmal Glückwunsch.

“A poet is a musician who can't sing.”
― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind
18.01.19 19:32
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dieLegende


Beiträge: 131
Beitrag #6
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
(18.01.19 18:55)chochajin schrieb:  Nur mal so nebenbei angemerkt: Ich habe nicht Japanologie studiert und trotzdem 7 Jahre lang in Japan gelebt und gearbeitet und jetzt arbeit ich in Deutschland in einem Job, wo ich für japanische Kunden zuständig bin und täglich Japanisch spreche / schreibe.
Und da draußen gibt es sicher noch einige andere wie mich. grins

Wie heißt es so schön? Viele Wege führen nach Ro.... äh Japan. hoho

Habe ja auch nicht behauptet, dass mein Weg der einzige Weg wäre. Ich will mit dem Thread nur aufzeigen, dass für eine gute Karriere in Japan keine Wirtschaftswissenschaften, oder naturwissenschaftlichen Studiengänge nötig sind, wie es ja häufig zu lesen ist.

Zudem bezweifle ich, dass es mehr als 10 Personen in Deutschland gibt, deren Japanisch, direkt nach Ihrem Bachelor (nicht Japanologie) auf einem so guten Niveau ist, dass sie hier einen Master anfangen können, und damit über den traditionellen Weg in einem japanischen Unternehmen Arbeit finden (unbefristet).
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.01.19 05:54 von dieLegende.)
18.01.19 19:32
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Kikunosuke


Beiträge: 432
Beitrag #7
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Deine Zielstrebigkeit beeindruckt mich, auch wenn eine Büro-Festanstellung in einer japanischen Firma für mich nun wirklich nicht attraktiv wäre. Aber du hast ja nur noch 33 Jahre bis zur Rente hoho

乱世の怒りが俺を呼ぶ。
18.01.19 21:20
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Leo Nemeaeus
Inaktiv

Beiträge: 75
Beitrag #8
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Was genau ist an dem Finanzwesen i. A. und am Investmentbanking i. B. das Reizvolle für dich? (Ich frage nicht zur Provokation, sondern könnte über meine eigene Profession genauso erschöpfend Antwort geben, wie ich es bei dir fantasiere.)

Ich versuche noch, deine Gegenüberstellung dt.er und jap.er Lebens- und vor allem Arbeitsart zu verstehen:

1) Ich lese, dass du dich in der G e s e l l s c h a f t wohler fühlest. a) Ist das verbunden mit der Anekdote aus dem (wirtschaftlich orientierten) Kinobetrieb? Oder ist das ein separater Punkt, zu dem du bisher nur noch kein eigenes Beispiel angeführt hast? Denn Gesellschaft und Leben ist mir kategorial etwas anderes als Wirtschaft und Arbeiten.
b) Leute, die nach Arbeit suchen, wo keine ist, finde ich bei mir in der Branche nämlich als besonders lästig, mal als offenes Gegenbeispiel bekannt. Ich kann also einstweilen deine Vokabel "Entspanntheit" im Umgang miteinander mit dem Arbeitsverhalten, das du als positiv erlebst, nicht in Einklang bringen, sondern denke es mir eher als maximal verspannt.

c) Technische Frage dazu: Wie muss ich mir ein Arbeitsumfeld vorstellen, in dem zwar jeder nach Bedarf und Auslastung auch mal anderswo als im eigenen Bereich was wegschafft, aber trotzdem eine striktere Hierarchisierung vorherrscht?

2) Geben denn die Firmen mehr, als sie müssen? Übergeordnet und nicht an die geografische / kulturräumliche Lage gekoppelt scheint es mir nach allen betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten so geordnet zu sein, dass man genau das macht, was man muss, denn der Rest landet als Plus in der eigenen Tasche, deretwegen man ja das Geschäft überhaupt erst eingerichtet hat; niemand gründet eine Firma, um die Nation nach vorne zu bringen oder einem Ideal zu frönen. Mir erschließt es sich nicht, explizite Mehrleistung zu erbringen, wo nicht eine solche Flexibilität bereits in der Vergütung mit kodiert ist.
b) Im Gegenteil scheinen mir diese Leute mit ihren zigfachen Sicherheitsnetzen (früher hat man sich beworben und wurde genommen oder nicht, nicht wahr, und musste nicht dreißig Misstrauenserklärungen gegen sich über sich ergehen lassen) ein nahezu toxisches Verhältnis zu ihrer (möglichen) Arbeitnehmerschaft zu haben und es gar nicht auf ein besonderes innerliches Treue- und Verbundenheitsverhältnis, innerhalb dessen man mitverantwortlich ist, anzulegen.

Ich entschuldige mich für die Länge der Fragen.

Nemeaeus.
19.01.19 12:32
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Nemi


Beiträge: 84
Beitrag #9
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Sehr schöner Bericht und ein bemerkenswerter Weg! Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage, dass gerade die Finanzbranche nicht der Wunschsektor für viele Japanologen/in Japan leben wollende Menschen ist. Deshalb finde ich es umso interessanter, dass du diese Richtung so forciert hast.
Ich sehe Japanologie als Studienfach auch als einen sehr guten Weg nach Japan zu kommen. Ich bin selbst Japanologie Masterabsolventin, lebe aber aus persönlichen Gründen in Deutschland. Tatsächlich leben aber fast 50% meines BA-Jahrgangs (wir waren 13 im Abschlusssemester, mir bekannt in Japan lebende sind davon 6) mittlerweile in Japan. Fast alle davon sind direkt nach dem Bachelor nach Japan gegangen. Nicht jede/r hat den Traumjob bekommen, aber sie schlagen sich glaube ich ganz gut durch. Es geht also. Nur Mut grins
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.01.19 15:21 von Nemi.)
19.01.19 15:19
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #10
RE: Karriere in Japan? Japanologie!
Herzlichen Glückwunsch. Das ist ein großartiger Erfolg, auf den man zurecht stolz sein darf!
Ich teile auch ganz Deine Auffassung, daß so ein Bildungsweg heutzutage einfach nur machbar ist, jedoch kein Abenteuer mehr, das zu bestehen man Glück braucht und Menschen, für die man Dankbarkeit empfindet.
Fleiß, Durchhaltevermögen, Konzentration aufs Studium muß man von sich aus bieten, was nicht unbedingt jeder will. Die Grundlage dafür ist eine allgemeine Zuversicht, die man wohl zu einem guten Teil von den Eltern bekommt und man in alter Zeit "Gottvertrauen" nannte.
:
Einer meiner Söhne hat auch so etwas ähnliches gemacht, aber meinen Rat, wie Du erst nach dem BA-Fachstudium nach Japan zu gehen, in den Wind geschlagen. Er hat schon während der Schulzeit die Sprache gelernt und ist sofort nach dem deutschen Abitur nach Japan, um im folgenden Jahr die Aufnahmeprüfung der Waseda in voller Härte zu bestehen und nach dem Studium mit 24 Jahren normaler Sarariman zu werden.

(18.01.19 19:32)dieLegende schrieb:  Zudem bezweifle ich, dass es mehr als 10 Personen in Deutschland gibt, deren Japanisch, direkt nach Ihrem Bachelor (nicht Japanologie) auf einem so guten Niveau ist, dass sie hier einen Master anfangen können, und damit über den traditionellen Weg in einem japanischen Unternehmen Arbeit finden (unbefristet).

Diese Exklusivität war einmal. Es gibt derzeit im deutschsprachigen Raum (pro Jahrgang!) einige Dutzend Mischlinge, die nach dem deutschen Abitur Japanisch auf diesem Niveau können (werden).
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.01.19 18:49 von Yano.)
19.01.19 18:39
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Karriere in Japan? Japanologie!
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