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"Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
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Denkbär


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Beitrag #61
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
Ich werfe mich nur kurz in die Diskussion. Ist mir im Moment etwas zu spät für Gedankenblitze.

@gokiburi:
Deinen Interpretationsansatz finde ich sehr viel interessanter als den ganzen Film. Es sind mir im Moment zu viele Punkte (s. o.) zunge Aber deine Hauptpunkte sind ja einmal das Wechselspiel zwischen Natur und Mensch, Betonung von Gemeinschaft statt Individuum, Lebenskreislauf als Hauptakteur.
Bei Natur und Mensch stimme ich da eher Magnus zu. Es werden zwar die bereits erwähnten Naturbilder eingeblendet, aber ich denke auch, dass es hier eher zwischenmenschlich zugeht bzw. eben nicht zugeht. Das greift auch gleich den Gemeinschaftsgedanken auf, der hier meiner Ansicht nach eben nicht passt. Diese Gemeinschaft unterstützt sich doch eben nicht, sondern sortiert aus, wer nicht passt oder sich nicht regelgerecht verhält. Sehr vergessen finde ich hier Orins Ehemann, der vom eigenen Sohn erschossen wird. Im Grunde sogar zweifach, denn auch sein 'Geist', der sich im Bewegen des Baums manifestiert, wird von ihm noch einmal getötet. Der Lebenskreislauf hat doch hier nichts mit Natur zu tun, denn die zitierten Naturbeispiele sind nur bedingt gültig. Der Mensch im Film verhält sich nicht gemeinschaftlich und nicht natürlich. (Ich betone hier noch einmal, dass mich die Umsetzung nicht gerade beeindruckt hat. Das war wie ein überladener Actionfilm, der unter Effekten die nicht vorhandene Geschichte verbirgt. Hier verdecken willkürliche Schockeffekte und hoher Symbolismusm, was es für ein Film hätte werden können.)

@Pantitlan:
Deine Interpretation der Szene mit dem Mord an der Großfamilie kann ich so nicht nachvollziehen. Wo geht es denn hier um Lebensräume? Die Familie stiehlt das wertvolle Essen anderer Familien und zeugt gleichzeitig neue Kinder, die sie dann - noch schlimmer - weder verkauft noch tötet. Wenn hier keine kollektive Strafaktion stattfindet, was dann? Die Familie gehorcht den Regeln nicht - Mord. Der alte Mann weigert sich auf den Berg zu gehen -Mord. Der Vater will seine Mutter nicht auf den Berg bringen - Mord. Diese erstarrten Traditionen sind hier doch ein Hauptthema.

@chiisai hakuchoo:
Willkommen zurück im Ring. hoho Ich denke übrigens auch sofort an Irland bei dem Wort 'Hungersnot'. Ich stimme auch zu, dass 'Opfer' hier das falsche Wort ist. Vielleicht begann es mal als Opfer, aber es ist in der Tradition erstarrt. Der Grund für Orin, die ja kerngesund ist, ist ja hauptsächlich der, dass sie diese Tradition erfüllt und keine Schande über sich bringt. Ich hatte schon das Beispiel von dem Sterbenden genannt, der sich schämt, nicht auf dem Berg sterben zu können. Das ist doch DAS Beispiel, dass es um die Tradition geht und nicht um das Opfer.

@Sascha:
Willst du auch den Ring betreten?? zunge

Das wars erstmal. Jetzt habe ich schon wieder mehr geschrieben als ich wollte. Dieser Film macht mich noch fertig. zwinker
28.06.04 22:03
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Beitrag #62
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
Zitat:
Zitat:Ich fand, dass er mir viel gegeben hat. Da ich den Film aufgenommen habe, werde ihn wohl auch mal demnächst noch ein paar Freunden zeigen.

@Pantilan
Gibt es eine Moeglichkeit, dass Du mir den Film ueberspielen koenntest? Ich habe bereits bei Arte angerufen, die haben aber kein Kopie davon weder auf Kassette noch auf DVD.

Sascha

Ich hab ne DVD davon aufgenommen. Aber ich weiss nicht, ob ich sie nochmals kopieren kann. Wo müsste die Scheibe denn allenfalls hin? Ich könnte Dich aber bestimmt auf eine Filmvorführung einladen...
29.06.04 05:58
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Beitrag #63
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
Nun ja, ich wohne in Nuernberg. Aber ich braechte schon eine Aufzeichung, da ich den Film wahrscheinlich oefter brauchen werde.

Viele Gruesse Sascha
29.06.04 06:18
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Beitrag #64
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
Zitat:Nun ja, ich wohne in Nuernberg. Aber ich braechte schon eine Aufzeichung, da ich den Film wahrscheinlich oefter brauchen werde.

Viele Gruesse Sascha

Ich schau mal, obs klappt. Hat nämlich mit einem anderen Film auch schon nicht geklappt...
29.06.04 14:33
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Mangus


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Beitrag #65
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
Das schwarze Brett ist ein paar Einträge weiter unten, falls ihr weiter Handel treiben wollt. augenrollen

Baustelle
29.06.04 21:06
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Beitrag #66
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
Ich will keinen Handel treiben, ich will den Film sehen. UNd dafuer eignet sich dieses Thema besser, weil die Leute gleich bescheid wissen, worum es geht.

Ich habe uebrigens das Buch gelesen. Und ich muss sagen - unabhaengig von der Aufmachung als Film und dessen qualitative Umsetzung - muss ich doch sagen schockt mich an der Story, wie abgebrueht Menschen sein koennen, wenn es um Ansehen und Ehre geht.

Mit asiatischen Laendern verbindet man doch eher das Wort Ehre und Untergebenheit als mit europaeischen obgleich hier ebenfalls ein aehnliches System geherscht hat. Ich finde allgemein, dass jedesmal, wenn ein Mensch mehr an die Gesellschaft denkt, als an seine eigene Familie ist das traurig.

Beispiele sind:
- Zwangsehen bei denen sich Toechter dem Willen des Vaters unterwerfen muessen
- Kinder die von ihren Eltern durch das Gymnasium gepruegelt werden
- Grosseltern, die, aus welchem Grund auch immer, von ihren Kindern in Altersheim abgeschoben werden
-
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-

Nichts desto trotz, den Film wurde ich trotzdem gerne noch sehen, sonst kann ich Denkbaer niemals verstehen
30.06.04 09:11
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Denkbär


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Beitrag #67
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
Da bin ich schon sehr gespannt, wie du den Film im Vergleich zum Buch findest. Wie gesagt, ich finde das Thema total interessant, aber die Umsetzung nicht so toll. Kenntnis über das Buch bringt da bestimmt eine ganz andere Perspektive in die Diskussion.
P. S.: Wenn du in den Ring willst, dann melde dich doch an. Damit man immer weiß, mit wem man es gerade zu tun hat. zwinker
30.06.04 18:49
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Beitrag #68
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
Gibts das Buch in dt. Uebersetzung? Mein jp. ist noch nicht gut genug fürs Original... traurig
30.06.04 20:05
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Denkbär


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Beitrag #69
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
Ja, gibt es. Habe ich auch gleich nachgesehen. Sieh mal bei Amazon nach unter Autor 'Fukazawa'.
Offenbar sind die Bücher nur gebraucht zu kriegen. Aber sie sind auch über verschiedene Ausleihsysteme zu kriegen. Da mach ich mich auch noch mal schlau.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.06.04 20:19 von Denkbär.)
30.06.04 20:18
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Denkbär


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Beitrag #70
RE: "Die Ballade von Narayama" am 19.05. um 22.40 auf Arte (OmU)
In der Uni Hamburg gibt es die Erzählung "Schwierigkeiten beim Verständnis der Narayama-Lieder" von Shichiro Fukazawa. Nur im Moment nicht, weil ich es ausgeliehen habe. zunge Bei Amazon gibt es gebraucht offenbar noch eine neuere (und gebundene) Ausgabe mit Namen 'Narayama-bushiko'. Ich kann jetzt natürlich nicht sagen, ob ich eine gekürzte Ausgabe habe, aber eigentlich glaube ich es nicht.
Es handelt sich um eine recht kurze Erzählung, die ich sehr beeindruckend finde. Und siehe da, es gibt eine Geschichte. Der größte Teil der Geschichte, die auf einer "in Japan sehr bekannten Legende beruht", wird aus der Sicht O Rins erzählt, der Schluss - der Aufstieg auf den Berg - aus der Sicht des Sohnes Tappei. So weit, so ähnlich. Viele Grundszenen sind auch im Film vorhanden, wenn auch oft etwas anders eingebettet. Da gibt es z. B. das erste Zusammentreffen O Rins mit ihrer neuen Schwiegertochter oder die Schilderung der 'hungrigen' Matsu-Yan, die das Kind von Tappeis Sohn Kesakichi bekommt und in der Erzählung nicht ermordet wird.
Was ist ganz anders? Es fehlen die meisten der Schockeffekte des Films. Meiner Ansicht nach kommt dadurch die Thematik wesentlich stärker zum Tragen. Ich will hier mal das Beispiel der ermordeten Familie geben. Im Film wird ausführlich das Fangen, Wegtragen und Lebendig-Begraben der Familie zusammen mit Matsu-Yan gezeigt. Im Buch:
Zitat: Am dritten Tag darauf waren vor O Rins Haus spät in der Nacht die Schritte vieler Menschen zu hören, die ins hintere Gebirge hinaufzogen. Am nächsten Tag erfuhr man, daß die ganze Familie aus dem 'Haus, wo's regnet' verschwunden sei. 'Von jetzt an wird nicht mehr über das 'Haus, wo's regnet' gesprochen!' So wurde es im Dorf beschlossen, und niemand sprach auch nur ein Wort noch darüber.
Was man sich hier vorstellen kann, empfinde ich als viel grausamer als die offene Darstellung im Film, die nur einer von vielen ähnlichen Effekten ist. Außerdem entspricht hier das Verheimlichen der Tat der literarischen Andeutung (eben nicht Offenlegung).
Dabei ist es nicht so, dass das Buch keine Grausamkeiten berichtet. Vor allem der Aufstieg auf den Berg wird in aller Deutlichkeit geschildert. Aber es liegen keine entsorgten Babies auf den Feldern, er wird nicht darüber gewitzelt, dass diese doch gut düngen und es existiert kein Bruder mit Geruchs- und Aggressivitätsproblemen.
Auch der Umgang mit den Kindern wird hier anders geschildert. Ja, es gibt ein Gespräch darüber, dass das Kind von Matsu-Yan nach der Geburt getötet werden soll. Es wird aber nicht als sicher geschildert. Die anderen Kinder scheinen liebevoll aufgezogen zu werden, von Verkauf und Ermordung ist ansonsten nicht die Rede. Als O Rin und Tama-yan mitbekommen, dass Matsu-yan das jüngste Kind von Tappei böse kneift, sind sie sprachlos vor Unmut.
Zum Schluss will ich noch aus dem Nachwort zitieren:
Zitat: Ich wiederhole mit Nachdruck: Wenn auch das Thema augenscheinliche Bezüge zur Tradition aufweist, die sich mit dem Namen - übrigens eine vieldiskutierte Interpretation - eines berühmten Berges von Shinshu verbinden, dem Berg, Obasute, so entsprechen die geschilderten Bräuche doch keinesweges der historisch realen Vergangenheit Japans. Damit beim Leser kei Mißverständnis entsteht: Fukazawa führt uns in die Welt einer rein literarischen Fiktion.

Ich finde die Erzählung sehr gut gelungen. Im Gegensatz zum Film werden die Grausamkeiten hier viel stärker 'rübergebracht', weil die Schockeffekte, die sicher auch bestehen, entweder versteckt oder in kleinen Dosen genutzt werden. Sie verdecken nicht die Geschichte. Jetzt bin ich gespannt, auf Saschas Vergleich zwischen Film und Erzählung. Vielleicht kommt da wieder eine ganz andere Meinung heraus.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.07.04 17:59 von Denkbär.)
02.07.04 17:21
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