Antwort schreiben 
Heisig für mich evtl. doch das richtige?
Verfasser Nachricht
anyfoo


Beiträge: 7
Beitrag #1
Heisig für mich evtl. doch das richtige?
Hallo,

ich weiß, dass das eines der kontroverseren Themen hier ist, und dass vor allem schon über Jahre hinweg durchgekaut wurde. Aber ich habe eine relativ konkrete Frage und möchte sie nur mit kurzen Einschätzungen beantwortet bekommen.

Bis jetzt habe ich über 2 Jahre hinweg mit Anki knapp 1000 Wörter aus Minna no Nihongo I & II gelernt. Das klappt recht gut.

Lustigerweise lasse ich mir bei der Richtung Japanisch->Englisch/Deutsch erst nur Hiragana anzeigen, weil ich den Eindruck habe, dass ein Kanji das ich doch kenne das Erinnern an die Bedeutung zu sehr vereinfacht. Bis jetzt wollte ich die Wörter hauptsächlich phonetisch lernen.

Jetzt muss ich aber langsam mal richtig mit den Kanji anfangen. Im Laufe der Sprachunterrichts an der Uni habe ich zwar 100-200 Kanji gelernt und kann diese mittlerweile auch relativ gut abrufen, aber je mehr Wörter ich in Hiragana kenne, desto mehr fällt mir auf, dass ich viel mehr Kanji kennen müsste um selbst einfachere Texte lesen zu können.

So viel zur Vorgeschichte, und jetzt zur eigentlichen Frage:

Macht es für mich Sinn, sich den Heisig zu besorgen, oder sollte ich lieber versuchen die Kanji als Teil der Kanji-Schreibweise ganzer Wörter zu lernen?

Der Grund warum ich glaube, dass Heisig doch bei mir funktionieren könnte: bei komplizierteren Wörtern in Hiragana-Schreibweise scheine ich schon etwas ganz ähnliches zu betreiben. Ich mache mir Eselsbrücken um die Bedeutung des Wortes mit seiner Aussprache zu verknüpfen.

Zum Beispiel merke ich mir "sotsugyou suru", was ich als "[die Uni] absolvieren, verlassen, austreten" kenne etwa so: "*So*, nach dem Abschluss machen wir jetzt *zu* und gehen *Gyoza* essen." Ziemlich bescheuert, ich weiß, aber sehr effektiv.

Oder kabin, was Vase bedeutet: "In der Kabine steht eine Vase"

Oder auch nur auf kleinere Details angewendet, zum Beispiel hatte ich große Probleme shushou (Premierminister) und "juusho" (Adresse) zu unterscheiden, also erinnere ich mich daran, dass ein Premierminister Shuhe trägt (shu) und dass es "scho (sho) wichtig wäre, eine Adresse zu kennen" %)

Nach einer Zeit brauch ich diese Eselsbrücken nicht mehr, aber für den Anfang sind sie praktisch notwendig, sonst markiert mir Anki Wörter wie naraberu ("Raben stellen sich in einer Reihe auf") ziemlich bald als Lernbremse.

Ist das nicht eigentlich genau das, was Heisig auf Kanji anwendet?

Und noch was: Lernt ihr auch explizit die Lesungen, oder ergeben diese sich für euch dann mit der Zeit aus den beinhaltenden Wörtern?

Ich habe einfach keine Ahnung wie und wo ich anfangen soll, und wenn mir Anki in der Antwortkarte dann immer den ganzen Ausdruck mit mir völlig unbekannten und praktisch kaum merkbaren Kanji anzeigt, ist das immer ziemlich demotivierend.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.09.11 14:05 von anyfoo.)
05.09.11 14:01
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
レオ


Beiträge: 84
Beitrag #2
RE: Heisig für mich evtl. doch das richtige?
Also ich kann nur für mich sprechen: Ich war in einem ähnlichen Stadium (hatte Genki I durch und zusätzlich noch ein bisschen Grammatik und Vokabeln gelernt) als ich im März mit Heisig angefangen habe.
Die von dir angeführten verbalen Eselsbrücken werden von Heisig an sich zum Lernen nicht empfohlen, er schlägt eher vor, mit Geschichten und Bildern zu arbeiten (da ja Kanji auch kleine Bilder sind) - ich selbst habe aber auch eine große Schwäche für Wortspiele und habe deshalb immer wieder auch solche verbalen Tricks verwendet - und mir die Kanji deshalb nicht schlechter gemerkt.
Im ersten Band lernst du allerdings nur die Schreibung bzw. den graphischen Aufbau der Zeichen und eine der möglichen Bedeutungen. Du wirst also konditioniert auf die Verbindung einer graphischen Verbindung mit einem deutschen Wort.
Band zwei (die Lesungen) habe ich selbst (noch?) nicht gelernt, aber es macht mir jetzt gerade Riesenspaß, alle Vokabel, die ich kenne, mit den entsprechenden Kanji neu lesen und schreiben zu lernen - und damit lerne ich zugleich wohl auch automatisch einige Lesungen.
Wenn du das Buch durcharbeiten willst, wappne dich mit Geduld und Motivation, die mindestens drei Monate anhalten muss. Und registriere dich auf http://kanji.koohii.com/, einer genialen Seite zum Üben, Geschichten Austauschen und Wiederholen. Übrigens teile ich auch nicht 100%ig Heisigs Meinung, dass neben seinem Buch kein anderer Japanisch-Stoff gelernt werden soll. Ich habe mich zB mit englisch untertitelten J-Doramas entspannt und bei Laune gehalten und für die Entwicklung meines Hörverständnis war das sicher nicht schlecht. zwinker
05.09.11 16:15
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
tlnn


Beiträge: 169
Beitrag #3
RE: Heisig für mich evtl. doch das richtige?
Ich glaube nicht (mehr), dass es eine Patentantwort jenseits von Ideologie gibt auf diese Frage. Eselsbrücken bilden wohl die meisten Leute beim Lernen. Und wie bemerkt wurde, bildet Heisig nicht Brücken, sondern Geschichten. Ich habe mit Heisig ein paar hundert Kanji gepaukt und war über das "einzelne-Bedeutung-finden" erfreut. Nach ein paar Hundert Geschichten wird es haarig. Und mich hat dann genervt, dass ich sie nicht lesen kann, sondern "nur" die Bedeutung in ungefähr weiss. Mal abgesehen davon, dass Heisig nur Einzelkanji lehrt und keine Komposita. Ich lerne seither die Kanji wieder klassisch, mit Wörtern zwecks Lesung merken.

Ich finde, Minna no Nihongo hat nicht wirklich ein Konzept für die Kanji. Das Kanji Begleitmaterial hat mit dem Kurs so ziemlich nichts zu tun und ist sehr unorganisiert. Das ist wirklich sehr schade. Deshalb würde ich für Kanji strikte auf ein anderes Material umstellen. Bewähren tun sich meiner Ansicht nach die Lernkarten von White Rabbit und das Werk "Kanji in Context".
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.09.11 03:17 von tlnn.)
06.09.11 03:16
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
konchikuwa


Beiträge: 951
Beitrag #4
RE: Heisig für mich evtl. doch das richtige?
Das mit den Eselsbrücken bei jedem Wort wird irgendwann aufhören, dann werden die Bestandteile selber zu "Eselsbrücken", weil man weiß, was sie bedeuten, bzw. die Kanji, mit denen sie geschrieben werden.

(06.09.11 03:16)tlnn schrieb:  Ich glaube nicht (mehr), dass es eine Patentantwort jenseits von Ideologie gibt auf diese Frage.

Ja, sehe ich genau so. Es sollte einem sinnvoll erscheinen, sonst hält man es nicht durch. Das gilt auch für alles andere - wenn es todeslangweilig ist und man nicht mal einen großartigen Sinn erkennen kann, gibt man irgendwann auf. Nur braucht man für Kanji und für Sprachen allgemein ein sehr starkes Durchhaltevermögen.

Wenn jemand mit Heisig lernen will, sollte er es tun (aber möglichst so, wie es gedacht ist: Noch vor dem eigentlichen Japanischlernen.)

Wenn jemand Spaß an Minna no Nihongo oder meinetwegen Sauseschritt, Assimil oder Genki hat, sollte er damit lernen. Im Grunde tut sich da nichts, einfach das nehmen, was einen anspricht. In allen Büchern werden lediglich absolute Basiskenntnisse vermittelt. Freischwimmen muss man später sowieso, wenn man die Sprache lernen will. Das gilt für alle Sprachen, keine Lehrbuchreihe der Welt führt einem zu fließendem Sprechen bzw. perfektem Verstehen. Dafür gibt es zu viele Wörter, die gelernt werden müssen zwinker Es dauert...

Zitat:Bewähren tun sich meiner Ansicht nach die Lernkarten von White Rabbit und das Werk "Kanji in Context".

Oder "Kana und Kanji" von Langenscheidt, ein hervorragendes Lehrbuch, das ich immer wieder gerne empfehle. Bietet alles: Alle Jôyô Kanji, logischer Aufbau, Kontext (zu jedem Kanji Komposita, aber nur mit Zeichen, die im Buch bereits vorkamen).
06.09.11 07:20
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
yamaneko


Beiträge: 3.687
Beitrag #5
RE: Heisig für mich evtl. doch das richtige?
(06.09.11 07:20)konchikuwa schrieb:  Das mit den Eselsbrücken bei jedem Wort wird irgendwann aufhören, dann werden die Bestandteile selber zu "Eselsbrücken", weil man weiß, was sie bedeuten, bzw. die Kanji, mit denen sie geschrieben werden.


Zitat:Bewähren tun sich meiner Ansicht nach die Lernkarten von White Rabbit und das Werk "Kanji in Context".

Oder "Kana und Kanji" von Langenscheidt, ein hervorragendes Lehrbuch, das ich immer wieder gerne empfehle. Bietet alles: Alle Jôyô Kanji, logischer Aufbau, Kontext (zu jedem Kanji Komposita, aber nur mit Zeichen, die im Buch bereits vorkamen).


Ich habe diesen Thread für ein neues Mitglied (Osti3100) gesucht, weil ich Kanji und Kana von Langenscheidt einfach nur als "Hadamitzky" erwähnt habe.
yamaneko

(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.02.17 04:18 von yamaneko.)
26.02.17 04:06
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Heisig für mich evtl. doch das richtige?
Antwort schreiben 


Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
Kanji lernen mit Heisig namako 283 133.828 21.05.17 10:40
Letzter Beitrag: Nia
Heisig Osti3100 13 6.150 07.05.17 15:21
Letzter Beitrag: Neverman
Neues Format des JLPT zu schwer oder wie kann ich mich darauf vorbereiten? Hachiko 28 13.545 09.05.12 16:57
Letzter Beitrag: tc1970
Welches Alter ist das Richtige zum japanisch lernen? Anonymer User 24 13.180 10.08.11 23:45
Letzter Beitrag: Mayu-chan
STATISTIK-Thread: Wie weit man mit Heisig wirklich kommt NeoAragorn 15 9.211 18.07.11 08:26
Letzter Beitrag: konchikuwa