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Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
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Beitrag #41
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
6)

だてなき ちかひとたれも たのむらん
しるもしらぬも なむあみだぶつ


hedate naki/ chikahi to dare mo/ tanomuran
shiro mo shiranu mo/ namu amida butsu


へだてなき 誓とたれも 頼むらん
知るも知らぬも 南無阿弥陀仏


Niemand wird ausgeschlossen, der an das Gelöbnis glaubt -
egal ob er das "Namu Amida Butsu" versteht oder nicht.


oder freier:

Jeder vertraut in das Gelöbnis (Amida Buddhas),
(das ihn nach seinem Tod in das Paradies eingehen lässt) -
egal ob er das "Namu Amida Butsu" versteht oder nicht.


Das 6. Waka geht nun auf einen Hauptpfeiler des Amida-Buddhismus ein:

Die Nen·butsu-Praxis (念仏, 念佛), also die sich immer wiederholende Anrufung
Amidas mit der Gebetsformel "Namu Amida Butsu" (南無阿弥陀仏), auf deutsch
etwa: "Heil dem Amida Buddha!"

Hierbei bezieht man sich auf das amida·kyô (阿弥陀経), das Amida Sutra,
(sanskrit: Sukhâvatîvyûha-sûtra), indem gesagt wird, das Amida insgesamt
48 Gelöbnisse (誓) abgegeben hat.
In dem entscheidenden 18. Gelöbnis verspricht er jedem, der an ihn glaubt und
(wiederholt) seinen Namen anruft, nach seinem Tod im Paradies wiedergeboren
zu werden, unabhängig davon, ob dies versteht oder nicht versteht.

Aufgrund dieses äußerst praktischen Weges für Jedermann, fand dieser
Glaube denn in den folgenden Jahrhunderten und bis heute in Japan einen
weiten Anhängerkreis, erst in der jôdo·shû [浄土宗], der "Schule des
Reinen Landes" des Honen (1133 - 1212), später noch weiter vereinfacht
in der jôdo·shinshû [浄土真宗], der "Wahre Schule des Reinen Landes"
von Shinran (1173 - 1262).

1198 hatte Honen zunächst die im 5. Jahrhundert entstandene "Chinesische
Schule des Reinen Landes
" (jìngtuzōng) von fast allem theologischen und
moralischem Ballast befreit und seine jôdo·shû gegründet, in der er postulierte,
das die unablässige Namensanrufung Amida-Buddhas Beweis genug für ein
rechtschaffenes Leben sei.

Die Aussicht, gegen nur geringe Investitionen an Geist und Tat ins Paradies zu
gelangen, brachte der jôdo·shû Massen von Anhängern, auch unter der einfachen
Bevölkerung, die vorher mit den abstrakten Theorien der älteren Schulen
nichts anzufangen wusste.

Shinran mit seiner jôdo·shinshû schließlich vereinfachte das "sichere Ticket
ins Paradies" noch, indem er behauptete, das selbst eine einzige, wahrhafte
Anrufung des Amida Buddha ausreiche, nach dem Tod das andere Ufer zu
erreichen...

edit 11.10.15 html-Code angepaßt
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.10.15 18:20 von adv.)
31.01.07 14:05
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yamada


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Beitrag #42
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
(21.04.06 23:39)adv schrieb:1701 hatte der Daimyo(大名) von Akou(赤穂), Asano Naganori 浅野長矩 sich von Kira,
einem Zeremonienmeister des Bafuku durch schwere Beleidigungen zum Ziehen
seines Schwerte provozieren lassen.
Der Verlauf nach dem 赤穂事件 ist eine interessante Geschichte, die heutzutage das Interesse manches Japaners unaufhörlich anzieht.
Jedes Jahresende läuft ein über 10 Stunden langes Fernsehdrama bei irgendeinem TV-Sender, in dem es sich
um die Geschichte von Chusingura handelt.
Warum musste Asano denn an demselben Tag des Vorfalls, am 14.3.1701 des Mondkalenders also Harakiri begehen?
Weil er Kira gerade im Korridor mitten im Schloss Edo, wo der Shogun saß, angriff. Dazu sollte man an diesem Tag eine Delegation aus Korea
dort entgegenkommen. Asano war eines der Midglieder der Empfangsausschusses und Kira war sein Leiter.
Um so tiefer war deshalb der Shongun darüber zornig,
dass Asano sofort sterben musste.
Da der obige Korridor 松の廊下(der Korridor Kiefer) hieß, nennt man den Vorfall auch 松の廊下事件.

Zitat:Seine nun herrenlosen Samurai (浪士,rô·shi, oft auch 浪人, rô·nin) genannt,
schworen die Ehre ihres Herrn zu rächen; um Kira in Sicherheit zu wiegen
führten sie ein scheinbar unehrenhaftes Leben als verwahrloste Trunkenbolde.
Tatsächlich aber stürmten sie, nach akribischen Vorbereitungen 1702, genau
an Asanos Todestag, den Palast Kiras.

Da der Shogun mit der Vergeltungsaktion seiten der Asanos Bande rechnete, hat er Kira gezwungen, seine Residenz aus der Mitte von Edo
an den Rand der Metropole zu verlegen, was sicherlich die Rache begünstigte.
Kira musste dagegen über zwanzig Söldner anstellen und in einem Gebäude seiner neuen Residenz unterbringen,
um sich selbst und sein Haus bewachen zu lassen.

Der Überfall fand am 14.12.1702 (oder besser gesagt, Mitternacht bis vor Dämmerung des 15.) statt. An diesem Tag wurde tagsüber
die Jahresschlussteezeremonie in der Residenz von Kira abgehalten,
was der Lehrmeister der Teezeremonie von Kira aber einem Mitglied der Bande im Voraus verraten hatte.
Wie man erwartet hatte, lagen die ganze Bewohner einschließlich der Wächter abends nach der gesungenen und getrunkenen Gelage
im tiefem Schlaf, was für die Truppe günstig auswirkte.
So wurde der Termin des Angriffs festgelegt. Und es gab in Edo viele Leute, die für Asanos Rohnin waren
und Kira hassten, obwohl Kira tatsächlich keine Übeltat begangen hatte.
Man soll ja sogar 嫌われ者の吉良(KIRAwaremono no KIRA) gesagt haben.

Zitat:46 der 47 rô·shi folgten so ihrem Herrn, an dessen Grab vor dem Sengaku-ji Tempel,
in den Tod; nur der Jüngste, der dem Shogun die Nachricht von der Ermordung Kira
überbracht hatte, wurde begnadigt, womit hier einmal der Überbringer einer schlechten
Nachricht nicht bestraft, sondern für diesen Mut belohnt wurde.

Der jüngste Teilnehmer der Überfalltruppe war der damals 16jährige Ooishi Chikara(大石 主税),
der älterste Sohn von Ooishi Kuranosuke(大石 内蔵助), der Leiter der Einheit.
Kuranosuke war der ehemalige Stellvertretende von Asano, der in Edo gewesen war, im Schloss zu Akoh
und regierte das lokale Territorium für Asano.
Vor allen Dingen aber ist heutzutage Kuranosuke immer noch eine der unter Japanern bekanntesten historischen Persönlichkeiten.
Wer behaupten würde, Japaner zu sein und nicht wüsste, wer dieser Ooishi ist, wäre dann kein echter Japaner.
Am 14. 12. marschieren heute noch jährlich 47 Leute im Kostüm der Truppe in Strassen der Stadt Akoh der heutigen Hyogo Präfektur.
Außerdem findet ein derartiges Fest in einer Stadt der Aichi Präfektur statt, wo Kira jemals zur Zeit Edo regierte.

Übrigens musste Kuranosukes Sohn Chikara in Wirklichkeit ebenfalls Harakiri begehen, weil er schon (erst seit einem Jahr) volljährig war.
Der Einzige, der sich Seppuku entzog, war Terasaka Kichiemon(寺坂 吉右衛門), der der niedrigsten Stufe der Bushi-Hierarchie
in Akoh-han angehörte. Terasaka ist gleich nach dem Überfall auf Befehl von Kuranosuke abgereist, um die Witwe vom verstorbenen Asano,
die nach dem Vorfall Nonne wurde, in Edo und weiter Asanos Bruder in Hiroshima zu besuchen und über die erfolgreiche Rache zu berichten.
Da die Regierung Terasaka nicht verfolgte, ist sein Verbleib nach dem Besuch in Hiroshima nicht bekannt.
So befinden sich bis heute die Gräber der 45 Akoh-Roshi mit dem ihres Herrns im Sengakuji Tempel. Es fehlen jedoch nämlich zwei Gräber,
eines von Terasaka und aus einem unbekannten Grund eines von einem Mitglied, Hazama Kihei(間喜兵衛).

Väter, Brüder und Söhne über 15 Jahre der Mitglieder der Truppe wurden auch bestraft und ausnahmslos nach Inseln,
die südlich von Edo liegen, ausgewiesen. Einige starben im Exil. Andere überlebten und wurden mehrere Jahre später begnadigt,
als der Wechsel des herrschendes Shoguns stattfand.
Weibliche Familienangehörige blieben aber eigentlich von Bestrafung verschont, wie es schon seinerzeit im 18. Jahrhundert galt,
anders als anfangs der Tokugawa-Zeit, wo nicht nur die ganze Familie sondern auch die ganze Verwandtschaft
in solch einem Fall unabhängig von Alter und Geschlecht vollkommen hingerichtet worden waren.
Jungen unter 15 wurde Gnadenfrist bis zur Volljährigkeit vergeben, man verblieb aber für Ewigkeit unbestraft,
wenn dieser vor 15 Mönch werden wollte.
Deshalb leben die Nachkommen der Akoh-Rohshi heute noch.

Warum poste ich extra jetzt im Juli? Im Juli 1702, d.h. 5 Monate vorm Angriff, versammelten sich
Akoh-Rohshi im Park Maruyama(円山公園) in Kyoto zu einer Konferenz(sogenannte 円山会議), um endgültig zu beschliessen,
sich für den Tod ihres Herrns zu revancieren. Es heisst, seinerzeit wollten noch über 100 Rohshi daran teilnehmen.
Gleich danach verließ das Haupt Kuranosuke Kyoto, wo er bis dahin mit seiner Geliebten gewohnt hatte
(seine Frau war kurz nach der Übergabe des Schlosses mit ihren Kindern zu ihrer Heimatsdorf zurückgekehrt),
und die ganze Bande reiste ebenfalls nach Edo im einzelnen getrennt ab, und die Geschichte wurde dem Höhepunkt immer näher.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.10.07 22:32 von yamada.)
20.07.07 12:08
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Beitrag #43
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
Yamada-san,

herzlichen Dank für die detailierten Informationen. Das der Jüngste, 大石 主税,
wegen seines Alters nicht Seppuku machen mußte, ist dann also ein falsche,
aber scheinbar gern kolportierte Legende.
Das 寺坂 吉右衛門, der die Nachricht von der Ermordung Kiras der Witwe
Asanos überbracht hatte, nicht verfolgt wurde, ist interessant.
War 寺坂 吉右衛門 zur Tatzeit auch noch sehr jung? Ich hatte irgendwo gelesen,
das er 78 Jahre alt wurde und dann auf seinen Wunsch, neben seinen Kameraden
beigesetzt wurde. Aber das stimmt wohl nicht?
Das Kira nicht an Asanos Todestag ermordet wurde, werde ich oben berichtigen
- solche Darstellungen (Vollziehen der Rache am Todestag) sind dann wohl als
Teil der Legendenbildung anzusehen.

Gruß

adv
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.07.07 18:16 von adv.)
20.07.07 18:06
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yamada


Beiträge: 957
Beitrag #44
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
Terasaka wurde nicht von der Obrigkeit verfolgt, denn Ooishi hatte der Behörde berichtet, dass Terasaka kurz nach dem Überfall geflohen sei,
darauf hat man jedoch nicht für nötig gehalten, Terasakas Verbleib zu ermitteln, weil er bloßser 足軽 war.
Ausserdem hatte der Shogun, 綱吉 offensichtlich auf dem Gewissen, einerseits Asano streng gestraft zu haben,
andererseits gegen Kira trotz des Prinzips 喧嘩両成敗 nachsichtig vorgegangen zu sein.
Deshalb hat Tsunayoshi in seiner Entscheidung auch geschwankt, die Bande durch Harakiri zu bestrafen.
Tatsächlich hatten Akoh-Roshi über einen Monat warten, bis sie Seppuku begingen.

Terasaka soll zur Zeit des Angriffs Dreißiger gewesen sein und mit über 80 gestorben sein. Was aus Terasaka nach der Tat wurde,
darüber habe ich mich geirrt. Und es heißt, es gibt heute hin und her in Japan mehrere Gräber von Terasaka.

Mit der Geschichte 忠臣蔵 befasst sich heutzutage noch mancher Laien-Forscher, Du besuchst z. B. folgende www (nur japanisch).
http://www.12-14.jp/index.html
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.07.07 09:06 von yamada.)
29.07.07 03:34
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Beitrag #45
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
Yamada-san, bin nun endlich mal dazu gekommen, im 赤穂事件-Beitrag vom 21.04.2006
die Sache mit 寺坂 吉右衛門 ergänzen. Danke nochmal für den Hinweis auf die Ungenauigkeiten.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.09.07 15:28 von adv.)
11.09.07 15:25
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jigoku


Beiträge: 195
Beitrag #46
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
Eine Frage. Habe einen Anime namens 怪 〜ayakashi〜 Part 東海道四谷怪談. Das ist sozusagen eine Umsetzung als Anime von Oiwas Schicksal: 貞女岩が夫が伊左衛門に惨殺され、幽霊となって復讐をはたす。Basierend auf 四世鶴屋南北 Werk.

Im Anime wird sozusagen ein Rückblick geschildert, der 赤穂事件 sei Hintergrund zu der Geschichte:
この恐ろしい因縁話の主人公田宮伊左衛門とお岩も夫婦の契りをして子を授かるまでは幸せであった筈だ。たが、このとき集まっていた赤穂藩の武士たちは主家が断絶したことでみんな一様に浪人の身分になってしまう。

伊左衛門の主君であった浅野内匠頭たくみのかみが殿中で吉良上野介こうずけのすくに切りつけると言う事件が起こった。これにより内匠頭は切腹、赤穂の浪人たち吉良に仇討ちするのではないか、と囁かれていた。

そう、この東海道四谷怪談は忠臣蔵の物語を背景にしている。

Da wollte ich fragen ob es stimmt, dass Iemon wirklich zu diesen Rounin gehörte. Oder entstand dieser Zusammenhang nachher, denn Chuushingura und Toukaidou yotsuya kaidan sind damals als Doppel feature kabuki erschienen. Danke sehr !

(hoffe , dass ich nicht zusehr vom Thread abgekommen bin )

くれなゐの涙にふかき袖の色をあさみどりにや言ひしほるべき
源氏物語 少女

鶯のむかしを恋ひてさえづるは木伝ふ花の色やあせたる少女
12.08.09 18:59
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Beitrag #47
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
Hallo Jigoku,

sorry habe deine Frage erst gerade gesehen. Ich denke 伊左衛門
war keiner der 赤穂浪士.

Hier mal eine Liste der 参加者47名:

大石内蔵助良雄 吉田忠左衛門兼亮 原惣右衛門元辰 片岡源五右衛門高房
間瀬久太夫正明 小野寺十内秀和 大石主税良金 礒貝十郎左衛門正久
堀部弥兵衛金丸 近松勘六行重 富森助右衛門 潮田又之丞高教
堀部安兵衛武庸 赤埴源蔵重賢 奥田孫太夫重盛 矢田五郎右衛門助武
大石瀬左衛門信清 早水藤左衛門満堯 間喜兵衛光延 中村勘助正辰
菅谷半之丞政利 不破数右衛門正種 千馬三郎兵衛光忠 木村岡右衛門貞行
岡野金右衛門包秀 吉田沢右衛門兼定 貝賀弥左衛門友信 大高源五忠雄
岡島八十右衛門常樹 武林唯七隆重 倉橋伝助武幸 村松喜兵衛秀直
杉野十平次次房 勝田新左衛門武堯 前原伊助宗房 間瀬孫九郎正辰
小野寺幸右衛門秀富 間十次郎光興 奥田貞右衛門行高 矢頭右衛門七教兼
村松三太夫高直 神崎与五郎則休 茅野和助常成 横川勘平宗利
間新六光風 三村次郎左衛門包常 寺坂吉右衛門信行
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.11.09 18:03 von adv.)
17.11.09 08:49
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jigoku


Beiträge: 195
Beitrag #48
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
^^ Hui vielen Dank. Finde ich toll, dass auf diesen "alten" Beitrag eingegangen wurde. Danke sehr!

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18.11.09 17:57
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Beitrag #49
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
Nach dem der Thread nach langer Zeit mal wieder hervorgeholt wurde, habe ich festgestellt, das einige längere Beiträge, insbesondere 34# und 35# über Renga, Tonna und sein Iroha-Uta aus dem Koya-Nikki nicht mehr lesbar, sprich scheinbar "leer" waren.
Grund war der Forumsumzug und die neue Forumssoftware. Früher mußten Font-tag nicht explizit geschlossen werden, es reichte einen neuen, für den Folgetext gültigen Font-tag zu setzen.
Dummerweise wurden solcherart formatierte, alte Texte nach dem Umzug offensichtlich "unsichtbar", - was mir aber erst heute auffiel.
Ich bin den thread nun einmal ganz durchgegangen, haber ihn jetzt, wo nötig, neu editiert und hoffe das alles wieder sichtbar ist. zwinker 34# und 35# sind zumindestens wieder lesbar und der thread nun nicht mehr "mottenzerfressen".
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.11.09 16:04 von adv.)
23.11.09 16:01
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Beitrag #50
RE: Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
Nach Jahren, in denen ich mich nicht mehr mit dem klassischen Japanisch beschäftigt habe,
habe ich mal wieder in diesen alten thread geschaut. Anlaß war neulich ein anderer
thread hier im Japanisch-Netzwerk, wo wir über ば diskutiert hatten.
Da fiel mir ein, das ich hier mal begonnen hatte das Iroha-Uta von Tonna zu übersetzten.
Mit der 6. Zeile hatte ich damals abgebrochen, weil tausend andere Dinge dazwischen
kamen, da aber in der 7. Zeile nun gerade ば als konjunktionale Postposition vorkam,
mache ich doch noch mal an die Fortsetzung:

7)

てもよの ほまれをいとふ みなりせば
ひとのそしりや うれしからまし

totemo yo no/ homare wo itofu / mi nariseba
hito no soshiriya/ ureshikaramashi


とても世の誉をいとふ身なりせば
人の謗りや嬉しからまし


Wenn ich schließlich der Anerkennung der Welt überdrüssig geworden wäre,
ich würde mich über die Vorwürfe der Menschen freuen.


Mit 世の誉れ = "Ruhm, Ehre (= Anerkennung) der Welt" ist im Gegensatz zum 仏の道
die diesseitige Welt gemeint.
Entsprechend wird mit 「世をいとふ (いとふ = 厭ふ = überdrüssig werden)
= 世を避ける oft "Mönch werden (出家する)" umschrieben.

salopp ist damit wohl gemeint:

Wäre ich Mönch geworden,
wäre mir das Geschwätz der Menschen egal.


ば ist wie schon erwähnt die Konjuktionalpartikel der Bedingung "wenn".

せ = mizen von き ( = Prätertium); Die Indefinitform せ kommt interessanterweise nur
zusammen mit -ば vor (= Prätertium, konditional).

ば zusammen mit dem Hilfsverb まし (hier: kontrafaktische Spekulation) beschreibt die
hypothetische Situation "was wäre, wenn...",
bzw. bei せば + まし dito hypothetische Situation, Prätertium

身 ist "man selbst"; 身なりせば wäre im Gegenwartsjapanisch wohl: 身であったならば .

嬉しから ist mizenkei von 嬉しい.

とても habe ich in der alten Bedeutung "letzten Endes, schließlich.." übersetzt.

Über Kommentare würde ich mich freuen. Mit dem Thema beschäftige ich mich ja nur
ab und zu aus reinem Interesse an der alten Sprache und bin nur Autodidakt. zwinker


...
18.12: Flüchtigkeitsfehler korrigiert
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.12.13 10:22 von adv.)
14.12.13 23:53
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Japanische Pangramme von der Heian-Zeit bis heute
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