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Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
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chiisai hakuchoo


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Beitrag #1
Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Da das hier ein Thema ist, zu dem einige was zu sagen haben und ich eigentlich auch nicht meinen Rand halten kann, aber leider erst eintraf, nachdem die "OT-Rüffel" schon verteilt wurden, starte ich es einfach mal als Thema.

Ich denke, wenn man eine Sprache lernt, dann rollen sich immer die Zehennägel auf, wenn sie grausam verunstaltet wird. Ich möchte jedesmal heulen, wenn jemand "sayonaara" sagt oder "Mitzubishi". Na ja, letzteres geht ja noch.

Aber wie Botchan schon sagte, ist die Zahl derer die Japanisch lernen ziemlich gering verglichen mit der Zahl derer die keine Ahnung von Japanisch haben. Deshalb ist es meiner Meinung nach völlig okay, die Worte im Deutschen so zu schreiben, dass man sie ohne einen Schimmer von der Sprache zu haben, richtig ausspricht. Im Falle von Tokyo ist es relativ egal, ob man nun "Tokyo" oder "Tokio" schreibt, denn ein Deutscher spricht es ohnehin identisch aus. Weil aber in Hiragana eher die Silbe "yo" verwendet würde, ziehe ich persönlich diese Schreibweise vor. "Kiooto" sähe irgendwie komisch aus, aber man muss eben einen Kompromiss finden.

Vielleicht sollte man "Mallorca" auch lieber "Mayorca" schreiben. Hm, sieht aus wie "Mayonnaise"...

Ich stimme da doch sehr mit Botchan überein. Es gibt rund 140 (EDIT: "gebräuchliche")Sprachen auf dieser Welt. Niemand wird jemals alle diese Sprachen sprechen, aber wenn wir uns trotzdem miteinander verständigen wollen, worauf ich persönlich sehr viel Wert lege, dann müssen wir immer auch oder vor allem an diejenigen denken, die unsere Mutter- oder Wahlsprache nicht beherrschen, denn wenn es nicht gerade um Englisch geht, werden die wohl immer in der Mehrzahl sein.

Eine fremde Sprache zu beherrschen knüpft ein Band zwischen den Menschen, das ohne dieses Wissen niemals existieren könnte.
www.edition-ginga.de
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.08.04 07:29 von chiisai hakuchoo.)
09.08.04 14:37
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MIFFY


Beiträge: 601
Beitrag #2
RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Aber warum bringen nur soviele Erdkundelehrer ihren Schülern bei, dass eine der japanischen Hauptinseln Hokka・ido heißt?!?!?!? augenrollen
09.08.04 14:50
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chiisai hakuchoo


Beiträge: 530
Beitrag #3
RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Zitat:Aber warum bringen nur soviele Erdkundelehrer ihren Schülern bei, dass eine der japanischen Hauptinseln Hokka・ido heißt?!?!?!? augenrollen

Weil sie zu denjenigen gehören, die kein Japanisch können. Als Lehrer sollten sie diesen "zehennägelaufrollenden" Fehler allerdings auch nicht machen... grr

Eine fremde Sprache zu beherrschen knüpft ein Band zwischen den Menschen, das ohne dieses Wissen niemals existieren könnte.
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09.08.04 14:52
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MIFFY


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Beitrag #4
RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Habe eben mal nachgeschaut. Lehrer können sich in dem Fall auf den Brockhaus berufen.

Da steht tatsächlich: Hokka|idō grr

http://www.xipolis.net/11a575c4a9c3c1e91...rliste.php
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.08.04 14:58 von MIFFY.)
09.08.04 14:55
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Denkbär


Beiträge: 677
Beitrag #5
RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Wieso? Seit wann wissen Lehrer alles? zunge
Vielleicht ist das eher so eine Sache wie mit 'Paris'. Das spricht man im französischen Original ja auch anders aus als in Deutsch oder Englisch obwohl es gleich geschrieben wird. Kann es mit Hokkaido nicht auch so sein?

Ah, Miffy war schneller. In meinem Lexikon steht das Betonungszeichen übrigens richtig.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.08.04 14:59 von Denkbär.)
09.08.04 14:58
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MIFFY


Beiträge: 601
Beitrag #6
RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Denkbaerchen, das kann ja sein. Aber trotzdem klingt es
Zitat: "zehennägelaufrollenden" .
09.08.04 14:59
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Denkbär


Beiträge: 677
Beitrag #7
RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Diese Fehler gibt es auch in der 'lingua franca' Englisch. Mir rollt es immer die Zehennägel auf, wenn Miami mal wieder falsch ausgesprochen wird. (Bah, eklige Vorstellung. Die armen Nägel).
09.08.04 15:01
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icelinx


Beiträge: 716
Beitrag #8
RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Zitat:Ich stimme da doch sehr mit Botchan überein. Es gibt rund 140 Sprachen auf dieser Welt.

Gemäß Schätzung von Sprachwissenschaftlern gibt es ca. 6.500 existierende Sprachen, ca. 3 - 10.000, je nachdem, ob man diese als Sprache oder Dialekt einordnet.
Alleine die 100 häufigsten werden von jeweils mehr als 7 Mio. Menschen (Muttersprachler!) gesprochen!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.08.04 15:09 von icelinx.)
09.08.04 15:08
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chiisai hakuchoo


Beiträge: 530
Beitrag #9
RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Zitat:Wieso? Seit wann wissen Lehrer alles?

Lehrer müssen nicht alles wissen, aber zu Erdkunde gehört schon, dass man die Aussprache der wichtigsten Städte sowie der japanischen Inseln beherrscht. Aber wenn es sogar im Brockhaus steht, dann gibt mir das schon zu denken und den Lehrer gewissermaßen Recht.

@icelinx: Ich meinte mit 140 Sprachen auf der Welt diejenigen, die gebräuchlich sind und von mehr als einer Handvoll Eingeweihter oder Wahnsinniger (vorsicht, nicht böse gemeint, aber für manche Sprachen muss man schon ein bisschen wahnsinnig sein) spricht. Allein bei den Aboriginies gibt es rund 600 verschiedene Sprachen, aber teilweise nur noch rund 100 Personen, die sie beherrschen.

Und diejenigen, die eine bestimmte Sprache nicht sprechen, werden wohl immer die Zahl derjeniger übertreffen, die sie sprechen. So hatte ich das gemeint. Die einzige Ausnahme dürfte hier tatsächlich Englisch sein.

Eine fremde Sprache zu beherrschen knüpft ein Band zwischen den Menschen, das ohne dieses Wissen niemals existieren könnte.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.08.04 15:30 von chiisai hakuchoo.)
09.08.04 15:25
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Botchan


Beiträge: 642
Beitrag #10
RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
Zitat:Vielleicht ist das eher so eine Sache wie mit 'Paris'. Das spricht man im französischen Original ja auch anders aus als in Deutsch oder Englisch obwohl es gleich geschrieben wird. Kann es mit Hokkaido nicht auch so sein?

Hm. Könnte theoretisch sein... obwohl ich etwas skeptisch bin. Daß bekannte geographische Namen in der Ursprungssprache anders klingen als im Deutschen liegt meist doch schlicht und ergreifend daran, daß die Kenntnis von diesen Namen zu einer Zeit in die deutschen Lande kam, als man hier noch nicht bestrebt war / sein konnte, den Originalklang so detailgetreu wie möglich nachzubilden, sondern die Namen ungefähr so aufschrieb, wie man sie hörte oder gelesen hatte.

"Moskau" hieß im Russischen noch nie "Moskau", "Paris" spricht sich in Französisch nicht "Paris", "Rom" heißt in Italienisch/Latein nicht "Rom", und "Peking" ist in Chinesisch auch nicht "Peking". Aber so (oder so ähnlich) glaubte man es eben verstanden/gelesen zu haben, also schrieb man es so auf. Bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein, galt das übrigens auch noch für englische Namen (da man Englisch-Kenntnisse damals ja auch noch nicht als selbstverständlich voraussetzte). Wenn Ihr in alte Zeitungen schaut, steht da z. B. noch regelmäßig "Neu York" (oder gar "Neu Jork").

Heutzutage ist man (aus welchen Gründen auch immer) bemühter, die Originalaussprache zu übernehmen. Ok, das kann man natürlich machen. Allerdings gelingt das eben weniger gut, wenn man auch die Originalschreibung bzw. die (allein der Fachwelt bekannte) Umschrift benutzt. Ich weiß noch lange nicht, wie ich z. B. einen koreanischen Ort auszusprechen habe, der in meinem Atlas mit "Cho(nju" [Das o( ist ein o mit einem kleinen Bogen darüber.] bezeichnet wird. (Tschönju? Tschonju? Tschondshu? Chöndshu? ...) Und warum ist mir das unklar? Weil ich keinen blassen Schimmer vom koreanischen Lautsystem und erst recht nicht vom Umschriftsystem fürs Koreanische habe. Da kann da soviel korrekte Umschrift stehen wie sie will - ich weiß trotzdem nicht, wie ich das Wort sprechen muß.

Und ganz ähnlich ist es eben mit japanischen Namen, die die Allgemeinheit nicht sowieso kennt. WIR "Eingeweihten" wissen, welchen Lauten welche Zeichen des Hepburn-Systems entsprechen, aber 99% der Deutschen wissen das nicht. Und deswegen lesen sie "Kyoto" als "ky-oto" (und eben nicht als "kjooto"), "Suzuki" als "suzuki" (statt "ßusuki"), "Isuzu" als "isuzu" (statt "ißusu"), "Mazda" als "mazda" (statt "masda") usw. usf.

Deswegen habe ich persönlich absolut nichts dagegen, wenn in populären Texten, Atlanten usw. eine "eingedeutschte" Schreibweise verwendet wird. (Die Hepburn-Umschrift kann ja von mir aus in Klammern dahinterstehen). Jedenfalls finde ich es reichlich überheblich, wenn sich Leute über "Fudschi" & Co. lustig machen, bloß weil sie ausnahmsweise mal von einer Sprache die "korrekte" Umschrift kennen. Es gibt zig andere Sprachen, wo sie - wie ich beim Koreanischen - trotz korrekter Umschrift wie der Ochs vorm neuen Tor stehen und sich freuen würden, wenn das Wort NICHT in Umschrift, sondern in eingedeutschter Schreibung dastünde.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.08.04 16:15 von Botchan.)
09.08.04 15:33
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