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Kanji - was ist zu lernen?
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glubschpudding


Beiträge: 9
Beitrag #1
Kanji - was ist zu lernen?
Morgen zusammen!
Stehe noch ganz am Anfang meines Japanologie Studiums, heute hat mich das erste mal ne richtig heftige Desillusionierung erfasst.
Das Thema sind die Kanji;

es ist ja schon schwer genug über 2000 Kanji aktiv zu beherrschen, doch jetzt kommt's noch dicker:
Die Lesungen.

Habe heute mal einiges nachgelesen, und kann mir nicht ganz vorstellen, wie das auch nur im Entferntesten zu lernen sein soll kratz

Also korrigiert mich bitte wenn ich da was falsch verstanden habe, aber es sind also knapp 2000 Kanji zu lernen, dazu kommen ALLE Lesungen (gehen wir mal von zwei Kunyomi und zwei Onyomi im Schnitt aus), dann die Bedeutung (gehen wir auch hier von 2 pro Kanji aus), UND die Zusammensetzungen mit anderen Kanji.

Wären also die Strichfolgen von 2000 Zeichen;
8000 Lesungen plus Übersetzung;
und 4000 Bedeutungen?
Dazu dann noch, wann welche Lesung verwendet wird (wovon hängt denn das überhaupt ab?).

Wie ist das auch nur irgendwie zu bewältigen? traurig
Bitte sagt mir, dass ich da was falsch verstanden habe...

Grüße
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.11.07 09:58 von glubschpudding.)
13.11.07 09:51
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Teskal


Beiträge: 826
Beitrag #2
RE: Kanji - was ist zu lernen?
Ich glaube dazu gibt es hier hunderte von Beiträgen. Nicht das die irgendwie helfen werden. .-)

Es ist definitiv nicht einfach. Ich bin dazu übergegangen nur die Kanji zu lernen, die ich einfach finde und lernen will, bzw. gerade brauche. D.h. auch nur mit den Lesungen, die ich brauch. Das ist aber auf Dauer auch nicht befriedigend.

Ich finde Heisig nicht schlecht (zu finden über Suchen). Erst einmal die Kanji einer Bedeutung zuzuordnen und immer wieder zu schreiben finde ich ist ein Anfang. Später halt auf die Kanji-Vokabelkarten auch die Lesungen hinzufügen und neu durch gehen. Leider hatte ich bisher dafür noch gar keine Zeit. Aber es scheinen einige zumindest damit Erfolg zu haben.

Ansonsten kann man die Kanji nach der Reihenfolge von JPLT, nach Schuljahren oder Häufigkeit lernen. Links dazu sind in im Forum zu finden sein. JPLT macht in sofern Sinn, da es ein offizieller anerkannter Test ist und man kann ihn vielleicht dann irgendwann einmal machen.

Ansonsten hätte ich auch gerne mehr Erfahrungsberichte.
- Wieviel Zeit aufgewendet wurde
- Wie jemand vorgangen ist usw.
- Wobei auch interessant wäre welche Vorgehensweisen jemand versucht hat und was überhaupt nicht geklappt hat.

Eine Erfahrung habe ich schon bei Hiragana und Katakana gemacht. Auf keinen Fall fertige Karten ausdrucken. Besser selber schreiben. Erst als ich meine Vokabelkarten selber geschrieben hatte, habe ich gelernt Hiragana zu lesen. Mit Katakana dauert es wohl noch. Da diese zu selten benutzt werden.
13.11.07 11:02
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glubschpudding


Beiträge: 9
Beitrag #3
RE: Kanji - was ist zu lernen?
Danke für deine Antowort.
Ja, ich muss mich entschuldigen, kaum hatte ich den Thread erstellt, habe ich auch schon gesehen, dass genau dieses Thema schon viel zu oft durchgekaut wurde.

Mir kommt vor, wir stehen in etwa auf derselben Stufe; Hiragna kann ich eigentlich "perfekt", Katakana kann ich theoretisch, wie du sagst, werden zu selten benutzt. An die Kanji wage ich mich langsam heran, es ist noch so viel anderes im Rahmen des Studiums zu tun...

Ich stehe bei den Lesungen der Kanji vor einem absoluten Rätsel. Wenn mir gesagt wird, ich solle vorerst die Lesungen lernen, die am häufigsten vorkommen, frage ich mich, wleche das sind, warum das so ist und wann denn dann die anderen auftauchen.
Es muss doch ein System und einen Grund geben, weshalb man manche Worte nach sinojapanischer Lesung spricht, und manche nach reinjapanischer. Und auch innerhalb eienr Lesung; was macht es für einen Sinn, mehere Variationen ein und der selben Lesung zu haben?

Beste Grüße
13.11.07 11:19
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fuyutenshi


Beiträge: 887
Beitrag #4
RE: Kanji - was ist zu lernen?
(13.11.07 09:51)glubschpudding schrieb:Also korrigiert mich bitte wenn ich da was falsch verstanden habe, aber es sind also knapp 2000 Kanji zu lernen, dazu kommen ALLE Lesungen (gehen wir mal von zwei Kunyomi und zwei Onyomi im Schnitt aus), dann die Bedeutung (gehen wir auch hier von 2 pro Kanji aus), UND die Zusammensetzungen mit anderen Kanji.

Also:

Nur keine Panik! grins

1) Es sind 1945 Jôyô-Kanji aber in der Praxis braucht man nicht alle weil einige antik sind. Dafuer aber ein paar ausserhalb der 1945.

2) Alle Lesungen kannst du nicht lernen weil es einfach teilweise zu viele sind (ueber 10 ist nicht selten) aber nur in extremen Ausnahmefaellen benutzt werden (alte Namen eg.).
Meist brauchst du nur 1 - 2 ON-Lesungen (2 weil sie meist aehnlich sind wie JI / SHI) und 1 kun-Lesung.

3) Das Buch von Heisig bietet dir die Moeglichkeit, die Radikale mit Begriffen zu merken. Teilweise sind diese wirr und dann ist deine Fantasie gefragt. Dann kannst du dir eine Geschichte basteln und es so bildlich besser merken.
Beispiel:

Elemente:
(Gras)
(schwer)
(Lagerfeuer)
Bedeutung: duften

Geschichte: Das Gras liegt schwer auf dem Lagerfeuer, es verbreitet aberduftender Rauch.

4) Die ersten 2 Stufen (1. + 2. Schulklasse) wuerde ich komplett auswendig lernen. Das sind 240 und meist die meist benutzten.

5) Dann haengt es davon ab was im Studium gefordert wird.
Soweit ich gelesen haben (mag mich irren) wird es vorgegeben. Nach welchem System: Keine Ahnung.

6) Strategien gibt es viele.
a) Zum Beispiel kannst du Bedeutungsgruppen bilden (Tiere, Gefuele, etc) und die Kanji mit Vokabeln lernen. Am besten gleich einen Satz bilden und Grammatik einbauen.
b) Du kannst sie nach Radikalen sortieren und dort Gruppen bilden. Aber Achtung: "ninben" 亻 hat 86, "sansui" 氵 103 Kanji.
c) Du kannst sie nach ON-Lesungen sortieren. Viele Kanji haben im linken Teil die Lesung und somit Aehnlichkeiten die beim Lernen helfen.
Beispiel:
SHÔ (auf der rechten Seite der Lautteil )










Ich kann nur jeden davor warnen das Kanji-Lernen leicht zu nehmen und versuchen es mit sogenannten "revolutionaeren" Methoden sich versuchen leicht zu machen.
Letztendlich ist der einzige Schluessel die taegliche regelmaeßige Nutzung von Texten (lesen und schreiben (!)), Fleiss und Ausdauer. grins
Die "Heisig-Methode" halte ich fuer gefaehrlich. (Darueber gibt es genuegend Threads) Sie ist m.E. nur ein nuetzliches Werkzeug im Memorieren von Radikalen (oder Kanji-Bauteilen).

今や太陽はその光を覆い隠し、
世界は心地好い夜に身を委ねる。
柔らかな寝床へ、私も身を横たえる。
だが、私の魂はどこに、どこに休ませたら良いのか?
13.11.07 13:22
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frostschutz
Technik

Beiträge: 1.780
Beitrag #5
RE: Kanji - was ist zu lernen?
(13.11.07 09:51)glubschpudding schrieb:Wie ist das auch nur irgendwie zu bewältigen? traurig

Wenn du nur die einzelnen Kanji mit allen Lesungen auswendig lernst, dann kannst du ungefähr genauso viel Japanisch wie jemand, der zum Deutsch lernen nur das Alphabet auswendig gelernt hat.

Auch wenn das Schriftsystem in Japan sehr kompliziert ist, darfst du nicht vergessen, daß Japanisch vorrangig eine Sprache, und eben nicht ein Schriftsystem ist. Um Japanisch zu lernen, brauchst du Wortschatz und Grammatik, und das ist auch das was in Klausuren und im Alltag von dir verlangt wird.

Fange also bloss nicht an, alle Kanji und alle Lesungen dazu einzeln auswendig lernen zu wollen, dazu brauchst du wenn du es systematisch und konsequent durchziehst so ca. 1-2 Jahre und kannst danach immer noch kein Wort Japanisch.

Stattdessen lerne einfach Vokabeln, zum Beispiel die Vokabeln die bei euch im Textbuch vorkommen. Die Vokabeln kannst du auch gerne in der Kanji-Schreibweise lernen. Ich mache das so. Die Vokabeln bringen dir in Bezug auf die Japanische Sprache sofort was, weil du wenn du die Vokabeln kennst, und etwas über die Grammatik weißt, auch verstehen kannst worüber gesprochen wird.

Und wenn du irgendwann mal ein paar Vokabeln hast, in denen das gleiche Kanji vorkommt, dann kennst du automatisch auch das Kanji und ein paar Lesungen dazu, und du weißt dann vor allem auch welche Lesung in welcher Vokabel zum Einsatz kommt.

Im Japanologiestudium dürftest du dann wiederum mit tonnenweise Vokabeln überhäuft werden, ebenso von anderen Daten aus Geschichte und Literatur und was weiß ich was bei dir im Studium noch dazugehört. Diese Informationsfülle läßt sich nur mit System bewältigen, ich war anfangs kein Freund von Karteikarten, bin aber mittlerweile doch dazu übergegangen eine Karteikartensoftware (Anki) einzusetzen. Bei Papier-Karteikarten unbedingt nicht irgendwie, sondern auch konsequent mit System arbeiten (Leitner etc) sonst ist es leider reine Zeitverschwendung...

Also nochmal kurz: Keine bzw. nicht vorrangig die (einzelnen) Kanji lernen, sondern immer Vokabeln (in Kanji+Kana-Schreibweise).

Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.11.07 15:26 von frostschutz.)
13.11.07 15:23
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Maki


Beiträge: 31
Beitrag #6
RE: Kanji - was ist zu lernen?
Ich glaube, dass Prof. Holubowsky genug erklärt hat, was das angeht. Er erläutert das in der Eingangsphase des Studiums (ersten 2-3 Theorie-Einheiten) sehr genau.
Darin beantwortet er auch die Fragen, wie es am Effizientesten ist, zu lernen. Zumindest was das Bachelor-Studium angeht.
Und er ist auch immer bereit, Fragen zu beantworten.
13.11.07 15:30
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glubschpudding


Beiträge: 9
Beitrag #7
RE: Kanji - was ist zu lernen?
Vielen Dank für die Antworten, so weit!
Ich habe nicht vor, stur Kanji samt Lesungen auswendig zulernen, hab ich ja auch nirgends behauptet zwinker

Angenommen, ich lese einen Text und stoße auf ein Kanji, dessen Bedeutung ich kenne´, die Lesung jedoch nicht.
Woher weiß ich dann, wie dieses Kanji in speziell dem Fall gelesen wird?

@ Maki; Wie kommst du bitte auf Prof. Holubowsky?
Im Übrigen kann ich nur sagen: Wenn er das hätte, würde ich hier nicht diese Frage stellen, oder? zunge
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.11.07 16:50 von glubschpudding.)
13.11.07 16:49
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frostschutz
Technik

Beiträge: 1.780
Beitrag #8
RE: Kanji - was ist zu lernen?
(13.11.07 16:49)glubschpudding schrieb:Angenommen, ich lese einen Text und stoße auf ein Kanji, dessen Bedeutung ich kenne´, die Lesung jedoch nicht.
Woher weiß ich dann, wie dieses Kanji in speziell dem Fall gelesen wird?

Okay, sowas kann natürlich vorkommen in Texten, wo fieserweise mit einzelnen Kanji als Abkürzungen für irgendwas gearbeitet wird (Zeitungsartikel u.ä.) oder in Fantasyromanen wo einfach so irgendwelche Kanjikombinationen frei erfunden werden.

Aber normalerweise stößt du in einem Text nicht auf Kanji, sondern auf Vokabeln; wenn du die Vokabel kennst dann weißt du auch die Lesung und die Bedeutung (in dieser Kombination). Wenn du die Vokabel nicht kennst, dann kannst du in Bezug auf Lesung und Bedeutung (auch wenn du die Kernbedeutung des Kanji kennst) nur raten.

Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.
13.11.07 17:07
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Zelli


Beiträge: 382
Beitrag #9
RE: Kanji - was ist zu lernen?
Ich finde es nicht verkehrt sich einzelne Zeichen mitsamt ihren Lesungen und Grundbedeutungen ins Hirn zu prügeln. Mir hat das (und tut es weiterhin) beim Vokabellernen sehr geholfen wenn ich bereits die einzelnen Zeichen kenne. Auch wird einem oft die Bedeutung des Wortes genauer klar wenn man die einzelnen Zeichen kennt. Und manche Vokabeln braucht man dann gar nicht mehr zu lernen weil ihre Bedeutung schon beim 1. Sehen durch die Kombination der beiden Zeichenbedeutungen klar wird.
13.11.07 19:10
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ro


Beiträge: 23
Beitrag #10
RE: Kanji - was ist zu lernen?
Maki schrieb:
Zitat:Ich glaube, dass Prof. Holubowsky genug erklärt hat, was das angeht. Er erläutert das in der Eingangsphase des Studiums (ersten 2-3 Theorie-Einheiten) sehr genau.

Es gibt genug Leute in diesem Forum, die von dem Herrn noch nie gehoert haben. Sei bitte so nett und gib mal ein paar Stichpunkte, was er da so "sehr genau erlaeutert" hat.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.11.07 15:04 von Nora.)
14.11.07 19:56
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Kanji - was ist zu lernen?
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