Beitrag #1

Hi,

ich habe vor zwei Jahren wieder angefangen Japanisch zu lernen. Da ich von Lehrbüchern enttäuscht war und schneller japanische Sätze verstehen wollte, habe ich ein "Kanji-First" Ansatz gewählt. Angebote wie WaniKani fand ich nicht gut, da die Merksätze oftmals merkwürdig und auf Englisch sind. Deshalb habe ich über einem halben Jahr hinweg für 1.026 Kanji Merksätze für Bedeutung und Lesung entworfen. Die dadurch entstandenen Anki Karteikarten stehen als Produkte auf der Seite https://zeichengarten.de/ für andere Lernende zur Verfügung. Das erste Anki-Deck kann man kostenlos ausprobieren.

Über Feedback würde ich mich freuen.

Beitrag #2

Wenn man bedenkt, wie viele Anki Decks für Heisig man gratis herunterladen kann, sind deine Preise schon ganz schön steil - wer soll das kaufen?

Anki shared decks

Beitrag #3

(18.12.25 08:06)cat schrieb:  Wenn man bedenkt, wie viele Anki Decks für Heisig man gratis herunterladen kann, sind deine Preise schon ganz schön steil - wer soll das kaufen?

Anki shared decks

Bei Heisig sind die Merksätze (Geschichten) etwas länger gefasst. Es werden nicht die Radikal-Merkwörter hervorgehoben und die Radikale werden nicht in Klammern neben dem Wort gezeigt. Zudem scheint es keine Merksätze für die Lesungen zu geben. Des Weiteren konnte ich nirgendwo Decks finden, die mit Merkbild-zu-Kanji-Überblendungen arbeiten.

Bei den Zeichengarten Decks lernt man Bedeutung und Lesung in einem Zug. Die Merksätze sind so kurz wie möglich und Highlight-Farben heben die wichtigen Informationen hervor. Die Wort-Lesung-Assoziationen sind sehr konsistent: Lernt man die Lesung じゅ mit dem Wort Mundschutz, dann wird es bei einem anderen Kanji nicht z.B. für die Lesung む verwendet.

Die Preise kommen von dem Aufwand, sinnvolle und konsistente Merksätze zu kreieren. Wenn man fünf Kanji am Tag lernt, kann man sich die Decks über Monate nacheinander leisten.

Beitrag #4

Ich finde es auch teuer, auch weil man sich soviel noch zusätzlich merken muss.

Du machst keine Unterscheidung zwischen weichem und hartem s (Tanzsaal, さ), ob langer oder kurzer Vokal scheint egal zu sein (Macho, ちょう).

Sowas wie Sympathie da richtig ひだり oder Wasserhahnnahrung はな sieht auf den ersten Blick ganz witzig aus, ist mir aber zu komplizert oder zu ungenau. Es ist eben nicht はんな sondern はな.

Na ja, für dich scheint es ja zu funktionieren, und vielleicht findest du ja Leute, die mit deinem Ansatz gut klarkommen.

Beitrag #5

(18.12.25 14:55)Dorrit schrieb:  Ich finde es auch teuer, auch weil man sich soviel noch zusätzlich merken muss.

Du machst keine Unterscheidung zwischen weichem und hartem s (Tanzsaal, さ), ob langer oder kurzer Vokal scheint egal zu sein (Macho, ちょう).

Sowas wie Sympathie da richtig ひだり oder Wasserhahnnahrung はな sieht auf den ersten Blick ganz witzig aus, ist mir aber zu komplizert oder zu ungenau. Es ist eben nicht はんな sondern はな.

Na ja, für dich scheint es ja zu funktionieren, und vielleicht findest du ja Leute, die mit deinem Ansatz gut klarkommen.

Danke für das Feedback.

Es stimmt, dass keine Unterscheidung zwischen weichem und hartem s gemacht wird. Es wird versucht mit dem deutschen Wort nah genug dranzukommen. Bezüglich den kurzen bzw. langen Vokal gibt es folgenden Trick: Endet das Wort mit dem Vokal, ist es lange, ist er in der Mitte des Wortes ist es kurz (außer wir sprechen es im deutschen normalerweiße lange aus wie bei Tod). Also Rotschopf (ちょ) vs. Macho (ちょう) oder Topf (と) vs. Auto (とう).

Du hast recht, ganz genau trifft man Aussprache wohl nie, aber so nah, dass man es sicht gut merken kann

Beitrag #6

Stichwort https://en.wikipedia.org/wiki/Sophomore.
Ich finde es unglaublich spannend zu sehen, wie ein Anfänger sich mit wahnsinnigem Aufwand auf eine Lernmethode versteift, welche ihm nach seinem aktuellem Wissenstand vielleicht sogar sinnvoll erscheinen mag.
Ich sehe Parallelen zu mir selbst, der in den ersten Jahren in eine Sackgasse nach der anderen gelaufen ist.
Der TO teilt uns nicht wirklich mit, wen er als Zielgruppe für seine Dienstleistung sieht. Vielleicht andere Anfänger, die auch nicht verstehen, wie problematisch die Aussage "...1.026 Kanji, bestehend aus 2.213 Radikalen..." ist? Oder "Lernende", die keine Ahnung von Phonetik haben und deswegen gar nicht ahnen können, was sie nicht verstehen?

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"Die Preise kommen von dem Aufwand, sinnvolle und konsistente Merksätze zu kreieren. Wenn man fünf Kanji am Tag lernt, kann man sich die Decks über Monate nacheinander leisten."
Niemand der Zeit hat Japanisch zu lernen, sollte Probleme haben sich alle paar Wochen Material zum Preis einer Schachtel Zigaretten zu leisten. Der Preis den Kunden bereit sind zu zahlen, hat nur leider nichts mit dem Herstellungsaufwand zu tun. Vielmehr entscheidet der Kunde ob ihm das Angebot einen entsprechenden Mehrwert bringt.

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Sehen wir es mal so: Wir nehmen an, dass der TO es schafft, innerhalb des halben Jahres das sein Kanji Kurs dauert, Menschen für das Japanischlernen zu motivieren. Damit hätten wir nach dem halben Jahr vielleicht neue Forenteilnehmer gefunden, die hier in einen Dialog gehen mit der Frage: "Und wie geht es jetzt weiter?" Und darauf freue ich mich.

Beitrag #7

Alles cool. Ich hatte nie den Anspruch Japanisch zu studieren oder es fließend sprechen zu können. Es bleibt für mich ein Hobby, dass ich in meiner knappen Freizeit verfolge. Daher blende ich tiefer gehende Details wie Phonetik uvm. absichtlich aus.

Zugegeben, die Zahlen auf der ersten Seite sind werbetechnischer Natur und deswegen auch zu kurz gegriffen. Es stimmt, es sind nicht die Radikale, wie man sie im Wörterbuch verwendet.

Mir ist bewusst, dass Kanji lernen allein nicht zum Ziel führt. Daher habe ich durch https://tatoeba.org/ begonnen, echte japanische Sätze zu lesen. Nur dadurch erfährt man Vokabeln, Nutzung, Komposita, Lesungen, Grammatik und Kontexte. Durch automatische Part-of-Speech Tagging und Separierung lernt man den Satzaufbau besser zu verstehen. LLMs können bei der Erklärung der Grammatik helfen. Durch diese Übersetzunghilfen und den gelernten Kanji konnte ich so Immersion durch Dragon Quest 4 spielen betreiben, was für mich ein erster Meilenstein war.

Beitrag #8

(19.12.25 08:30)zeichengärtner schrieb:  Es stimmt, es sind nicht die Radikale, wie man sie im Wörterbuch verwendet.

Aber was ist es denn dann? Grapheme können es eigentlich nicht sein, da das per Definition eigentlich nicht mehr als die Anzahl der Kanji sein können (Kanji bestehen aus Graphemen; Grapheme wiederholen sich). Sprechen wir hier überhaupt von einer Menge?

Beispiel 親: Das hat 見 als Radikal und {見, 立, 木} als Grapheme (kleinstmögliche bedeutungsunterscheidende Bestandteile).
Nehmen wir nochmal 泣: Radikal: 水(氵), Grapheme: {氵, 立}.
Dann hätten wir doch aber als Gesamtzahl der Grapheme dieser zwei Kanji |{見, 立, 木, 氵}| = 4. Das ist ja gerade das Tolle an Kanji: Dass sie aus wiederkehrenden Bestandteilen zusammengesetzt sind!

Für jemanden, der die 214 traditionellen Radikale kennt, wirkt "2.213 Radikale" einfach sehr befremdlich...

Edit: Satzbau vereinfacht, Definition Graphem ergänzt.

Beitrag #9

"Cunningham's Law" in Aktion. So sehr es mich juckt, kann ich mich beherrschen ein kommerzielles Angebot für lau zu rezensieren.

Sei's drum - willkommen im Forum. Um aus der Filterblase auszubrechen, würde ich, wie jedem Anfänger, vorschlagen einfach mal alte Beiträge im Forum zu lesen. Gerade in den Anfangsjahren war das Forum hier auf brutal hohem Niveau. Gefühlt wurde das meiste schon gesagt. Aber selbst heute gibt es noch Forenteilnehmer die ihre Erfahrung zusammengeschrieben haben und diese für andere zur Diskussion stellen. Lesen, versuchen zu verstehen, danach wiederkommen und konkrete Themen diskutieren. Bleibst Du dran, so bin ich mir sicher, dass Du irgendwann einsiehst, warum Dein Angebot grundlegende Anpassungen braucht.

Falls Du 19,49€ für Geschäftsausgaben aufbringen magst, könntest Du mal einen Blick hierauf werfen:
Christopher Seeley and Kenneth Henshall with Jiageng Fan: The Complete Guide to Japanese Kanji. REMEMBERING AND UNDERSTANDING THE 2,136 STANDARD CHARACTERS.
ISBN 978-4-8053-1170-7; ISBN 978-1-4629-1773-0 (ebook)

Wie bereits die erste Fassung von Henshall, ist auch dieses Buch keine leichte Kost für Einsteiger. Dem fortgeschrittenen Lernenden bietet es jedoch einen faszinierenden Einstieg in die Etymologie der japanischen Kanji. Zu jedem Kanji gibt es Hintergrundinformationen über dessen Entwicklungsgeschichte, oft basierend auf verschiedenen Quellen. Dieses Buch ist für mich besonders hilfreich bei Kanji die im Zuge verschiedener Schriftreformen derart verändert wurden, dass die ursprünglichen Radikale nicht mehr erkennbar sind.
..., bietet dieses Buch kleine, auf der Etymologie basierende, Lerngeschichten an.
Verlag: Tuttle Publishing; First Edition (2016)
Sprache: Englisch
ISBN 978-4-8053-1170-7; ISBN 978-1-4629-1773-0 (ebook)

Beitrag #10

(19.12.25 10:35)vdrummer schrieb:  Aber was ist es denn dann?

Ja, es müssten laut der Definition Grapheme sein, aber alle mehrfach gezählt, daher die hohe Zahl. Ein Beispiel:
親 = 立, 木, 見
観 = 矢, 隹, 見
鏡 = 金, 立, 見
境 = 土, 立, 見

Die vier Kanji bestehen aus 12 Grapheme, weil z.B. 見 vier mal gezählt wird.

Sorry für die Verwirrung. Ich passe es auf der Seite an.