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Lernmethoden im JDZB
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Toji


Beiträge: 603
Beitrag #1
Lernmethoden im JDZB
Da ich von mehreren Seiten gefragt wurde, poste ich doch hier mal etwas über die Lernmethoden im JDZB (Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin / Belulin Nitchi-Doku-Sentaa http://www.jdzb.de)

Auf der Homepage könnt ihr unter Veranstaltungen --> Japanisch-Kurse schon ein paar Informationen zu diesem "JaFix"-Programm abrufen.

Im Wesentlichen: Es ist kein normaler (schulischer) Unterricht. D.h. es wird nicht die Struktur beigebracht, auswendig gelernt, Zeichen beigebracht, auswendig gelernt usw...
Ganz ohne das geht es auch nicht. So arbeiten wir z.B. ein Lehrbuch (Nihongo kyudju nichi - 90 Days of Japanese Language) durch. Damit im Zusammenhang steht eine Vokabelliste, und in jeder Lektion gibts auch neue Grammatik.
Außerdem haben wir auf sehr praktischen Karteikarten die kana und kanji bekommen. Vorne steht das Kanji, und hinten die Übersetzung und wie man sich diese Übersetzung herleitet. D.h. aus welchen Teilen besteht das Kanji usw. und meistens steht auch noch eine gute Eselsbrücke da. Die dinger sind wirklich extrem praktisch.
Der Hauptteil ist jedoch die 'andere Methode' sozusagen.
Yamada-Sensei hat das mal mit der 'Baby-Methode' umschrieben. Ein Baby bekommt auch keine Grammatik-Tabellen vorgesetzt, lernt die Sprache aber dennoch. Das versucht man mit einigen Übungen zu imitieren. So gibt es zum Beispiel einen Kreativitäts-Teppich, auf dem die Schüler eine alltägliche Geschichte aus ihrem Leben verständlich machen sollen. Nur: Sie dürfen kein Deutsch sprechen. Das geht dann am Anfang mit Hand- und Fußakrobatik los, bis man schließlich einzelne Vokabeln oder schon ganze Sätze auf Japanisch sagen kann. grins Diese Übung nennt sich PDL.
Das ist natürlich nicht das einzige. Z.B. gibts da noch das sog. TPR. (die sind akronym-fetischisten, ich sags euch!) Das soll 'total physical response' heissen und sieht ungefähr so aus: Es werden verschiedene Gegenstände im Raum verteilt, und der Sensei gibt Anweisungen. Z.b. soll Schüler A die rote Rose nehmen, mit Schüler B den Platz Tauschen und ist dann selbst dran. Dann muss der Schüler anderen die Anweisung geben.
Das ist natürlich nur ein Teil der Übungen, und ich habe hier auch nicht alle Stufen dieser Übungen beschrieben, um das nicht ausarten zu lassen. Also so in der Art sieht das Jedenfalls aus.
Gefragt werden kann immer, und die Senseis gehen auf Fragen ein und erklären alles so ausführlich sie können. (Das hat manchmal die Konsequenz, dass der Plan für die ganze Stunde futsch is... hoho)

Meine Meinung:
Vorteil: Durch dieses 'japanisch erleben' kann man sich die Sachen wirklich super gut merken, und es macht noch dazu unheimlich Spaß. Außerdem bekommt man ein richtiges Gefühl für die Sprache 'eingepflanzt'. Das geht recht schnell, und bald ist auch klar, wo die Wörter Anfangen un die Partikel aufhören. Die Lehrer sind alle Japaner, einige sprechen mit Tokyoter slang.
Nicht zu vergessen: In jedem Raum steht natürlich auch eine Karaoke-Anlage ... traurig hoho
Nachteil: Meiner Meinung nach kommt die Grammatik zu kurz. Ich nehme an, dass das zum Teil so beabsichtigt ist. Wir sollen Sätze nicht nach einem Protokoll, sondern nach Gefühl bilden. Trotzdem interessiere ich mich so brennend dafür, dass ich mich (hier) darüber informieren möchte.

Die Senseis und die Schüler (kensequent: Gakuseis) sind alle sehr nett und man versteht sich super. Ich mein... wer japanisch lernt muss schon ziemlich irre sein. Und das schränkt den Personenkreis dann so weit ein, dass nur nette Leute übrig bleiben.

PS: Ihr solltet mal einen Berliner Griechen Japanisch sprechen hören! Das is der geilste Dialekt, den es auf der Welt gibt! Absolut fantastisch! Ich glaub ich nehm das irgendwann mal auf Band auf. huch
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.03 17:15 von Toji.)
27.04.03 17:04
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blueDragon


Beiträge: 1
Beitrag #2
RE: Lernmethoden im JDZB
Klingt interessant! grins

Noch ne Frage, da du ja bei JDZB lernst:
Wie sieht es denn mit den Gebühren eigentlich genau aus?
Muss man die Jahresgebühr mit einem mal "Vorzahlen" oder kann ich das auch
monatlich zahlen... ich bin eben nur Azubi und bekomme nur Bafög..und davon geht
schon viel allein für das Monatsticket drauf..
Ich kann es mir also nicht leisten, diese Summe im Vorraus zu zahlen. traurig

Liebe Grüße
~blueDragon~
13.03.04 09:50
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Nora
Gründerin

Beiträge: 2.095
Beitrag #3
RE: Lernmethoden im JDZB
Als Azubi bekommst Du ja ohnehin dort Ermäßigung. Eigentlich ist Vorzahlen den Leuten da lieber, aber sie haben auch nichts dagegen, wenn Du in Raten zahlst; kein Problem.
13.03.04 10:15
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Anonymer User
Gast

 
Beitrag #4
RE: Lernmethoden im JDZB
Hm. Ich glaube, ob man auf solche "handlungsorientierte" Methoden abfährt oder nicht, ist sehr von persönlichen Vorlieben abhängig (und natürlich auch von der Lerngruppe).
Ich persönlich hatte auch mal eine Zeitlang nen Lehrer, der z. B. TPR mit uns betrieben hat. Und ich muß sagen: Ich habe es gehaßt!
Zum einen kam ich mir immer vor wie der letzte Depp, wenn der Lehrer mir irgendeine Anweisung gab, und ich dann NICHT wußte, was ich machen sollte und ziellos im Raum umhergerannt bin bzw. ratlos festgewurzelt dastand. Das Ganze hat mir das Lernen nicht erleichtert, sondern ich hatte ständig Angst, wieder aufgerufen zu werden. Und Angst ist kein guter Lernhelfer...
Zum anderen ist die TPR-Methode auch kaum für was anderes als die Befehlssätze/Aufforderungen zu gebrauchen. Das heißt, alles was man damit lernen kann, ist (sehr überspitzt formuliert) "-te kudasai". Wenn man auch noch andere Dinge im Unterricht macht, mag's gehen, aber sonst...
Fazit:
MIR, der ich es ganz und gar nicht lustig finde, mich vor anderen Leuten zu produzieren (und erst recht nicht dann, wenn ich keine Ahnung habe, was ich eigentlich tun/lassen/sagen soll), ist die aus Frontalunterricht, Partner- und Gruppenarbeit bestehende Lehrform 1000mal angenehmer. (Da hilft es auch nix, daß ich weiß, das die anderen in der Gruppe auch nicht mehr können... Ein unangenehmes Gefühl habe ich trotzdem.)
Leute, denen es nix ausmacht (oder die es sogar lustig finden), ständig vor der ganzen Klasse zu zeigen, wie wenig man versteht/kann, haben mit handlungsorientierteren Methoden sicher viel Spaß.

Thomas
13.03.04 11:15
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Shaku


Beiträge: 18
Beitrag #5
RE: Lernmethoden im JDZB
Hm, ich bin auch eher jemand, der gerne strukturiert die Grammatik lernt - für mich wirkt der ganze Sprachaufbau dann viel logischer, aber das ist sicher Ansichtssache. zwinker
Ich hab noch eine Frage, an die, die beim JDZ lernen: Fürs Sprechen ist die Methode ja vielleicht ganz gut, aber lernt man dort auch, selbst was zu schreiben? (und das grammatisch richtig?)
Mein Ziel wäre es, dass ich später dann wirklich mit dem japanisch, das man dort lernt, in Japan leben kann - reicht das dann auch dafür? kratz
29.03.04 13:24
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Nora
Gründerin

Beiträge: 2.095
Beitrag #6
RE: Lernmethoden im JDZB
Hiragana und Katakana lernt man schon in den ersten beiden Wochen, sie werden dann aber weiterhin regelmäßig trainiert. Auch bekommt man zuerst Vokabelkarten mit den Radikalen, so daß das Kanjilernen später viel einfacher wird. Natürlich wird man in die Schrift eingeführt, und relativ früh muß man auch selbst Sätze schriftlich formulieren. Insofern denke ich, daß es eine gute Ausbildung dafür ist. Aber Schrift ist meiner Erfahrung nach auch das, was man sich am besten selbst beibringen kann. Falls es Dir am Anfang zu wenig sein sollte, hält Dich niemand davon ab, die von Beginn an eingeführten Kanji selbst zu lernen.
Die Ausbildung ist, wie ich jetzt nach längerem Unterricht dort einschätze, wirklich gut, wenn man mit den Methoden klarkommt. Ob Du Dich damit sprachlich in Japan zurechtfindest hängt von zwei Dingen ab: Wie fleißig Du lernst zwinker und wie lange Du am Kurs teilnimmst. Nach einem Jahr kannst Du natürlich nicht erwarten, Dich über alle Themen unterhalten zu können; das könntest Du aber auch mit keinem anderen Kurs. Aber da es im JDZB mehrere Schwierigkeitsstufen gibt, kannst Du so lange mitmachen, bis Du Dich sicher genug fühlst. Ich werde definitiv noch mindestens ein Jahr weitermachen.
29.03.04 13:46
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Shaku


Beiträge: 18
Beitrag #7
RE: Lernmethoden im JDZB
Ah..hört sich ja ganz gut an.. Ich bin jetzt auch kein blutiger Anfänger, sondern lerne schon seit ca einem Jahr Japanisch, weswegen ich dann wohl per Einstufungstest in einen höheren Kurs eingeteilt würde..
Gibt es dort denn die Möglichkeit, mal probeweise reinzuschauen? Oder kann man sein Geld zurückverlangen, wenn die Methode einem nicht zusagt, und man den Rest des Jahres den Kurs nicht in Anspruch nehmen will?
29.03.04 15:12
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Nora
Gründerin

Beiträge: 2.095
Beitrag #8
RE: Lernmethoden im JDZB
Ja-haa, das dachte ich auch, aber Pustekuchen! Obwohl ich schon seit ca. 2 Jahren mehr oder weniger regelmäßig Japanisch gelernt hatte, wurde ich in Grundstufe 1 Eingestuft, was ich mal gelinde als Blamage meines Lebens bezeichnen möchte. Aber dann habe ich bald gemerkt, daß das sinnvoll ist. Das Vokabular, das man dort lernt, ist ja nicht identisch mit dem, was man sich selbst beigebracht hat und wie gesagt, sie rasen im Stoff nur so daher, so daß ich jetzt, wo ich ca. 1/2 Jahr lerne, schon weiter bin, als in den zwei Jahren allein zuvor. Ich kann eigentlich nur jedem, der nicht wirklich schon sehr weit ist (z.B. sein Abi mit Japanisch abgeschlossen hat) in Grundstufe 1 zu gehen. Aber das wirst Du dann ja wahrscheinlich selbst beim Test merken.
Was den Rest angeht, weiß ich nicht bescheid, rate Dir aber, einfach mal per Mail nachzufragen.
29.03.04 15:52
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Shaku


Beiträge: 18
Beitrag #9
RE: Lernmethoden im JDZB
O_O Oh..nach zwei Jahren dennoch Stufe eins? Das ist hart - schätze ich werd mich dann auch auf ne Blamage einstellen müssen >_>

Und der Lernaufwand ist mit Studium nebenbei auch absolut zu schaffen? Ich finds zwar gut, dass die schnell den Stoff durchziehen, lern jap. Kanjis auch lieber als was anderes, aber ist es schon so, dass man sich das Lernpensum dann selbstständig einteilen kann?
30.03.04 16:10
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Nora
Gründerin

Beiträge: 2.095
Beitrag #10
RE: Lernmethoden im JDZB
Es ist schon relativ viel zu lernen, aber wenn Du schon etwas Vorwissen hast, wird es Dir viel leichter fallen. Wichtig ist - wie immer - daß man am Ball bleibt und alle Vokabeln mitlernt, was auf die Dauer recht viele werden können. Viele im Kurs, die arbeiten gehen und für die das völliges Neuland war, haben damit Schwierigkeiten. Allerdings sind auch einige dabei, die sehr gut mitkommen. Ich möchte also nicht sagen, daß es ein Kinderspiel wird, mitzuhalten, aber man kann es durchaus, auch neben dem Studium, schaffen.
30.03.04 16:24
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Lernmethoden im JDZB
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