@bikkuri:
Zitat:Nach einem Jahr Japan bin ich auf Proficiency Level 2.
---- Hm... wie weisst Du das? --- Na er wird ihn dann wohl gemacht haben.
Eben das hielt ich für unmöglich, denn den JLPT kann man nur einmal im Jahr (am ersten Sonntag im Dezember) machen, und man muss sich dafür bis Ende September angemeldet haben. Und da Danieru noch im August letzten Jahres nach eigenen Angaben kaum mehr Japanisch beherrschte als die Hiragana, wird er sich ja wohl nicht einen Monat später für den JLPT Stufe 2 angemeldet haben... und wenn er also nicht letzten Dezember dabeiwar, kann er ihn bisher eben noch nicht abgelegt haben. DESWEGEN fragte ich ja...
@alle:
Danieru hat die Sache jetzt aufgeklärt... aber ich kann seiner Lehrerin bei der Beurteilung "J-Test, Stufe C" entspricht in etwa "JLPT, Stufe 2" nicht rechtgeben. Man kann vielleicht sagen, daß jemand, der J-Test Stufe A-C geschafft hat, mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest einen JLPT Stufe 3 schaffen würde, aber weitergehende Schlüsse zu ziehen halte ich für sehr gewagt. Warum? Weil man J-Test und JLPT nur sehr bedingt, und im Grunde gar nicht zueinander in Beziehung setzen kann. Wieso nicht? Weil die beiden Tests ganz unterschiedliche Dinge abprüfen.
Wenn jemand im Physik-Abitur eine 1 schreibt, kann man davon ausgehen, daß er sich auch in Mathe ganz gut auskennt, weil man ohne Mathekenntnisse in Physik keine 1 kriegen kann, aber man kann nicht schlußfolgern, daß er - weil er ein Physik-Abitur mit 1 bestanden hat - automatisch auch im Mathe-Abitur ne 1 schreiben würde. Die Begründung ist dieselbe wie bei J-Test und JLPT: Es gibt zwar Überschneidungspunkte in der Hinsicht, daß es Dinge gibt, ohne die man in beiden Tests nicht weit kommen wird, aber im Grunde werden in den beiden Test jeweils ganz verschiedene Sachen getestet.
Der J-Test ist im Vergleich zum JLPT viel praxisbezogener. Hörverständnis und Leseverständnis z. B. stehen im Verhältnis 1:1. Wenn man 50% der 1000 möglichen Punkte hat, hat man bestanden. Der JLPT dagegen ist - bis auf den Hörverständnisteil (der hier nicht 50%, sondern nur 25% Gewicht ausmacht) - ein reiner Schriftsprachetest. Bestanden hat man, wenn man mindestens 60% (Stufe 1: 70%) richtig hat. (Das heißt - wenn man es mal gemein sagen möchte: Selbst wenn man den einzigen Teil des JLPT, der sich "aufs Alltagsleben" bezieht, eben den Hörverständnisteil, komplett versaut, hat man locker bestanden - sofern man den Rest richtig hat.)
Das, was im JLPT mit Stufe 3 abgefragt wird, entspricht dem sog. 初級 (Grundstufe). Das heißt, ein Grundwortschatz, Basisgrammatik etc. Deswegen sagte ich, daß jemand, der beim J-Test sehr gut abschneidet, wohl auch einen JLPT Stufe 3 schaffen würde. Hier haben wir sozusagen die "Schnittmenge" zwischen J-Test und JLPT (bzw. zwischen Physik- und Matheabitur). Aber ab Stufe 2 aufwärts nimmt im JLPT der rein schriftsprachliche Anteil exponentiell zu. Es ist ja nicht nur die Menge der nötigen Kanji, sondern auch in der anschnellenden Menge der nötigen Vokabeln (für Stufe 2, 6.000; für Stufe 1, 10.000!) steigt nach Stufe 3 der Anteil der rein schriftsprachlichen Vokabeln, die man praktisch nie im Alltag hören oder sagen wird, unglaublich an. In den Grammatikanforderungen sieht es genauso aus. Ich habe es jetzt nicht ausgezählt, aber ich würde mal schätzen, daß ca. 50% der für Stufe 2 geforderten Grammatikformeln (und bestimmt 60-70% der für Stufe 1 nötigen) rein schriftsprachlich verwendet werden und in der Konversation im Alltag keine Rolle spielen.
Deswegen würde ich mal sagen, WENN jemand der von Danieru sogenannten "Kurs-Studenten" (also jemand, der praktisch nie in Japan war und "nur" in Kursen und im stillen Kämmerlein Japanisch gelernt hat) einen Test ablegen möchte, bei dem er Chancen hat, dann ist das der JLPT! Man kann m. E. sehr wohl einen JLPT, Stufe 1, glorreich bestehen und trotzdem nicht in der Lage sein, mit einem Japaner eine Konversation zu führen. Warum nicht? Eben weil alle die Dinge, die man bei einem Japanaufenthalt so wunderbar "im täglichen Leben" lernen kann und mitbekommt, im JLPT praktisch nicht gefragt sind. Der JLPT ist - zumindest ab Stufe 2 - ein klarer SCHRIFTSPRACHE-Test. Und wer sein Japanisch quasi "auf der Straße / im Alltag" gelernt hat, kann sich mit den so erworbenen Kenntnissen sicher in Japan sehr gut verständlich machen und im "Leben" dort wunderbar mitmischen, aber das Wissen, das im JLPT (Stufen 2 und 1) gefragt wird, lernt man nicht "im Alltag" - sondern nur in der systematischen Auseinandersetzung mit Kanji, Vokabular und Grammatik der Schriftsprache. Deswegen ist der JLPT der ideale Test für "Kurs-Studenten". Ganz anders der J-Test! Der ist in vielen Punkten wesentlich praxisbezogener und sagt deswegen deutlich mehr darüber aus, wie sich jemand, der dort Stufe Sowieso erreicht hat, im japanischen Leben zurechtfinden dürfte.
Beide Tests haben - wie Physik-Abi und Mathe-Abi - ihre Berechtigung und liefern ihre Ergebnisse, aber sie sind praktisch nicht miteinander vergleichbar, weil sie im Endeffekt ganz verschiedene Fähigkeiten abprüfen.
@danieru:
Wenn Du selber wissen willst, ob Du tatsächlich einen JLPT Stufe 2 schaffen würdest, würde ich Dir raten, mal einen der alten JLPT-Stufe 2-Tests zu machen und zu schauen, ob Du auf die nötigen 60% kommst... Ich weiß natürlich viel zu wenig über Dich, um mir Prophezeiungen anmaßen zu können, aber ich vermute trotzdem, daß Du gerade bei den Lese- und Grammatikfragen (die beim JLPT 50% der Punkte ausmachen!) "bikkuri" sein wirst...