Antwort schreiben 
Japans Militärpolitik
Verfasser Nachricht
global mind


Beiträge: 173
Beitrag #31
RE: Japans Militäpolitik
China hat meiner Meinung nach einen enormen Auffarbeitungsbedarf, was die eigene Geschichte angeht. Allein eine Aufarbeitung der Kulturrevolution duerfte das Land fuer die naechsten Jahre bis Jahrzehnte in Beschlag nehmen. Auch bei der gemeinsamen Geschichte mit Japan sehe ich Nachholbedarf, bspw. der Umgang mit den sogenannten Kriegswaisen (残留孤児). Habe letzte Woche erst auf einem Symposium einen ziemlich ergreifenn Zeitzeugenbericht gehoert. Ob China frueher Kriege gefuehrt hat oder was in Tibet und anderen Minderheitenregionen derzeitig geschieht ist meiner Meinung aber getrennt von der Problematik zu sehen.

Japan hat gegen China einen Angriffskrieg gefuehrt und nicht andersherum (Punkt). Der Krieg ist vorbei und 1978 wurde ein Friedensvertrag geschlossen. Damit ist die Sache voelkerrechtlich abgeschlossen. Reperationszahlungen, Wiedergutmachungen und aehnliches haette man in diesem Vertrag regeln koennen. Hat man aber nicht. Damit ist (aus offizieller japanischer Sicht) der Fall erledigt. Diese Argumentation ist in sich schluessig und auch kaum anfechtbar.

Ob das moralisch auch in Ordnung ist, und darueber hinaus zu einen dauerhaften Frieden und besseren Miteinander beitraegt, darf aber, wie ich finde, bezweifelt werden.

Koizumi hat sich fuer die Leiden, die Japan den Voelkern Asiens zugefuegt hat entschuldigt, besuchte aber gleichzeitig mehrmals den Yasukuni-Schrein (noch so eine Trittmine). Da kann man schon mal ernsthaft anzweifeln, wie aufrecht die Entschuldigung gemeint war. Auch wenn der BEsuch rein rechtlich (war als Privatmann da) in Ordnung war, und somit getrennt von seinem Amt zu sehen ist.

Sein Nachfolger im Amt ging noch ein bisschen weiter, und wollte den Schuelern mehr Patriotismus beibringen, weil seiner Ansicht nach die Geschichtsbuecher "anti-japanische" Passagen enthielten, die laut seiner Argumentation nicht bewiesen sind. Das war ausserdem derselbe, der behauptete, dass es keine Beweise dafuer gaebe, dass Zwang auf die "Trostfrauen" (welch Euphemismus!) ausgeuebt wurde (!) und ebenso nicht sicher bewiesen werden koenne, dass der Staat bzw. die Armee "direkt" darin involviert gewesen sei (!). Juristisch wird auch das auf der sicheren Seite sein, denn ausser den Aussagen der Opfer und einiger involvierter Taeter, gibt es keine schriftlichen Beweise die eine direkte Beteiligung des Staates bzw. der Armee belegen (so weit ich weiss). Wie solche Aussagen bei den Betroffenen ankommen, kann man sich ja denken.

Mit solch einer Rethorik kann man in Japan Wahlen gewinnen, aber eben keine dauerhaften freundschaftlichen Beziehungen zu den Nachbarstaaten aufbauen. Lange wird Japan seine Trumpfkarte, die mit der Wirtschaft verbunde Investitionskraft und den Handel, nicht mehr ausspielen koennen. Die Bedingungen fuer den Aufbau einer friedlichen und stabilen Beziehung mit Suedkorea und China waren nie besser als heute. Also lieber spaet als nie.

Um wieder den Bogen zum Ausgangsthema zu bekommen. Dass das Recht zur Selbstverteidigung Japans notwendig ist, steht fuer mich ausser Frage und wird zur Zeit eindrucksvoll von Nordkorea untermauert. Vorgestern bekam ich von meinem Arbeitgeber folgende Rundmail:

Zitat:12月10日(月)から22日(土)までの期間において、北朝鮮が「人工衛星」と称するミサイル発射を予告しております。北朝鮮が設定した落下区域等を考慮すると、我が国領域内に落下するケースは起こらないと考えられますが、万が一我が国領域内に落下する可能性も考慮し、所属職員等に対し、下記事項について周知していただくようお願いします。
                   
1 万が一、落下物らしき物を発見した場合には、決して近寄らず、警察・
 消防に連絡すること

2 万が一、各機関において、落下物等による被害があった場合には、本件
 連絡先の被害状況連絡先にも情報提供すること
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.12.12 02:46 von global mind.)
08.12.12 02:19
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Hachiko
Gast

 
Beitrag #32
RE: Japans Militäpolitik
@Naruto

Dass die Chinesen keine Waisenknaben sind, das dürfte weitläufig bekannt sein. Wenn man bedenkt was sie sich
während des Bürgerkrieges alles gegenseitig angetan haben, Kuomingtang gegen Kommunisten, mit weitaus mehr als
80.000.000 Millionen Toten, mag man wohl arg an der Friedfertigkeit dieses Volkes zweifeln. Und die Geschichte
zeigt , dass die Kaiser Chinas alles andere als harmonielbedürftig waren.
Nichts desto trotz sollten die Greuel, die Japan in diesem Land begangen hat,nicht in Vergessenheit geraten, genauso
wie die Untaten der Nazis in Europa, aber Deutschland hat dazugelernt, Japan scheint sich immer noch dagegen zu
sträuben.
Fazit: Die Position ist eben nicht egal. This my opinion.
08.12.12 10:48
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
global mind


Beiträge: 173
Beitrag #33
RE: Japans Militäpolitik
(08.12.12 10:48)Hachiko schrieb:  während des Bürgerkrieges alles gegenseitig angetan haben, Kuomingtang gegen Kommunisten, mit weitaus mehr als
80.000.000 Millionen Toten, mag man wohl arg an der Friedfertigkeit dieses Volkes zweifeln.
Tippfehler? Oder woher hast du diese Zahl? Selbst im Zweiten Weltkrieg und die durch den "grossen Sprung nach vorn" verursachte Hungersnot, die als weltweit groesste humanitaere Katastrophe gilt, sind nicht so viele Opfer zu beklagen gewesen.
11.12.12 02:27
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Hachiko
Gast

 
Beitrag #34
RE: Japans Militäpolitik
(11.12.12 02:27)global mind schrieb:  
(08.12.12 10:48)Hachiko schrieb:  während des Bürgerkrieges alles gegenseitig angetan haben, Kuomingtang gegen Kommunisten, mit weitaus mehr als
80.000.000 Millionen Toten, mag man wohl arg an der Friedfertigkeit dieses Volkes zweifeln.
Tippfehler? Oder woher hast du diese Zahl? Selbst im Zweiten Weltkrieg und die durch den "grossen Sprung nach vorn" verursachte Hungersnot, die als weltweit groesste humanitaere Katastrophe gilt, sind nicht so viele Opfer zu beklagen gewesen.

Ja, mein Tippfehler bestand darin, dass ich anstatt Maos Herrschaft den chinesischen
Bürgerkrieg erwähnte. Mao und seine Schergen hatten offiziell 60 Millionen Menschen-
leben auf dem Gewissen, die Dunkelziffer dürfte sich auf ca. 80 Millionen belaufen.
11.12.12 10:19
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Narutoforever


Beiträge: 123
Beitrag #35
RE: Japans Militäpolitik
Die deutschsprachige Wikipedia hat mich in Bezug auf China sehr enttäuscht. Ich hätte die Zahl gern überprüft. Ich kann es mir schon vorstellen, dass es mehr als 10 Mio ist, weil die Mao-Herrschaft in erster Linie darin bestand, die größtmögliche Zahl von Menschen zu vernichten. Da mir die Zahlen für Russland (Stalin) bekannt sind, zweifele ich nicht an >10 Mio. Es gab, glaube ich, nur diese zwei Personen (Stalin + Mao), die das eigene Volk so sehr gehasst haben.


------ Edit
Bei Rudolf Rummel (der als Experte auf dem Gebiet gelten könnte, immerhin Bücher etc.) findet man die 60 Mio nicht, aber das Minimum ist wohl 35 Mio.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.12.12 19:49 von Narutoforever.)
11.12.12 18:05
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Shibarite


Beiträge: 47
Beitrag #36
RE: Japans Militäpolitik
Kurze Randbemerkung: Die jüngste Luftraumverletzung durch eine chinesische Maschine im Gebiet der Senkaku-Inseln zeigt doch wieder einmal ganz deutlich, dass die Führung der Volksrepublik China an ihrer Steinzeit-"Diplomatie" festhält. Angesichts solcher Provokationen könnten die von mir persönlich auch keine Entschuldigungen für irgendetwas vor 1945 verlangen. Die chinesische Führung soll sich erst einmal benehmen können, aber offenbar ist denen jede Kultur mit der Kulturrevolution abhanden gekommen.

日々是好日
13.12.12 14:31
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Hachiko
Gast

 
Beitrag #37
RE: Japans Militäpolitik
(13.12.12 14:31)Shibarite schrieb:  Kurze Randbemerkung: Die jüngste Luftraumverletzung durch eine chinesische Maschine im Gebiet der Senkaku-Inseln zeigt doch wieder einmal ganz deutlich, dass die Führung der Volksrepublik China an ihrer Steinzeit-"Diplomatie" festhält. Angesichts solcher Provokationen könnten die von mir persönlich auch keine Entschuldigungen für irgendetwas vor 1945 verlangen. Die chinesische Führung soll sich erst einmal benehmen können, aber offenbar ist denen jede Kultur mit der Kulturrevolution abhanden gekommen.

In puncto schlechte Manieren seitens China stimme ich absolut zu, das Land pfeift
sogar darauf, denn desto schlechter die Manieren, desto mehr Erfolg hat es.
Aber nichtsdestotrotz Japan wird auch künftig mit der Revanche für die begangenen
Untaten rechnen müssen, nicht zuletzt deshalb, weil es nie bereit war, sich
offiziell dafür zu entschuldigen. Und das kommt dem Land der Mitte gerade recht.
13.12.12 18:56
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Narutoforever


Beiträge: 123
Beitrag #38
RE: Japans Militäpolitik
Die letzte Luftraumverletzung zeigt nur, dass Japan völlig alleine da steht. Zwar sind sie irgendwie Vertragspartner von NATO, aber bei dieser Inselngeschichte ist keine Hilfe zu erwarten.

Was die Chinese betrifft... Na ja die Kulturrevolution hat die, die die Manieren hatten, wohl am ehesten beseitigt.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.12.12 20:16 von Narutoforever.)
13.12.12 20:14
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Hachiko
Gast

 
Beitrag #39
RE: Japans Militäpolitik
(13.12.12 20:14)Narutoforever schrieb:  Die letzte Luftraumverletzung zeigt nur, dass Japan völlig alleine da steht. Zwar sind sie irgendwie Vertragspartner von NATO, aber bei dieser Inselngeschichte ist keine Hilfe zu erwarten.

Was die Chinese betrifft... Na ja die Kulturrevolution hat die, die die Manieren hatten, wohl am ehesten beseitigt.

Wie in jeder Diktatur, die Intelligenz wurde stets als erste ausgerottet.
13.12.12 20:38
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
global mind


Beiträge: 173
Beitrag #40
RE: Japans Militäpolitik
(13.12.12 14:31)Shibarite schrieb:  Kurze Randbemerkung: Die jüngste Luftraumverletzung durch eine chinesische Maschine im Gebiet der Senkaku-Inseln zeigt doch wieder einmal ganz deutlich, dass die Führung der Volksrepublik China an ihrer Steinzeit-"Diplomatie" festhält. Angesichts solcher Provokationen könnten die von mir persönlich auch keine Entschuldigungen für irgendetwas vor 1945 verlangen. Die chinesische Führung soll sich erst einmal benehmen können, aber offenbar ist denen jede Kultur mit der Kulturrevolution abhanden gekommen.

Ohne die chinesische Vorgehensweise verteidigen zu wollen. Genau das gleiche macht Japan im Gebiet der Insel Takeshima bzw. Dokdo. Provozieren um die eigenen Ansprueche zu untermauern. Davon erfaehrt man aber in japanischen Medien so gut wie ueberhaupt nichts, und in westlichen nur sehr selten.

Den Vorwurf koennte man also genauso gut Japan machen. Irgendwie erinnert mich das an streitende Kinder im Sandkasten: "der hat aber angefangen...."

@Narutoforever
Japan ist weder Mitglied noch irgendwie mit der NATO verbunden. Einzig mit den USA besteht ein bilaterales Verteidigungsbuendnis. Mit Australien gibt es derzeit Bemuehungen die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen auszubauen.
14.12.12 02:16
Alle Beiträge dieses Benutzers finden Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Japans Militärpolitik
Antwort schreiben 


Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
VR China: Japans Gesandter stirbt kurz nach Amtseintritt hikari 8 3.871 18.09.12 10:00
Letzter Beitrag: Yano
Ein paar Fragen zu Japans Parteiensystem und ihre politische Ausrichtung Japanspolitk 7 6.238 31.03.11 02:32
Letzter Beitrag: Shino
Japans Regierungschef Fukuda tritt zurück madoromi 3 3.297 26.09.08 16:59
Letzter Beitrag: yamaneko
Japans Außenpolitik mit den USA TGinza 11 5.913 16.04.08 11:46
Letzter Beitrag: Trauminsel
Japans Angst vor Nordkorea Anonymer User 14 7.712 21.09.05 02:38
Letzter Beitrag: atomu